Morgen nach der Flutnacht: Auch Dreyer sorgte sich um Wording

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Bundeskanzler Olaf Scholz und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Ufer mit dem Ortsbürgermeister von Ahrbrück, Walter Radermacher. Foto: dpa/Boris Roessler

MAINZ. Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) sieht sich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert: Kurz nach der verheerenden Flut-Nacht mit 135 Toten in Rheinland-Pfalz hatte die damalige rheinland-pfälzische Umweltministerin in einen vierwöchigen Familienurlaub in Frankreich unternommen. Bereits zuvor war Spiegel in die Kritik geraten, weil Chat-Protokolle mit SMS-Nachrichten aufgetaucht waren, die nahelegten, dass sie sich am Morgen nach der Flut v.a. um ihr politisches Image sorgte/. Nun richten sich ähnliche Vorwürfe gegen Spiegels damalige Chefin, Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).

Hatte sich Spiegel damals, am Morgen des 15. Juli 2021, mit ihrem Presseteam darüber ausgetauscht, ein „Wording“ zu finden, dass sie rechtzeitig gewarnt hätten, so berichtet der „Focus“ nun, dass auch Dreyer sich am selben morgen mit ihrem Team darüber beriet, welche Sprachregelung zu finden sei. Als sie kurz nach 8.00 Uhr mehr Informationen über die Dimensionen der Katastrophe erhielt, schrieb sie in einer Chatgruppe umgehend: „Ich brauche ein paar Sätze des Mitgefühls“. Der „Focus“ stellt hierzu die Frage: „Braucht es wirklich entsprechende Souffleure, um seine Betroffenheit angesichts der stetig steigenden Opferzahlen auszudrücken?“

Pikant: Die Ministerpräsidentin verließ am Abend des 14. Juli, um 21.00 Uhr, als die Pegelstände bereits bedrohliche Höhen erreichten, die Staatskanzlei und begab sich in ihre Mainzer Wohnung. Vor dem Untersuchungsausschuss des Landtages erklärte sie am Freitag, sie habe am 14. Juli bis zum späten Abend keinen Hinweis gehabt, „dass es zu einer solchen nie dagewesenen Flutkatastrophe kommen würde“. An den Ablauf des Abends nach 22.00 Uhr könne sie sich nicht mehr genau erinnern, gab Dreyer zum Protokoll. Sie habe mit ihrem Mann telefoniert und Nachrichten geschaut, dann sei sie schlafen gegangen. Zu diesem Zeitpunkt ertranken in der Ahr bereits Menschen. Diese Informationen erreichten die Ministerpräsidentin aber offenbar nicht.

Innenminister Roger Lewentz (SPD) schickte kurz vor 1.00 Uhr am 15.7. eine SMS an die Ministerpräsidentin, dass die Lage eskaliere. Ihre Bodyguards hätten Dreyer wecken können, taten dies jedoch nicht. Als sie am Morgen weitere Kenntnisse erhielt, begann dann auch bei Dreyer, ähnlich wie bei Spiegel, anscheinend die Suche nach dem richtigen „Wording“.

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7 Kommentare

  1. Ich verstehe bezüglich der Rücksprachen mit den Presseteams die ganze künstliche Aufregung nicht. Die selben Absprachen hätte es auch gegeben wenn die Reaktionen in dieser schlimmen Nacht seitens der betroffenen Politiker besser gewesen wären. Politiker stehen im Fokus der medialen Berichterstattung, ganz besonders in solchen Situationen. Jede Äußerung, jedes Wort, jede Geste wird von den Medien seziert und einem im schlimmsten Fall zum Nachteil ausgelegt. Egal was man tut, von irgendeiner Seite hagelt es immer Kritik und politische Gegner wetzen schon die Messer bevor man nur einen Laut von sich gegeben hat. Das Politiker in solchen Fällen eine ganz enge Abstimmung mit professionellen Beratern suchen ist völlig normal. Da jetzt einen Skandal draus zu machen ist absoluter Blödsinn.

  2. Was soll man dazu noch sagen oder schreiben? Es gibt ja immer noch viele Leute hierzulande, die der Meinung sind, dass diese Politiker es gut mit ihnen meinen und die Interessen der Bevölkerung vertreten. Die vertreten leidlich ihre EIGENEN Interessen, das ist doch offensichtlich.

    https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/flut-ausschuss-in-mainz-ein-hohn-fuer-die-opfer-17947644.html

    Von sich aus werden Dreyer/Spiegel nicht zurücktreten und versuchen das auszusitzen. Alternativ werden sie versuchen noch irgendeinen Sündenbock zu finden. Dieser Untersuchungsausschuss hat für die keinerlei Konsequenzen.

    Warum geht die betroffene und im Stich gelassene Bevölkerung im Ahrtal nicht auf die Barrikaden?

    • Nun ist die Grünin endlich zurückgetreten, hat sich „dem Druck gebeugt“.
      KEIN WORT über Versagen, Fehler, keinerlei Einsicht: halt moralisch höherwertige Grüne*innen/d.
      Hat Tradition in dieser Sekte!

    • Weil es deutsche Untertanenmenschen sind, konnte man auf den Fotos mit den Aufräumarbeiten sehen. Die Leute standen bis zu den Knien im Dreck und ölhaltigen Schlamm, was ja nicht sehr gesund ist, aber Hauptsache die Coronamaske war aufgesetzt haha.

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