TRIER. Für den Trierer Profi-Basketball beginnt mit dem Spiel gegen die Baunach Young Pikes (Samstag, 20 Uhr, Arena Trier) eine neue Zeitrechung. Bekanntlich musste die TBB im Frühjahr nach 25-jähriger Zugehörigkeit zur BBL Insolvenz anmelden – die Folge war der Abstieg in die ProA und die Umbenennung in Gladiators Trier. Nun erfolgt also der Neustart mit einer komplett neuen Mannschaft, neuem Trainer, neuer Administration und bescheidenen Zielen.
Wie hoch der Etat nun tatsächlich ist, kann nach etlichen Korrekturen (nach unten) nur noch geschätzt werden. Vermutlich wird dem Verein rund eine Million Euro an Gesamtbudget zur Verfügung stehen, selbst für die zweite Liga nicht gerade üppig. Die Zielsetzung kann unter diesen Voraussetzungen sicherlich nicht der direkte Wiederaufstieg sein. Trainer Marco van den Berg, der die Nachfolge von Henrik Rödl angetreten hat, gibt sich ähnlich unverbindlich wie sein Vorgänger: „Wenn die Saison zu Ende ist, will ich bilanzieren können, dass wir den für uns bestmöglichen Basketball gespielt haben. Für welche Platzierung das reicht, kann ich nicht prognostizieren.“ Konkreter ist da schon eine andere Vorstellung: „Wir wollen das beste Defense- und Rebounding-Team der Liga werden.“

Was eine konkretere Zielsetzung so schwierig macht, ist natürlich der fehlende Vergleich der eigenen Leistungsfähigkeit mit der der anderen Teams. Fast alle Spieler sind neu in der ProA, die meisten ambitionierten Vereine – der Gladiators-Coach nennt Vechta, Gotha und Jena als Topfavoriten – haben zum Teil deutlich mehr Geld zur Verfügung, und zumindest in den ersten Saisonspielen fallen mit Simon Schmitz, Alexander Engel (beide verletzt) und Tim Weber, er wartet auf die Arbeitsgenehmigung aus den USA, drei potentielle Schlüssel- und Führungsspieler aus.
Van den Berg glaubt an eine ausgeglichene Liga, siedelt sie in der Qualität zwischen den ersten Ligen in Holland und Belgien an, „wenn man die drei, vier Topteams außen vor lässt.“ Dass zwischen den guten Ausländern auch in der ProA und dem Gros der deutschen Spieler noch eine große Lücke klafft, sieht er darin begründet, dass in der Nachwuchsförderung in Deutschland noch vieles im Argen liegt. „Da ist Deutschland noch weit vom Niveau Serbiens oder Litauens entfernt.“ In seinem Team wird der 50-Jährige seinen Qualitäten als Nachwuchsförderer frönen können. Der älteste Akteur des Kaders ist Simon Schmitz mit gerade mal 25 Jahren, der jüngste eines Teenager-Quintetts ist Sebastian Herrera mit 17.
Das Gastspiel der Baunach Young Pikes am Samstag wird zu einer ersten Standortbestimmung, zum ersten Prüfstein werden. Denn die Bayern haben als Farmteam des siebenfachen und aktuellen deutschen Meisters Brose Baskets Bamberg eine exzellente Nachwuchsförderung genossen. Und wenn mal Not am Mann ist, kann auch nachverpflichtet werden. So wie vor wenigen Tagen, als Jordan Dumars geholt wurde, der Sohn der NBA-Legende Joe Dumars. Als stärkste Spieler der Gäste bezeichnet „vdB“ den slowenischen Spielmacher Aleksej Nikolic. Ausgleichende Gerechtigkeit, der 19-Jährige, der als eines der größten europäischen Talente auf seiner Position gehandelt wird, fällt verletzt aus. Mit Daniel Schmidt steht allerdings immer noch ein Akteur mit BBL-Erfahrung zur Verfügung. Am Brett waren die Young Pikes mit zwei echten Schwergewichten auf: Johannes Thiemann (205 cm/110 kg) und Leon Kratzer (208 cm/114 kg). Die Altersstruktur bei Baunach ist ähnlich wie bei Trier.

Die Voraussetzungen für einen Auftaktsieg, der die Initialzündung für eine gelungene Saison sein kann, benennt der Gladiators-Coach so: „Wenn unsere jungen Spieler keine Angst haben und das Publikum mitnehmen, dann kann das zum entscheidenden Faktor werden. Wir brauchen den Heimvorteil, um das erste Spiel erfolgreich zu gestalten.“ Den Unterschied zwischen beiden Teams charakterisiert der Holländer so: „Baunach spielt langsamer als wir, mehr auf Ballkontrolle und Systembasketball ausgerichtet, wir setzen auf Tempobasketball. Wenn wir unsere Philosophie umsetzen und auch die anderen Parameter stimmen, dann kann es zum Premierensieg reichen.“
Es gibt noch ausreichend Karten an der Tageskasse. Die Arena öffnet ihre Tore um 19 Uhr.
Der Kader der Gladiators Trier in der Einzelkritik von Trainer Marco van den Berg
#1 – Luca Breu, *06. 04. 1996 in Aachen, Point Guard, 187 cm, 85 kg
Trotz seiner Jugend hat er eine sehr professionelle Einstellung. Athletisch schon sehr weit, starker Verteidiger, der sich im Wurf noch verbessern muss. Seine Zukunft liegt auf der 1. Wird vorerst zusammen mit Rupert Hennen der Back-Up für Kevin Smit sein.
#2 – Benedikt Breiling, 02. 11. 1991 in Trier, Power Forward, 201 cm, 95 kg
Unser Arturas Milaknis (Anm. d. Red.: litauischer Nationalspieler). „Benne“ ist ein tödlicher Werfer, dazu kein Zocker. Er muss seine Emotionalität noch kanalisieren. Solider Verteidiger und Rebounder.
#3 – Kevin Smit, *06. 04. 1991 in Oldenburg, Point Guard, 183 cm, 79 kg
Eigentlich Combo-Guard, wird aber, bis Simon Schmitz und Alexander Engel eingreifen können, unser Nummer 1 auf der 1 sein. Großer Kämpfer mit guter Mentalitat. Trifft nur selten Fehlentscheidungen.
#4 Nicolas Ensch, *27. 12. 1997 in Trier, Small Forward, 196 cm, 80 kg
Ein junges Talent, der physisch auf einem guten Weg ist. Er braucht noch Zeit, ist eine Investition in die Zukunft.
#5 – Rupert Hennen, *30. 10. 1997 in Trier, Point Guard, 180 cm, 80 kg
Seine größte Stärke ist sein Ballhandling. Er wird sein Spieltempo verbessern müssen und seinen Wurf weiterentwickeln.
#6 – Dwayne Evans, *24. 01. 1992 in Bolingbrook (Illinois/USA), 196 cm, 104 kg
Der Allrounder im Team, kann von 1 bis 4 alles spielen, wenn es sein muss, sogar die 5. Er zieht die meisten Fouls. Ein starker Eins-gegen-Eins-Verteidiger. Er braucht noch Erfahrung im europäischen Basketball und muss seinen Wurf stabilisieren.
#8 – Kilian Dietz, *09. 11. 1990 in Wittlich, Power Forward/Center, 202 cm, 103 kg
Ein großer Kämpfer, unser „Warrior“, der uns viele Blocked Shots und Rebounds geben kann. Er denkt und spielt manchmal zu kompliziert. Wenn er lernt, die einfachen Dinge zur richtigen Zeit zu machen, kann er sehr wertvoll für uns sein.
#9 – Simon Schmitz, * 17. 02. 1990 in Berlin, Point Guard, 188 cm, 83 kg
Die Führungspersönlichkeit schlechthin und unser einziger Spieler mit großer Erfahrung. Mit einem tödlichen Wurf ausgestattet. Wenn Simon seine Verletzung auskuriert hat, wird er uns viel besser machen.
#10 – Alexander Engel, 27. 09. 1993, in Nürnberg, Point Guard, 191 cm, 87 kg
Eines der größten deutschen Talente auf der Spielmacher-Position. Verfügt über hohe natürliche Spielintelligenz und über Pro-A-Erfahrung. Wir hoffen, dass er in der kommenden Woche mit dem Training beginnen kann.
#11 – Lars Hopp, *19. 12. 1995 in Trier, Point Guard, 184 cm, 82 kg
Physisch für sein Alter sehr gut entwickelt. Er ist als Combo-Guard ein großes Talent. Wichtig wird sein, wie er Schule und Leistungssport unter einen Hut bringt.
#14 – Tim Weber, * 04. 05. 1993 in Rosebourg (Oregon/USA), Guard/Forward, 203 cm, 83 kg
Ihm fehlt leider noch die Spielgenehmigung. Ihn zeichnet hohe Spielintelligenz aus. Er ist der beste Passgeber im Team.
#16 – Marian Dahlem, *01. 04. 1995 in Trier, Point Guard, 192 cm, 82 kg
Unser Defensivspezialist auf den kleinen Positionen. Er hat eine sehr gute Mentalität. Marian muss vor allem explosiver werden. Wird auf der 1 und 2 eingesetzt.
#21 – Eric Anderson*15. 04. 1993 in Newark (New Jersey/USA), Power Forward/Center, 203 cm, 106 kg
Der Topscorer des Teams, der außerdem die meisten Blocked Shots abliefert. Unser Inside-Allrounder den hohe Basketball-Intelligenz auszeichnet. Bei ihm gilt es in punkto Defensive und Rebounds nur noch Kleinigkeiten zu verbessern. Kann noch mehr Druck von außen machen. Hat BBL-Potential.
#22 – Justin Raffington, *26. 03. 1991 in Hamburg, Power Forward/Center, 206 cm, 107 kg
Unser Zielspieler in der Zone, der seinen Körper mit dem Rücken zum Korb noch mehr einsetzen muss. Für seine Größe sehr beweglich, ein wichtiger Spieler für die Blocked Shots und Rebounds.
#24 – Sebastian Herrera, *01. 11. 1997, in Vitacura (Santiago/Chile), Shooting Guard, 193 cm, 86 kg
Unser jüngster Spieler und unser größtes Talent. Er kann werfen, dribbeln, passen. Physisch muss er noch zulegen. Sebastian hat immer eine positive Aura. Er wird in zwei bis drei Jahren ein vollwertiger BBL-Spieler sein.
#32 – Brandon Spearman, *18. 06. 1991 in Chicago (Illinois/USA), Forward/Guard, 190 cm, 84 kg
Der schnellste Spieler im Team, unsere „F 16“. Wenn er noch lernt, weniger „Alles oder Nichts“ zu spielen, dann hat er eine sehr gute Zukunft vor sich.
Alle Fotos: Helmut Thewalt