Hochwasser-Drama: Katastrophe an Mosel und Ahr nimmt immer größere Ausmaße an

Das Wasser geht zurück, Einsatzkräfte finden ertrunkene Menschen. Die Zahl der Todesopfer steigt auf mindestens 50. Die Lage sei weiter «extrem angespannt», sagt Ministerpräsidentin Dreyer.

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Ministerpräsidentin Malu Dreyer beim Besuch der Leitstelle Trier. Foto: Landesregierung Rheinland-Pfalz

MAINZ/EHRANG/KORDEL/AHRWEILER. Die Hochwasserkatastrophe im nördlichen Rheinland-Pfalz hat über 50 Menschen das Leben gekostet. Die Lage ist nach den Worten von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) «weiterhin extrem angespannt».

Innenminister Roger Lewentz (SPD) erwartet, dass bei den Bergungsarbeiten weitere Tote gefunden werden. Es werde von bis zu 100 Vermissten ausgegangen. Allein in der Verbandsgemeinde Adenau (Kreis Ahrweiler) werden nach Angaben der Verwaltung noch etwa 30 Menschen vermisst.

«Das Leid nimmt auch gar kein Ende», sagte Dreyer am Freitagmorgen bei einem Besuch der Berufsfeuerwehr in Trier. Die Zahl der Toten steige weiter. Überall gehe jetzt das Wasser zurück, daher würden nun Menschen gefunden, die bei der Katastrophe ertrunken seien. «Und da könnte man eigentlich nur noch weinen. Das ist ein Horror.» Viele Bewohner seien in ihrer Existenzen berührt.

Die Einsatzkräfte hätten bei der Rettung von Menschen «Unglaubliches» geleistet, sagte Dreyer. Noch sei die Situation im Land vor Ort «dramatisch». Die Zerstörung sei «einfach immens». Und man müsse am heutigen Tag auch mit der Lage umgehen, dass Menschen jetzt ohne Hab und Gut dastünden. Auch sei die Infrastruktur in vielen Gemeinden zerstört. Dreyer fuhr anschließend von Trier nach Mainz zurück, wo der Ministerrat zu einer weitere Sondersitzung zusammenkam.

Am härtesten traf es den Kreis Ahrweiler. Betroffen sind auch andere Teile der Eifel, der Kreis Trier-Saarburg und in Trier vor allem der Stadtteil Ehrang. Dort war am Donnerstag der Moselzufluss Kyll über die Ufer getreten und hatte große Teile des Stadtteils überschwemmt. Etwa 1000 Bewohner von Ehrang wurden in Sicherheit gebracht. Ein Altenheim und ein Krankenhaus mussten evakuiert werden. Die Stromversorgung ist unterbrochen. Das Wasser fließe in Trier-Ehrang zügig ab, sagte der Chef der Trierer Berufsfeuerwehr, Andreas Kirchartz, am Freitag. «Es werden immer mehr Straßen frei.» Bevor die Menschen zurück könnten, müssten die Häuser von Statikern geprüft werden, sagte Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD).

Auch in dem besonders vom Hochwasser heimgesuchten Dorf Schuld im Ahrtal mit sechs eingestürzten und vielen beschädigten Häusern werde weiter mit Hochdruck nach Vermissten gesucht, sagte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau, Guido Nisius (CDU). Wie viele Menschen in Adenau ums Leben gekommen seien, könne er noch nicht sagen.

«Wir haben immer noch Dörfer, die wir kaum erreichen können», sagte Lewentz im Deutschlandfunk. «Das heißt, schweres Hilfsgerät kann noch gar nicht zugeführt werden.» Wasser- Gas-, und Stromversorgung sowie das Telefonnetz seien vielerorts unterbrochen und zerstört.

In den Hochwassergebieten in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz sind auch mehr als 800 ehrenamtliche Helfer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Einsatz. «Für unseren Verband ist das eine der größten Herausforderungen in seiner Geschichte», sagte DLRG-Präsident Achim Haag. Die Helfer würden von Wasserrettungseinheiten aus Niedersachsen, Hessen und dem Saarland unterstützt.

Auch am Freitag waren noch zahlreiche Strecken und Bahnstrecken gesperrt oder nur eingeschränkt zu befahren. «Die Wassermassen haben Gleise, Weichen Signaltechnik, Bahnhöfe und Stellwerke in vielen Landesteilen von NRW und Rheinland-Pfalz stark beschädigt», teilte die Deutsche Bahn mit.

Die Wetterlage hat sich inzwischen entspannt. Es bleibt aber wechselhaft, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Daher könne es auch weiter zu örtlichen Gewittern mit Starkregen kommen. Erst am Wochenende sollen die Niederschläge aufhören.

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