
TRIER. Zum 200. Todestag von Napoleon Bonaparte an diesem Mittwoch (5.5.) haben Historiker in Rheinland-Pfalz an das Wirken des Franzosen in der Region erinnert. Tausende Emigrantinnen und Emigranten hätten Frankreich direkt nach dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 verlassen, teilten Jort Blazejewski und Stephan Laux von der Professur für Geschichtliche Landeskunde der Universität Trier mit. «In den grenznahen deutschen Gebieten übte besonders das Kurfürstentum Trier eine hohe Anziehungskraft auf Flüchtende aus.»
Wer unter meist hohen Gefahren Frankreich verließ, hoffte Schutz zu erhalten durch den Kurfürsten – eines Onkels des 1793 hingerichteten Königs Ludwig XVI. «Diese Erstbegegnung mit der Revolution bewirkte für einige Teile der Region den erstmaligen Kontakt mit Landfremden.»
In dem im Oktober 1792 eroberten Mainz und im rheinhessischen Umland bildete sich von März bis Juli 1793 eine eigenständige Bewegung, die letztlich einen Anschluss der Region an Frankreich anstrebte.
«Die Mainzer Republik galt liberalen beziehungsweise prorevolutionären Vertretern in nachfolgender Zeit daher als eine Vorwegnahme der Demokratie in Deutschland. Sie setzte einen Meilenstein des politischen Liberalismus – war aber nur von kurzem Bestand, da Stadt und Festung Mainz von österreichischen Truppen erobert wurden. Ab Oktober 1795 hatten die Franzosen die Oberhand.»
1804 habe Napoleon das Rheinland bereist und teils einschneidende Maßnahmen zur Abstellung von Missständen veranlasst, betonten Blazejewski und Laux. «Er reformierte viele öffentliche Lebensbereiche und erließ manches Verschönerungsedikt. Dies hatte nicht zuletzt eine legitimatorische Funktion, nachdem Napoleon ab 1801 die Aufhebung – Säkularisation – fast aller geistlichen Einrichtungen und ungeheure kulturelle Verluste verantwortet hatte.»
Viele von Napoleons Vorhaben seien Realität geworden. «Etwa die Ankündigung, die Porta Nigra dem Anspruch nach in den antiken Urstand rückzubauen.» Größere Visionen wie der Ausbau von Mainz zum «Boulevard de l’Empire» blieben dagegen im Entwurfsstadium stecken.
«Infrastrukturelle Pläne von militärischem Nutzen setzte Napoleon hingegen mit großem Nachdruck um – etwa der schon länger geplante Bau der Grande Route Impériale von Paris nach Mainz und die optische Telegrafenlinie von Metz nach Mainz.» Der «Napoleonsturm» in der Nähe des rheinhessischen Sprendlingen bei Bad Kreuznach erinnere daran.
Napoleon starb am 5. Mai 1821 auf der Atlantik-Insel Sankt Helena in Verbannung. Der gebürtige Korse, der auf dem Höhepunkt der Macht große Teile Europas kontrollierte, wurde 51 Jahre alt. (dpa)