
TRIER. Am Ostermontag wurde St. Gangolf am Hauptmarkt nach dreijähriger Renovierung feierlich wiedereröffnet. In der Renovierungsphase hatte das Kuratorium Markt- und Bürgerkirche zahlreiche Veranstaltungen organisiert, um die Bürgerkirche schrittweise an die Trierer Bürgerschaft zurückzugeben. Daran knüpft das Kuratorium nun an: Die erfolgreiche Reihe „Forum Bürgerkirche“ wird fortgesetzt – und auch für die Aufwertung des idyllischen Kirchhofs hinter dem zauberhaften Rokoko-Portal gibt es eine Idee.
Von Alexander Scheidweiler
Nach dreijähriger Renovierung erstrahlt St. Gangolf in neuem Glanz. Am Ostermontag wurde die traditionsreiche Trierer Markt- und Bürgerkirche mit einem feierlichen Gottesdienst mit Altarweihe durch Bischof Stephan Ackermann wiedereröffnet. Während der langen Renovierungsarbeiten hatte das ehrenamtliche Kuratorium Markt- und Bürgerkirche St. Gangolf die Kirchengemeinde Liebfrauen tatkräftig unterstützt und im Rahmen der gut besuchten Reihe „Forum Bürgerkirche“ eine Vielzahl von bemerkenswerten Veranstaltungen in dem im Erneuerungsprozess begriffenen Kirchenraum organisiert – vom Vortragsabend mit Wolfgang Thierse bis zur Kunstausstellung „Inspiration“ in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kunstakademie, der Gesellschaft für Bildende Kunst und der Kulturstiftung. So riss die Verbindung zwischen der Kirche und der Trierer Stadtgesellschaft nie ab – vielleicht wurde sie sogar gestärkt.

In jedem Falle herrschte am heutigen Freitagvormittag trotz eher mäßigen Wetters ein reges Kommen und Gehen in St. Gangolf, während Bernhard Kaster vom Kuratorium die anwesenden Pressevertreter im Eingangsbereich der Kirche über die weiteren Pläne informierte. Einige der zahlreichen Besucher mag rein touristisches Interesse in die Kirche geführt haben, andere nahmen aber auch in den Bänken Platz und hielten inne, vielleicht zum stillen Gebet, oder zündeten bei der Madonna eine Kerze an. In jedem Falle zeigte der gotische Bau sich an diesem Freitagmorgen außerordentlich lebendig.
Und damit das so bleibt und womöglich noch gesteigert wird, hat das Kuratorium sich einiges einfallen lassen, wie Kaster erläuterte. So wurde ein neuer, informativer Flyer gestaltet, der herausstreicht, dass St. Gangolf seit jeher „ein Symbol für Glaube, Werte, aber auch für eine engagierte Stadtgesellschaft“ ist, so Kaster. St. Gangolf sei dementsprechend „inspirierender Raum sowohl für Gebet und Gottesdienst, aber auch inspirierender Raum der Begegnung und des Austauschs“ – dies gelte in Zeiten der Kirchenkrise umso mehr. In diesem Sinne wolle das Kuratorium die Bürgerkirche zeitgemäß fortentwickeln und „ein Angebot lebendiger christlicher Gemeinschaft“ machen, gemeinsam mit Partnern wie der Katholischen Erwachsenenbildung, der Peter-Wust-Gesellschaft, der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Klaus-Jensen-Stiftung.
Kaster begrüßte in diesem Zusammenhang mit Hiltrud Zock von der Kulturstiftung Trier und dem Kulturdezernenten der Stadt Trier, Markus Nöhl, der bereits als Schirmherr der Ausstellung „Inspiration“ fungiert hatte, herzlich die zwei Neu-Mitglieder, die das Kuratorium inskünftig verstärken werden. Zock und Nöhl verliehen ihrer Freude Ausdruck, dass mit St. Gangolf nun ein weiterer Kulturraum in Trier zur Verfügung steht. Neben etablierten Spielern die der Europäischen Kunstakademie und dem Moselmusikfestival könne dieser auch von den „Vereinen als hauptsächlichen Trägern der ehrenamtlichen Kulturarbeit“ genutzt werden, so Nöhl.

Nicht übersehen werden solle bei allen Aktivitäten des Forums Bürgerkirche indes, dass das geistliche Angebot nach wie vor im Vordergrund steht. Kaster unterstrich daher, dass in St. Gangolf jeden Abend außer samstags um 18.00 Uhr eine Messe stattfindet. Er nenne sie gerne die „Feierabendmesse“. Diese präge die Kirche, werde gut angenommen, sei aber dennoch noch immer nicht so bekannt, wie es wünschenswert wäre: „Es tut nach dem Tag gut, hier um 18.00 Uhr die Messe zu besuchen.“
Fünf große Veranstaltungen sind bis zum nächsten Frühjahr geplant, wobei die Verleihung der Goldenen Meisterbriefe durch die Handwerkskammer Trier als geschlossene Veranstaltung am 8.10. den Auftakt macht. Diese besonders feierliche Veranstaltung unterstreiche den Charakter von St. Gangolf als Kirche der Zünfte und Innungen, sagte Kaster.
Am 16.11. veranstaltet die Katholische Erwachsenenbildung in St. Gangolf einen Vortragsabend unter dem Titel „Kirchen als kulturelles Erbe“. Referentin ist Prof. Dr. Barbara Welzel von der TU Dortmund. Ihr besonderes Anliegen ist der Aspekt der kulturellen Teilhabe, so dass ein „besonders gewinnbringender Vortrag für St. Gangolf“ zu erwarten sei, wie Katharina Zey-Wortmann von der Katholischen Erwachsenenbildung sagte.
Am 9.12. wird der berühmte und mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnete, deutsch-syrische Schriftsteller Rafik Schami in St. Gangolf zu Gast sein und aus seinem aktuellen Roman „Wenn Du erzählst, erblüht die Wüste“ lesen. Als Veranstalter fungiert dann die Klaus-Jensen-Stiftung. Dr. Katja Wolf von der Klaus-Jensen-Stiftung lobte den Autor als Verfasser von menschenfreundlichen Geschichten. Schami scheue sich nicht, Position zu beziehen, seine Werke seien aber stets „getragen von Versöhnung“.
Nach dem großen Erfolg des letztjährigen Jahresabschlusskonzertes, bei dem der Musikverein Pfalzel und das Vokalensembles St. Martin aus Schweich zu hören waren, soll es in diesem Jahr erneut ein entsprechendes Konzert geben. Und das nicht, wie bei so vielen Veranstaltern, am 31.12. oder als Neujahrskonzert am 1.1., sondern am 30.12., so wie im vergangenen Jahr, erklärte Kaster. Diesmal wird der Musikverein Tarforst spielen, erneut gemeinsam mit einem Chor aus der Region, wobei die Gespräche mit den in Frage kommenden Chören noch nicht abgeschlossen seien.

Kaster erinnerte daran, dass im kommenden Jahr das 75. Jubiläum des Grundgesetzes gefeiert werde. Man freue sich daher besonders, dass der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Prof. Dr. Stephan Harbarth, am 11.3.2024 einen Vortrag in St. Gangolf halten werde. Veranstalter ist dann die Konrad-Adenauer-Stiftung.
Pfarrer und Domkapitular Dr. Markus Nicolay betonte, dass die Veranstaltungen auch dazu dienten, „neugierig darauf zu machen, dass wir als Kirche mehr zu bieten haben als Gottesdienste und Fronleichnamsprozessionen“. Die Kirche ziehe sich in einer Zeit, in der das Ansehen gelitten habe, nicht zurück, sondern wolle „Player in der Stadtgesellschaft“ bleiben und zeigen, dass man offen sei für den Dialog, auch mit Menschen, die der Kirche eher fernstehen.
Als mittelfristiges Projekt hat das Kuratorium sich zudem vorgenommen, den „Kirchhof in Wert zu setzen“, so Nicolay weiter, denn dieser verkaufe sich in seiner gegenwärtigen Gestalt unter Wert. Die Idee stehe unter dem Arbeitstitel „Oase Kirchhof St. Gangolf“ und solle den Kirchhof in eine Art Atrium zur Kirche und gleichzeitig eine stille Schattenoase direkt neben dem lebhaften Hauptmarkt verwandeln. Gedacht sei u.a. an die Aufstellung von Bänken, einen Wasserspender sowie zeitgemäße Schautafeln. So solle eine ruhige und nicht-kommerzielle Oase entstehen, was sehr gut mit dem städtischen Projekt „Lebendiges Zentrum Innenstadt“ zusammenpasse. Ein genauer Zeitrahmen lasse sich aber noch nicht abstecken, wie Kaster deutlich machte.
Weitere Information finden sich auf der Homepage der Pfarrei Liebfrauen unter www.liebfrauen-trier.de.