Energiepreis-Explosion: Verbraucherzentrale RLP fordert Nothilfefonds des Landes

Die Beratungsstützpunkte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz wurden zuletzt mit Anfragen überrannt. Die neue Leiterin Heike Troue ist besorgt, dass die Belastungen weiter zunehmen könnten.

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Foto: Jan Woitas/dpa/Symbolbild

MAINZ. Nach 128.000 Kontakten im vergangenen Jahr erwartet die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in diesem Jahr einen weiterhin hohen Beratungsbedarf. «Wir blicken mit Sorge auf den Herbst, wenn vielfach überraschend hohe Heizkostenabrechnungen ins Haus flattern», sagte die neue Leiterin der Verbraucherzentrale, Heike Troue. Nicht nur die Energie sei teurer geworden, sondern auch alle anderen Preise wie für Lebensmittel, Versicherungen oder Pflege kletterten nach oben. «Da ist zu überlegen, ob es auch für Rheinland-Pfalz einen landesweit organisierten Nothilfefonds geben muss» – ähnlich wie in anderen Bundesländern.

Mittel aus einem solchen Fonds könnten Menschen unterstützen, die trotz aller Hilfesysteme in die Insolvenz abzurutschen drohten, sagte Troue. «Bei unseren Beratungen sehen wir, dass vor allem Rentner und Alleinerziehende zu uns kommen, bei denen es schon jetzt nicht mehr reicht», sagte Troue. Daher müsse jetzt mit anderen Organisationen und politischen Akteuren wie dem Sozialministerium überlegt werden, ob das Netz von Hilfeleistungen tragfähig sei. Troue verwies auf eine Untersuchung im Auftrag der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), wonach etwa jeder Siebte von Anfang September bis Anfang Dezember 2022 einen Dispokredit genutzt, also das Konto überzogen hat.

Da die Preisbremsen für Gas und Strom nur bis April 2024 wirksam seien, müsse rechtzeitig über weitere Unterstützungsmaßnahmen nachgedacht werden, sagte Troue. Bislang sei das Gießkannenprinzip vorherrschend gewesen. Künftig sollte «dann viel direkter denen geholfen werden, die sich nicht selbst helfen können».

Die 52-jährige Diplom-Volkswirtin übernimmt zum 1. März die Aufgaben als Vorständin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Sie folgt Ulrike von der Lühe, die zuletzt 15 Jahre lang Chefin dort war. Heike Troue bringt berufliche Erfahrungen unter anderem beim Deutschen Landfrauenverband, bei der Deutschen Welthungerhilfe und beim Verein «Deutschland sicher im Netz» mit. Zuletzt war sie Geschäftsführerin des Fachverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hessen-Thüringen. «Ich bin ein politischer Mensch und verbraucherbewegt», sagte Troue im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Die Zahl der Anfragen bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz ist im vergangenen Jahr um 34 Prozent gestiegen. Allein der Beratungsbedarf zu Energiethemen nahm um 70 Prozent zu. Web-Seminare und zunehmend auch wieder Präsenzvorträge zu Themen wie Wärmepumpen oder Solaranlagen verzeichneten eine Rekordbeteiligung. In den vergangenen drei Jahren sei eine Krise der anderen gefolgt, sagte Troue. Künftig wolle sie aber auch Schwerpunkte auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimawandel setzen.

Der Etat der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hat sich von 2,7 Millionen Euro im Jahr 2007 auf aktuell 6,8 Millionen erhöht. Mit sechs Beratungsstellen und acht Beratungsstützpunkten im Bundesland zählt die Verbraucherzentrale insgesamt 117 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. (Quelle: dpa)

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