Spirituelles Kompendium der Dankbarkeit: Petrus Ceelens neues Buch „Dankzettel“

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Foto: Alexander Scheidweiler

TRIER. Anschließend an seinen 2020 erschienen Band „Denk Zettel. Aus meiner bunten Lebensbibel“, der anregende, geistliche Aphorismen zu vielfältigen Themata enthielt (Lokalo berichtete), hat der aus Belgien stammende Theologe und Buchautor Petrus Ceelen nun das Buch „Dankzettel. Wie Worte weiter wirken“ veröffentlicht, in dem Freunde und Weggefährten von inspirierenden Texten aus dem bis ins Jahr 1978 zurückreichenden Œuvre Ceelens berichten, die sie begleitet und ihr Leben bereichert haben.

Von Alexander Scheidweiler

Der 1943 in Flandern geborene Theologe, der mehrere Jahre in Priesterseminaren in Mainz und Speyer war, bevor ihm klar wurde, dass er „zum Zölibat nicht geschaffen“ war, wirkte als verheirateter Laientheologe 16 Jahre lang als Seelsorger im Gefängniskrankenhaus Hohenasperg bei Ludwigsburg und danach von 1992 bis 2005 als Seelsorger für HIV-Infizierte und Aidskranke im Großraum Stuttgart. Er war damit der erste Aids-Seelsorger einer deutschen Diözese. Vor zwei Jahren wurde bei ihm eine Krebserkrankung diagnostiziert, die auch seinen Blick auf die letzten Dinge nochmals geschärft und das die Dankbarkeit für die Zeit, die bleibt, vertieft hat. So schreibt der Autor im Nachwort:

„Seit ich weiß, dass ich unheilbar krank bin, erlebe ich jeden neuen Tag als ein kostbares Geschenk. Wer denkt, dankt. Danke ist der schönste Gedanke! […] Jetzt ist der Moment, jeden Augenblick intensiv zu erleben. Ich glaube: Was das Leben an Länge verliert, kann es an Tiefe gewinnen. Tiefer schauen, ein Auge haben für das Wunder, das in allem steckt, sich hinter allem verbirgt, den Grund unseres Seins suchen, den Ur-sprung, den springenden Punk finden, im großen Ganzen und im eigenen Leben.“

Petrus Ceelen bei einer Buchpräsentation im Jahre 2016. Foto: Alexander Scheidweiler

Im Ganzen 45 namensgebende Dankzettel, Vor- und Nachwort, einen abschließenden „Petrus-Segen“ sowie ein Literaturverzeichnis enthält der im Verlag Dignity Press erschienene Band auf 144 Seiten. Dass die Dankbarkeit tatsächlich eine der wichtigsten Tugenden ist, auch wenn man unter dem Rubrum „Tugend“ nicht unbedingt oder doch zumindest nicht unbedingt zuerst an den Begriff der Dankbarkeit denkt, hat vor ein paar Jahren sehr schön der Journalist Alexander v. Schönburg in seinem Besteller „Die Kunst des lässigen Anstands. 27 altmodische Tugenden für heute“ dargelegt. In Ceelens „Dankzettel“ trifft man nun ganz konkrete, vielfach anrührende Beispiele dafür, Beispiele von Menschen, die sich dankbar zeigen für ein Wort, einen Satz, einen Aphorismus, ein kleines Gedicht, das ihr Leben bereichert hat.

Die Meta-Meditationen, aus denen die „Denkzettel“ bestehen, sind so vielfältig wie die Autorinnen und Autoren, die Freunde und Weggefährten Ceelens und Leser seiner Bücher. Und sie sind so vielfältig wie die Texte, von denen sie sich haben berühren lassen. Manche der Beiträger haben ihren kompletten Namen angegeben, andere haben die Texte zu dem Sammelband unter ihrem Vornamen eingereicht.

Da ist z.B. Jens-Uwe Schwab, den ein Text aus Ceelens 1999 erschienenem Buch „Jeden Tag neu“ nicht loslässt:

Kein Mensch
ist so schlecht
wie sein Ruf,
keiner so gut
wie sein Nachruf.

Durch zu viel Weihrauch
werden selbst Heilige rußig.

Dieser Text löst bei Schwab die Frage aus:

„Was wünsche ich mir für meinen Nachruf?
Wenn ich auf mich selber einen Nachruf halten sollte, dann wäre in dem Liedtext ‚So leb dein Leben‘ (gesungen von Mary Roos; deutsche Version von ‚My Way‘ von Frank Sinatra) alles gesagt.“

Die deutsche Fassung von „I did it my way“, die Hymne auf das selbstbestimmte Leben, führt denn auch zu einer Reflexion auf die Dankbarkeit:

„Wenn ich zurückblicke, dann soll Dankbarkeit das beherrschende Gefühl sein. […] Hier haben wir nur ein Leben. Das gilt es zu leben und im besten Sinn etwas daraus zu machen und nicht sein eigenes Grab zu schaufeln.“

Gabi geht ein Text über das Lachen aus dem vorangegangenen Buch – „Denk Zettel“ – nach:

Lachst Du in dich hinein,
freut sich dein Innerstes.
Lachst du von Herzen,
lockerst du hundert Muskeln.

Schüttelst du dich vor Lachen
schüttest du Glückshormone aus.
Lachst du Tränen,
badest du deine Seele.

Lachst du über dich,
hast du immer etwas zu lachen.
Lachen ist gesund,
bis du dich tot lachst.

Dieser Text löst bei Gabi dankbare Erinnerungen an heitere Momente mit ihrer verstorbenen Mutter aus:

„Eines Tages holte ich sie mal wieder ab, damit sie ein paar Tage bei mir und meiner Familie verbringen sollte. Meine Schwester Trudel wohnte in ihrer Nähe und kümmerte sich um sie. Sie war dabei, als ich sie abholte und fragte, ob sie auch alles eingepackt habe. Hast Du auch deine Zahnbürste eingepackt (Hosch oa: dei Zoberscht eingepackt? – kurpfälzisch) antwortete meine Mutter (Oh weije dem one Zoh), oh wegen dem einen Zahn. Wie sie es gesagt hat und dabei mit der Hand abgewunken hat, erheitert mich immer wieder, wenn ich daran denke.“

Sabine ist besonders berührt von einem Ceelen-Text in dem es heißt:

Manche Menschen wissen nicht,
dass sie ein Geschenk des Himmels sind.

Sie wüssten es,
würden wir es ihnen sagen.

Hierzu schreibt Sabine:

„Dieser Text ging mir damals – und seither – immer wieder unendlich nahe. Verbunden mit der Frage, ja, warum sagen wir es den Mitmenschen denn nicht, was sie uns bedeuten und wie wertvoll sie unser Leben machen und bereichern – auch dann, wenn es vielleicht Reibungsflächen sind, die den Alltag und die Begegnungen mit ihnen ausmachen. Mit diesem Text kam der Anstoß es umzusetzen und es immer wieder zum Ausdruck zu bringen, denn, in der Pflege und Hospitzarbeit tätig seiend, war mir klar, wenn ich es nicht sage, dann kann es sein, dass es keine Gelegenheit mehr gibt, es ihnen zu sagen.“

Freilich sind auch nicht alle Dankzettel so optimistisch und heiter, viele Beiträge zeugen von dramatischen Lebensläufen und -krisen. Doch das im Titel anklingende Leitmotiv der Dankbarkeit, die Einsicht, dass es trotz allen Widrigkeiten des Lebens viel Beglückendes und Schönes gibt, wenn man es nur sehen will, trägt Ceelens neues Buch.

Alexander v. Schönburg hat in dem erwähnten Besteller über die Dankbarkeit geschrieben: „Dankbarkeit ist der Schlüssel zum Glück. […] Dankbarkeit kann man üben. Man kann sein Gehirn dazu erziehen, auf einem Misthaufen Blumen zu sehen.“ Petrus Ceelen hat mit „Dankzettel“ ein kleines, spirituelles Kompendium der Dankbarkeit vorgelegt, das in Erinnerung ruft, dass die Dankbarkeit auch und gerade eine christliche Tugend ist.

So schreibt er in seinem abschließenden „Petrus-Segen“:

Segne unsere Herzen, damit wir ein weites Herz bekommen.
Du hast ein Herz für uns alle. Ob wir leben oder sterben, du hältst uns alle in deiner gütigen Hand.

Petrus Ceelen. „Dankzettel. Wie Worte weiter wirken.“ Verlag Dignity Press, 144 Seiten, €21,95.

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