Region Trier: Rückgang der Insolvenzzahlen 2020 – „Corona-Hilfen“ verzögern Insolvenzentwicklung

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Symbolbild; dpa

TRIER. Creditreform Trier hat wie immer zum Jahresbeginn das Insolvenzgeschehen des Jahres 2020 in der Region Trier unter die Lupe genommen.

Die Unternehmensinsolvenzen in der Region sind deutlich um 23,48 % zurückgegangen, und zwar von 115 Verfahren in 2019 auf 88 Insolvenzen im Jahr 2020. Deutschlandweit sind die Firmeninsolvenzen um 13,4 % auf 16.300 Fälle (2019: 18.830) gesunken. Bundesweit, ist das der niedrigste Stand seit der Einführung der Insolvenzordnung (InsO) im Jahr 1999.

Der rückläufige Trend der Unternehmensinsolvenzen zeichnet sich auch in der Region Trier ab. Im Kreis Bitburg-Prüm ist die Zahl der Firmenpleiten um 62,07 % zurückgegangen auf 11 Insolvenzen in 2020 (Vorjahr: 29). Weitere Rückgänge sind im Kreis Vulkaneifel von 9 Pleiten in 2019 auf 5 Insolvenzen 2020 (-44,44 %), sowie bei der Stadt Trier mit 41 Insolvenzen 2019 auf 24 in 2020 (-41,46 %) zu vermelden. Ein Anstieg zeichnet sich im Kreis Trier-Saarburg von 20 Insolvenzen in 2019 auf 27 in 2020 (35,00 %) sowie im Kreis Bernkastel-Wittlich von 16 Pleiten auf 21 in 2020 (31,25 %) aus.

Nach Branchen betrachtet ist festzustellen, dass in fast allen Branchen ein Rückgang zu verzeichnen ist. Der Handel weist eine Verminderung von 71,43 % auf 4 Pleiten in 2020 (Vorjahr: 14) aus. Gefolgt von der Baubranche mit einem Minus von 42,11 % (2020: 11; 2019: 19) und der Dienstleistungsbranche, hier verringerte sich die Zahl der Insolvenzen von 81 in 2019 auf 72 in 2020 (-11,11 %). Lediglich im Branchenbereich des verarbeitenden Gewerbes ist die Zahl gleichbleibend, 1 Insolvenz in 2020.

Während das Baugewerbe weiterhin eine gute Konjunkturlage verzeichnet, dürften insbesondere im Handel die staatlichen Hilfsmaßnahmen für den deutlichen Rückgang verantwortlich sein.

Das von den Insolvenzen betroffene Umsatzvolumen beläuft sich auf 34,46 Mio. EUR (- 49,83 %). Von den Insolvenzen sind in 2020 rund 427 Arbeitsplätze betroffen (Vorjahr: 1.209).Unter den von Unternehmen, die 2020 den Weg in die Insolvenz beschreiten mussten, zählt unter anderem die Firma EIFELWERK Systemtechnik GmbH, Malbergweich (2,15 Mio. EUR, 13 Mitarbeiter), die Firma Benedum GmbH, Trier (1,18 Mio. EUR, 31 Mitarbeiter) und die Firma Divendo Integration gGmbH, Bernkastel-Kues (1,1 Mio. EUR, 19 Mitarbeiter).

Ein Rückgang zeigt sich auch bei den Privatinsolvenzen, so ist im Jahr 2020 in der Region Trier mit 227 Privatinsolvenzen (2019: 394) ein deutlicher Rückgang um 42,39 % zu verzeichnen. Bundesweit sind 45.800 private Insolvenzen (Vorjahr: 62.810) vermeldet worden, dies entspricht einem Rückgang von 27,1%.

Eine deutliche Reduzierung weist hier insbesondere der Kreis Trier-Saarburg auf, hier sinkt die Zahl der privaten Pleiten von 120 in 2019 auf 55 in 2020 (-54,17 %). Die gleiche Tendenz zeigt sich auch bei der Stadt Trier, hier geht die Zahl von 134 in 2019 auf 75 in 2020 (-44,03 %) zurück. Ebenso rückläufig zeigen sich die Insolvenzzahlen im Kreis Vulkaneifel -43,33 %, 17 Pleiten in 2020 (2019: 30), im Kreis Bernkastel-Wittlich -34,92 %, 41 in 2020 (2019: 63) und im Kreis Bitburg-Prüm mit einem Rückgang von 17,02 % auf 39 Insolvenzen in 2020 (2019: 47).

Corona-bedingte Einschränkungen, wie beispielsweise bei Schuldnerberatungen und Behörden aber vor allem die Pläne der Bundesregierung zur Reform des Insolvenzrechts wirken sich hemmend auf die Zahl der Privatinsolvenzen aus.

Zur Abfederung der Folgen der Corona-Pandemie hatte die Bundesregierung zahlreiche Hilfs- und Stützmaßnahmen für die Wirtschaft beschlossen und die Insolvenzantragspflicht mehrere Monate lang ausgesetzt. Nachdem die Insolvenzantragspflicht bei Zahlungsunfähigkeit (nicht aber Überschuldung) ab Oktober wieder in Kraft treten wird, dürften das Ende der Eindämmungsmaßnahmen und die Auswirkungen der Wirtschaftskrise die Insolvenzen ab Herbst 2021 deutlich ansteigen.

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