Die Legalisierung der Online-Glücksspiele

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Mit Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrages wird sich einiges im Wettbewerb ändern

Seit Oktober 2020 gehen die Glücksspielaufsichtsbehörden der Bundesländer nicht mehr gegen Anbieter illegaler Casinos im Internet vor, wenn sie denn bestimmte Regeln beachten. Die Bundesländer hatten sich im September auf die Duldung solcher Angebote verständigt.

Vor dem Hintergrund des neuen Glücksspielstaatsvertrages, der am 1. Juli nächsten Jahres in Kraft treten soll, haben die Anbieter, deren Angebote bisher außerhalb des legalen Rahmens lagen, in einer Art Bewährungsphase die Möglichkeit, sich zu beweisen.

Neben dem Schutz der Spieler steht dabei auch die Abschaffung gesetzlicher Grauzonen im Vordergrund, durch die dem Staat durch illegale Angebote jährlich Milliarden Euro an Einnahmen verloren gehen.
Deutschland ist der größte Glücksspielmarkt Europas – aber ein Fünftel der Umsätze werden auf dem Schwarzmarkt erzielt.

Neuerungen des Staatsvertrages
Im Sommer 2021 werden mehr als 30 neue Regeln in Kraft treten, die Nutzer von Online-Glücksspielen schützen sollen. Anbieter, die ihre Lizenzen bisher aus der Europäischen Union oder Malta und Curacao bezogen haben, haben beim Befolgen dieser Regeln die Möglichkeit, in die Legalität zu wechseln.

Die festgelegten Punkten beinhalten zum Beispiel die Verpflichtung, alle Spieler regelmäßig darauf hinzuweisen, wieviel Geld sie gewonnen oder verloren haben, die Möglichkeit, ein monatliches Einsatz-Limit festzuliegen oder die Beschränkung für ein einzelnes virtuelles Automaten-Spiel auf einen Euro. Dazu wird es einen Panikknopf auf der Webseite des Anbieters geben, mit dessen Hilfe sich Spieler für 24 Stunden sofort selbst sperren können.
Sobald der neue Glücksspielstaatsvertrag beginnt, endet die Phase der Duldung. Dann werden erstmals bundesweit Lizenzen für verschiedene Arten des Online-Glücksspiels erteilt. Die Anbieter, die sich in der Duldungsphase bewährt haben, werden bei der Vergabe dieser Lizenzen bevorzugt behandelt.

Wie Spieler legale Casinos finden
Wer im Internet versucht, Online Casinos in Deutschland zu finden, wird mit Angeboten und Werbung überhäuft. Gerade Neueinsteiger können aber die Hilfe spezieller Websites in Anspruch nehmen, die Anbieter bewerten, testen und seriöse Links zu den Online-Angeboten auflisten. Dazu bekommt der Besucher noch weiterführende Informationen über das Spiel- und Wettangebot sowie diverse Bonusprogramme.

Ein großer Punkt: Spielerschutz
Im Rahmen des Schutzes aller Spieler werden verschiedene Maßnahmen eingeführt. So wird eine Sperrdatei eingerichtet, in der Spieler mit Fremd- oder Selbstsperre erfasst werden. Das ist etwa bei Sportwetten, Online-Casinos oder Online-Poker der Fall. Diese Sperrdatei soll bei einer neuen, deutschlandweiten Behörde, die außerdem manipulierte Spielverläufe oder Verstöße gegen Regulierungsvorgaben ahnden soll, geführt werden.

Weiterhin müssen Anbieter für jeden Spieler ein Spielkonto einrichten. Die Veranstalter von Online-Casinospielen, Online-Poker, Sportwetten und virtuellen Automatenspielen im Internet müssen ein „automatisiertes System“ zur Früherkennung von glücksspielsuchtgefährdeten Spielern und von Glücksspielsucht einsetzen.

Neue Richtlinien für Werbung
Künftig darf für Glücksspiele nur noch unter gewissen Voraussetzungen Werbung gemacht werden. Einschränkungen wird es aufgrund der Möglichkeit der Manipulation bei Live-Wetten geben. Andere Ereigniswetten werden aber zugelassen. Die Werbung für Sportwetten kann im Vergleich zu bisherigen Rechtslage deutlich ausgeweitet werden.

Um eine Neuregelung des deutschen Glücksspielmarktes war seitens der Länder schon seit Langem gerungen worden. Grund sind die massiven Veränderungen in den vergangenen Jahren, mit einem rasanten Anwachsen unregulierter Online-Glücksspiele. Schleswig-Holstein war das einzige Bundesland, das in der Vergangenheit Lizenzen für Glücksspiele vergeben hatte.

Wie ist die Resonanz der Anbieter?
Der Vertrag findet positive Resonanz bei den Anbietern und Unternehmen. Ein rechtlich bindendes Regelwerk reduziert die Zahl der illegalen Anbieter, die es auf den Betrug der Spieler abgesehen haben, und bessert den Ruf der gesamten Branche. Allein an die zwei Milliarden Euro verdienen Anbieter illegaler Online-Casinos schätzungsweise im Jahr. Weitere Ideen sind zum Beispiel die Schaffung eines gemeinsamen Gütesiegels oder gemeinsamer Qualitätsstandards. Sie können dem Markt noch zu weiterem Aufschwung verhelfen.

Es gibt auch Kritik
Es gibt aber auch andere Stimmen, die die Duldung und anschließende Einführung des Glücksspielstaatsvertrages weniger rosig sehen.

Zum einen ist da die noch vorherrschende Verunsicherung der Behörden. Wurden illegale Glücksspiel-Angebote in der Vergangenheit geahndet, wird in der Duldungsphase davon Abstand genommen. Die Tatsache, dass der Staatsvertrag aber erst nächstes Jahr in Kraft tritt, lässt die Angst der Behörden-Mitarbeiter umgehen, sich der Strafvereitelung im Amt schuldig zu machen. Die zuständigen Behörden möchten hier mit entsprechenden Dienstanweisungen Klarheit schaffen und ihren Mitarbeitern diese Angst nehmen.

Auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung sowie der Fachbeirat Glücksspielsucht, der die Länder beim Thema Glücksspiel beraten soll, hatten die Duldung mehrfach kritisiert.

Doch ungeachtet wie sich der Markt weiterhin entwickelt, dürften die Hersteller und Entwickler, die schon jetzt einen Anstieg ihrer börsennotierten Unternehmen verzeichnen, stark davon profitieren.

Kann ich legal spielen?
Ja. Aber trotz der Duldungsphase und dem neuen Glücksspielstaatsvertrag sollten Spieler die Sicherheit bei der Online-Unterhaltung dringend beachten. Vor jeder Einzahlung sollte die Seriosität geprüft und das Kleingedruckte gelesen werden. Auch ein Blick ins Impressum verrät, wer hinter dem Angebot steckt und wo er seinen Sitz hat. Online-Casinos aus Übersee können natürlich seriös sein, bieten aber weniger Schutz für den Spieler.
Wer alle Vorgaben beachtet und informiert bleibt, der darf schon heute wieder legal im Online-Casino spielen.

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