Der innerste Antrieb ist Liebe – Bischof Ackermann predigt über Gewalt

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Der Trierer Bischof Stephan Ackermann

Trier – Gewalt im Namen Gottes ist nicht akzeptabel. Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann an Gründonnerstag im Trierer Dom erklärt. „Christliche Gotteskrieger bekämen vom Papst keine Rückendeckung!“ Ackermann predigte über den Zusammenhang zwischen Religion und Gewalt und wandte sich gegen ein falsches Verständnis göttlicher Gewalt.

Der Bischof erklärte, der Gründonnerstag bringe die Gläubigen mit der ganzen Bandbreite des Gottesbildes in Berührung: in der ersten Lesung, dem „gewalttätigen und bluttriefenden Abschnitt aus dem Buch Exodus“ vom Auszug aus Ägypten, mit dem Gott, der durch Ägypten geht und alle Erstgeborenen erschlägt – und im Johannesevangelium mit Jesus, der seinen Jüngern im Abendmahlssaal die Füße wäscht. Hinter beiden stehe die ganze Macht der Liebe. „Diese Macht ist nicht zu instrumentalisieren für Aktionen der Gewalt. Das haben die Verkünder des Evangeliums immer gewusst, und trotzdem brauchte es eine lange und schmerzliche Lerngeschichte des Christentums“, betonte Ackermann.

Dass Mord und Gewalt aus religiösen Motiven ein Missbrauch des Namens Gottes sei, sei für den christlichen Glauben selbstverständlich, „steht doch in der Mitte der Botschaft Jesu sein Aufruf zu Gewaltfreiheit und Liebe“. Doch wenn dieser Exodus-Text an einem der heiligsten Tage des Kirchenjahres vorgetragen werde, „ist das dann nicht doch insgeheim der Beweis dafür, dass auch im biblisch-christlichen Glauben bis heute ein Gewaltpotenzial schlummert, von dem man sich nicht verabschieden will?“ fragte Ackermann. Der Bischof erklärte, die Israeliten hätten bei ihrem Auszug aus Ägypten keine gewalttätigen Aktionen ausgeführt. Das unterscheide sie von den „Gotteskriegern unserer Zeit“, die das Urteil über Andersgläubige nicht Gott überließen, sondern sich ermächtigt sähen, selbst Gewalt anzuwenden.


Zwar habe sich Israel in der Folge nicht der Gewalt enthalten, doch das Gottesbild erweitere sich: „Er bleibt der, der Gewalt über Himmel und Erde hat, aber er wird auch als der entdeckt, dem Barmherzigkeit lieber ist als Schlachtopfer.“ Im der weiteren Heilsgeschichte setze Gott diesen Weg fort: „Äußere Zeichen der Macht und Gewalt treten in seinem Erscheinen in den Hintergrund.“ Die ganze Geschichte Gottes mit der Menschheit dürfe als eine „große Lerngeschichte“ verstanden werden, in ihr wirke eine „staunen-erregende göttliche Pädagogik“: Sie zeige, dass der Gott des Mose, des Elija und der Gott Jesu Christi der wahre und einzige Gott ist. Worauf die Propheten des Alten Testaments schon hingewiesen hätten, breche sich in der Verkündigung Jesu vollends Bahn: „Gottes innerste Kraft, sein innerster Antrieb ist die Liebe.“

Es gebe die berechtige Hoffnung, dass die gröbsten Formen eines falschen Verständnisses göttlicher Gewalt überwunden seien. Doch auch gegen subtilere Formen der Gewalt wie Rechthaberei, Dünkel oder bloßes Desinteresse am Geschick von Menschen seien die Menschen nicht gefeit. „Die Lerngeschichte Gottes mit uns ist noch längst nicht am Ende“, sagte Ackermann. „Bitten wir darum, dass uns der göttliche Pädagoge weiter in seine Schule der Liebe nimmt und erneuern wir unsere Bereitschaft, ihm zu folgen.“ Traditionsgemäß und dem Beispiel Jesu im Johannesevangelium folgend wusch der Bischof im Gründonnerstagsgottesdienst acht Synodalen und vier Ehrenamtlichen aus dem Besucherdienst die Füße.

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