Theater Trier: SPD will Kostenbegrenzung – AfD will Bürgerentscheid

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Mehr als 14.000 Unterschriften für das Theater zählen für die AfD nicht.

TRIER. 40 Millionen sollen erst einmal das oberste Ende der Fahnenstange sein, wenn es um den geplanten Neu- oder Umbau des Trierer Theaters geht. Das sagt Marcus Nöhl, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Trierer Stadtrat. Wenngleich er viel Lob für die Vorarbeiten von Dezernent Thomas Egger hat, will er hier doch eine Grenze ziehen.


Im Gespräch mit lokalo.de sagte er, dass man den Architekten, die an dem Wettbewerb, der ausgeschrieben wird, teilnehmen, sollte man dieses Limit setzen und dann sehen, was in diesem Rahmen machbar ist. Eindeutig hat sich Nöhl auch dafür ausgesprochen, die Möglichkeiten auszuloten, zumindest Teile des bestehenden Theaters in einem Neubau zu integrieren. Diese Option sollte in der Ausschreibung eingebaut werden.

Eindeutiges Signal

Eine klare Meinung hat die SPD auch zur Frage eines Bürgerentscheids. „14.000 Trierer haben sich 2013 für den Erhalt des Theaters ausgesprochen. Ein beeindruckendes Ergebnis, das ohne jegliche Werbung der politischen Parteien zustande gekommen ist“, sagte Nöhl lokalo.de. „Dieses Ergebnis ist ein klares Votum der Trierer Bevölkerung und ein eindeutiges Signal an die Politik.“

Naturgemäß sieht das die Alternative für Deutschland (AfD) anders. Sie fordert nach wie vor einen Bürgerentscheid und ist davon überzeugt, dass sich die Mehrheit der Trierer Einwohner gegen ein Theater aussprechen würde. Nöhls Argumentation ist für die AfD nicht stichhaltig. Allerdings begrüßen die Alternativen, dass durch ihre Initiative offensichtlich auch innerhalb der anderen Parteien eine Diskussion in Gang gekommen ist. Eine solche Diskussion ist angesichts der weitreichenden Bedeutung des Themas längst überfällig und muss im Hinblick auf die geplanten Belastungen für den Steuerzahler unbedingt auch öffentlich geführt werden.


Man muss die Elbphilharmonie nicht als Beispiel bemühen

Nöhls Vorschlag nach einer Deckelung der Kosten, so die AfD in einer aktuellen Presseerklärung. Ist allerdings aus mehreren Gründen nicht zielführend. Zum einen hat die Erfahrung aus vielen ähnlichen Bauprojekten gezeigt, dass es völlig unmöglich ist, finanzielle Aufwendungen durch politische Willenserklärungen zu begrenzen. Man muss nicht einmal das Beispiel der Elbphilharmonie in Hamburg bemühen, deren Kosten sich während der Bauzeit verzehnfacht haben, um mit Sicherheit voraussagen zu können, dass aus projektierten 40 Millionen am Ende mindestens 50, wenn nicht gar 60 oder 70 Millionen werden.

Insofern ist die Forderung der SPD nichts anderes als ein untauglicher Versuch, die Dimensionen der anstehenden Entscheidung zu verniedlichen und damit die Sorgen der Trierer zu zerstreuen. Mit unrealistischen Zahlentricks löst man jedoch keine Probleme, sondern verstärkt bei den Bürgern nur den Eindruck, man wolle ihnen eine ohne ihre Zustimmung verabreichte bittere Pille ein wenig schmackhafter machen.

Eine ganze Menge Verdrehungskünste

Auch der Hinweis auf die Unterschriftenaktion zum Theater kann nicht überzeugen, heißt es in der Presseerklärung weiter. Hier haben rund 13 Prozent der Trierer in einem nicht abgesicherten Verfahren für den Erhalt einer bestimmten Theaterform abgestimmt. Von Neuinvestitionen in Höhe von über 50 Millionen Euro war dabei nicht einmal ansatzweise die Rede. Es erfordert daher schon eine ganze Menge an Verdrehungskünsten, das als demokratisch legitimierte Zustimmung der Trierer Bürger zum geplanten Neubau des Theaters zu deuten.

Andererseits dürfte Herr Nöhl gerade dann, wenn er von der Richtigkeit seiner gewagten Interpretation überzeugt ist, keine Einwände gegen einen wirklichen Bürgerentscheid haben, weil dieser ja zu dem von ihm gewünschten Ergebnis führen würde. Einen solchen Entscheid abzulehnen, zeugt jedenfalls von einem erheblichen Misstrauen in die basisdemokratische Kompetenz der Trierer Bürger, das wir nur mit Befremden zur Kenntnis nehmen können. Die AfD-Fraktion bekräftigt daher noch einmal ihre Forderung nach einem Bürgerentscheid zum Theaterneubau und appelliert an die anderen Fraktionen des Rates, diese zu unterstützen.

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13 Kommentare

  1. Vielen Dank an Lokalo für die faire und ausführliche Berichterstattung über dieses wichtige Thema.
    Zwei kleine Hinweise seien mir als Vorsitzendem der AfD-Fraktion noch erlaubt:
    1. Dass die AfD nach Ansicht von Lokalo „naturgemäß“ für einen Bürgerentscheid ist, empfinden wir als Kompliment. Diese Bewertung zeigt, dass man die Alternative für Deutschland ganz selbstverständlich mit mehr Demokratie und Bürgerbeteiligung verbindet. Dem können wir nur zustimmen.
    2. Wir haben zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass sich die Mehrheit der Trierer gegen einen Theater-Neubau aussprechen würde. Wir fordern ganz einfach, die Bürger entscheiden zu lassen und nehmen dann zur Kenntnis, wie der Bürgerwille ist. Ob das Ergebnis uns passt oder nicht, spielt keine Rolle und wir möchten auch keine Prognose darüber abgeben. Umgekehrt drängt sich natürlich der Verdacht auf, dass die anderen Ratsfraktionen genau deshalb keinen Bürgerentscheid wollen, weil sie fürchten, dass die Menschen eine aus ihrer Sicht „falsche“ Entscheidung treffen. Wenn dem so ist, dann sollten sie dies bitte auch offen den Bürgern kommunizieren. Unser Demokratieverständnis ist ein anderes!

    • Wenn man sich die Beteiligung an wichtigen politischen Entscheidungen, den Wahlen, ansieht, dürfte es nahe liegen, dass man bei einem Bürgerentscheid schon Probleme haben dürfte, überhaupt das Quorum für einen Bürgerentscheid zu erfüllen.

  2. Die Parteien würden sich wundern wie der Bürgerentscheid ausgehen wird. Überall liest man das NIEMAND diesen Um- oder Neubau haben möchte. Vorallem wegen dem vielen Geld, und ist es 2.rangig das ein großer Teil angeblich von Land finanziert wird. Wir haben marode Turnhallen, Kitas, Schulen, Spielplätze und Straßen. Da sollten wir mal zuerst anfangen und etwas verändern. Es kann nicht sein das die Kinder in Trier weiterhin leiden müssen unter schlechten Gebäuden etc. und für ein paar 100 Besucher die das Theater vllt. hat so viel Geld zum Fenster hinaus geworfen wird. Die Besucherzahlen werden weiterhin abnehmen, da die Leute nicht mehr ins Theater gehen sondern Ihre Freizeit lieber anders gestalten. Das Projekt ist zum scheitern verurteilt. Bevor man im Nachhinein, wenn es dann geschlossen wird, nach dem Um- / Neubau durch die fehlenden Besucher sagt „ups, kann ja mal passieren“ sollte man dieses Projekt erst gar nicht starten.

  3. Wie es auch ausgehen mag, den Entscheidern ist de Ansicht der Trierer Bürger völlig egal, Hauptsache, es gibt Geld für ein Theater in der „Großstadt“ Trier, damit man sich präsentieren kann.
    Sehr schlimm, wie man- nicht nur in Trier – hochnäsig auf alles andere sch…. , die lachen doch nur darüber.

  4. Ein Bürgerentscheid wäre perfekt, aber nicht für oder gegen das Theater, sondern: seid Ihr Trierer für ein Theater (ca. 50 Mio), oder wollen wir stattdessen 25 Mio in Schulen, Turnhallen etc investieren (mit der Hälfte der Zuschüsse vom Land. DAS wäre richtungsweisende, nachhaltige und finanzmittelschonende Bürgerbeteiligung! DAS wäre ein Projekt für unseren neuen OB (sofern das Ergebnis so ausgehen würde wie alle vermuten…)

    • Ein Bürgerentscheid muss meiner Erinnerung nach eine Frage haben, die mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet kann, eine Oder-Frage ist da nicht möglich.

  5. Wenn das Theater wie viele Unternehmen Gewinn würde abwerfen, dann ok, aber so, Millionen um Millionen jedes Jahr beischießen, das kann und darf nicht sein.
    Ob Umbau oder Neubau, das Ding wird nie einen Pfennig Gewinn abwerfen und dafür gehört die Hütte dicht gemacht und die Abrissbagger gerufen^, Parkplätze hin und man verdient wenigstens etwas.

  6. Wir habe doch schon ein Theater, zwar nur ein Kasperltheater aber immerhin, wo, in Sichtweite
    des maroden Musentempels, heißt nur zzt noch etwas anders.

  7. Ist die Kultur erst mal ruiniert, lebt sich’s fortan ganz ungeniert.

    Wenn ich die Kommentare sehe, dann finde ich es zwar gut,
    dass hier viele Menschen für Schulbildung plädieren,
    aber eine Stadt, die gute Schulbildung anbietet, sollte dann auch noch
    nach der Schulzeit eine anspruchsvolle Freizeitgestaltung ermöglichen.
    Dafür reichen Sportplätze und Schwimmbäder
    (die gerade für die körperliche Ertüchtigung sehr wichtig sind)
    leider nicht ganz aus.
    Und selbst wenn letztere weniger kosten als ein Theater,
    in dem nun mal hochkarätig ausgebildete Künstler tätig sind:
    Der Gewinn, den die einzelnen Bereiche unserer Kulturlandschaft erzielen,
    ist nur selten direkt in Euros zu sehen.
    Ich hoffe, dass unsere Politiker darüber nachdenken,
    bevor sie blindlings eine Entscheidung an die Buchhaltungsabteilung deligieren!

  8. Ich befasse mich nun schon eine Weile mit der Diskussion um den Neubau/Umbau des Theaters in Trier. Ich persönlich würde einen Bürgerentscheid begrüßen, denn dadurch würde eine klare Meinung der Trierer zur Geltung kommen. Zudem gibt es wesentlich wichtigere Dinge in Trier, die Vorrang haben. Hierzu zählen die Turnhallen, Schulen und noch so viele weitere Dinge. Kultur hin oder her – alles andere hat Vorrang. Andauernd wird gesagt „es muss gespart werden – an allen Ecken und Kanten“. Ein Theater ist für mich nichts lebenswichtiges – also kein Grundbedürfnis. Es ist purer Luxus.

    Wenn ich was zu bestimmen hätte, würde ich das Theater privatisieren lassen und es als Unternehmen wirtschaften lassen. Klar, welcher Unternehmer würde sich darauf einlassen – NIEMAND!
    Ich muss auch meine Brötchen verdienen gehen und werde nicht von der Stadt oder dem Land finanziell bezuschusst. Im Gegenzug darf ich ja auch nicht vergünstigt das Theater besuchen.

    @ Haqui: Ich hoffe nicht, dass sich „unsere“ Politker für einen Neubau/Umbau entscheiden – man sieht was die Landespolitik mit unserem Rheinland-Pfalz angerichtet hat …

    Es darf keine politische Entscheidung werden – es muss eine Bürgerentscheidung werden! Für diesen „Pubes“ möchte ich keine finanzielle Verschwendung von Steuergeldern.

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