MAINZ. Ein Tusch nach dem anderen, Konfettikanonen und nicht endende Helau-Rufe: Bei der Mainzer TV-Fastnacht wird vier Stunden lang geschunkelt, getanzt und gelacht.
Von Bernd Glebe, dpa
Bissig, witzig, frech, albern und kunterbunt: Das Jubiläum zur 70. Ausgabe der Fastnachtssitzung «Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht» bringt jede Menge ausgelassenen Spaß und schunkelnde Tradition, aber auch das messerscharfe Beobachten der politischen Landschaft in Deutschland spielend leicht unter einen Hut. Die ARD überträgt die Mainzer TV-Fastnacht am Freitag um 20.15 Uhr.
Parteien bekommen ihr Fett weg
Wenige Tage nach dem Ausgang der Bundestagswahl schwirren im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz in dem fast vier Stunden dauernden Programm vor allem die karnevalistischen Kalauer über die abgewählte Ampelregierung durch die Luft: Florian Sitte als «Till» spielt in seinem Protokoll seine Streiche mit dem noch amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der genauso sein Fett abbekommt wie ein künftiger Regierungschef Friedrich Merz (CDU).

Den Grünen Vizekanzler Robert Habeck nimmt auch Johannes Bersch in seiner Rolle als «Moguntia» aufs Korn. Thomas Becker als «Motivationsberater» macht ebenfalls vor Alice Weidel und der AfD nicht Halt. In der Kita-Gruppe von Kati Greule dürfen Christian Lindner und Sahra Wagenknecht nach dem verpassten Einzug von FDP und BSW in den Bundestag nicht mehr mitspielen.
Klare Kante für Demokratie und Offenheit
Ganz klare Kante kommt dann von Kabarettist, Komponist und Sänger Lars Reichow als Anchorman der «Fastnachtsthemen»: Ohne Verkleidung und Mundart positioniert er sich trotz aller Pointen und Lacher klar gegen Rassismus und eine Spaltung der Gesellschaft. Demokratie bewahren und mehr Optimismus wagen, ist seine Botschaft.

Dass die Fastnacht und gerade auch die Stadt Mainz für Offenheit, Vielfalt und das bunte Leben stehen, zieht sich durch den ganzen Abend. Bei der fast albernen Fröhlichkeit und dem Kokolores von Martin Heininger und Christian Schier als «Halsbandsittiche mit Migrationshintergrund» geht es ebenfalls um die Message: Es ist egal, wo du herkommst – selbst wenn es aus der in Mainz so unbeliebten hessischen Nachbarstadt Wiesbaden ist.
Tradition und Kokolores
Alexander Leber als «Meenzer Polizist», Jürgen Wiesmann in seiner Rolle als «Ernst Lustig» und Sitzungspräsident Adi Guckelsberger beim Einzug der KI in die Fastnacht halten den schunkelnden und lachenden Besuchern bei der Generalprobe mit messerscharfen Beobachtungen, spitzer Zunge, jeder Menge Sprachwitz in Mundart und mit liebenswertem Spott den Spiegel vor.

Die Mainzer Karnevalsseele wird jedoch am meisten gestreichelt, als die Fastnachtsikone und Mainzer Ehrenbürgerin Margit Sponheimer mit ihrem Evergreen «Am Rosenmontag bin ich geboren» auftritt. Die Stadt Mainz und die Fastnachtstradition werden auch in etlichen Liedern wie von Laura Müller mit ihrem Song «Empire state of Mainz» gefeiert.
«Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht» wird im Wechsel von SWR und ZDF übertragen. Für die Jubiläumssendung am Freitag (28.2.) vor Rosenmontag ist der Südwestrundfunk verantwortlich.
Ach ist das schön wenn man Menschen sieht die unbefangen und heiter das Leben geniessen. Ich möchte an dieser Stelle dringend vor einer extrem bösartigen rechten Kampagne warnen, die den „Narren * innen“ den Spass verderben und den Hass auf Ankommende schüren soll. Ich vermute dass die AFD dahinter steckt, ich habe keine andere Erklärung dafür.
https://www.bild.de/regional/koeln/is-ruft-zu-anschlag-auf-karneval-in-koeln-und-nuernberg-auf-67bdb76cfddb7503d768b331
Angeblich ruft der IS im fernen Islamistan offen zu Anschlägen – auch auf Karnevalsveranstaltungen – auf. Die bösartige Bildzeitung ist sich nicht zu schade dafür diese im sicheren Deutschland völlig unbegründeten Ängste zu schüren.
Mein Appel an alle Karnevalisten*innen: orientiert Euch an Margit Sponheimer und anderen heiteren Menschen, die angstfrei durchs Leben gehen. Zum Glück ist der früher sehr beliebte – bei Abkömmlingen von bekennenden Nazis nicht verwunderlich – Sänger Ernst Neger (Kein Witz, dieser offene Rassismus wurde seinerzeit schamlos gewagt) nicht mehr aktiv.
https://www.youtube.com/watch?v=c_ChCSG_zoY&list=RDc_ChCSG_zoY&start_radio=1
Also lieber Karnevalisten: feiert unbefangen in unserer wunderschönen Heimatstadt. Alles ist wunderbar und geniesst die tollen Tage! Aber eine Bitte: nehmt immer etwas Rücksicht auf unsere zahlreichen Neubürger, die durch unterschiedliche kulturelle Prägung teilweise durch hemmungsloses Verhalten traumatisiert werden könnten!