Pfarreireform: Instruktion aus Rom stößt in Trier und Mainz auf Kritik

Bischof Kohlgriff spricht von einem «Eingriff» in seine Hirtensorge. Generalvikar von Plettenberg will an der Linie der Trierer Synode festhalten, sieht nach einer Intervention des Vatikans im Juni aber nichts Neues in der Instruktion.

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Der Trierer Dom; Foto: dpa-Archiv

TRIER/MAINZ. Der Vatikan hat den Bemühungen um eine Pfarreireform klare Grenzen gesetzt und damit ein kritisches Echo in den Bistümern Mainz und Trier ausgelöst. «Ich kann den Eingriff in meine bischöfliche Hirtensorge nicht so einfach hinnehmen», schrieb der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Mittwochabend. Von unterschiedlichen Reaktionen sprach am Donnerstag der Trierer Generalvikar Ulrich von Plettenberg. Einige im Bistum fühlten sich «in ihrer bewahrenden Haltung bestärkt». Nicht wenige aber seien irritiert und enttäuscht – «bis dahin, dass sie sich von Kirche abwenden wollen».

Die Kleruskongregation des Vatikans verbietet in der am Montag vorgelegten Instruktion «Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche» die Leitung von Pfarrgemeinden durch ein gleichberechtigtes Team von Priestern und Nicht-Klerikern. Außerdem wird die Zusammenlegung von Gemeinden abgesehen von begründeten Ausnahmefällen untersagt.

«Schon jetzt können wir vakante Stellen nicht besetzen», erklärte Kohlgraf mit Blick auf den Priestermangel in ganz Deutschland. Viele Priester klagten über Überforderung wegen der Arbeiten in Verwaltung und Bürokratie. «Gerade dies soll aber der Instruktion zufolge bei den Pfarrern bleiben», kritisierte Kohlgraf und fügte hinzu: «Die von uns geplanten Verwaltungsleiter sind nach den römischen Vorstellungen wohl nicht genehm.» Das Bistum Mainz plane optimistisch mit rund 50 künftigen Pfarreien – bislang sind es rund 300 – und wisse doch, dass diese in etwa 15 Jahren vielleicht nicht mehr alle besetzt werden könnten.

Im Bistum Trier intervenierte der Vatikan bereits Anfang Juni gegen die Umsetzung von Ergebnissen der 2016 abgeschlossenen Synode zur Pfarreireform. Dabei sollten die derzeit knapp 890 Pfarreien zu 35 Großpfarreien zu fusionieren und von Teams aus Pfarrern und Ehrenamtlichen führen zu lassen. Die jetzt von Rom gesetzten roten Linien seien für das Bistum daher nichts Neues, erklärte Generalvikar von Plettenberg. Die Vorgaben des Vatikans seien in den überarbeiteten Plänen für den Reformprozess bereits berücksichtigt. Der Generalvikar betonte, «dass ich den von der Synode vorgeschlagenen Perspektivwechsel weiterhin für richtungsweisend halte».

Die Instruktion mit dem Titel «Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche» habe ihn «mitten in den Urlaubstagen erreicht», schrieb Kohlgraf. Den im August geplanten Beratungen im Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz über die Instruktion wolle er nicht vorgreifen. Er könne jetzt aber nicht wochenlang dazu schweigen.

Die katholische Basisbewegung «Wir sind Kirche» rief zum Widerstand gegen die Anweisungen aus Rom auf: «Mit dieser Instruktion werden vor allem auch alle Frauen von allen Leitungs- und Weiheämtern ferngehalten», teilte ihr Sprecher Christian Weisner mit. «Diese Instruktion erscheint wie ein letzter Aufschrei einer sterbenden Religionsdiktatur.»

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