MAINZ/HANNOVER. Der Unternehmerverband Erotikgewerbe Deutschland hat die in Rheinland-Pfalz kurzfristig gestoppte Wiedereröffnung von Bordellen scharf kritisiert. Präsident Holger Rettig sprach am Dienstag in Hannover von vermutlich über 1000 Sexarbeiterinnen, die sich größtenteils im Ausland auf den Weg gemacht hätten.
Das hätten Rückmeldungen aus Betrieben gezeigt. Viele hätten monatelang keine Einkünfte gehabt und seien praktisch mit dem letzten Geld losgereist. Nun könnten sie Betriebe hierzulande nicht aufnehmen.
In einem Schreiben unter anderem an die Mainzer Staatskanzlei spricht der Unternehmerverband (UEGD) von „verheerenden Folgen“ für Unternehmer und Sexarbeiter. Bei Letzteren sei die Gefahr „einer Abwanderung in die Illegalität“ durch die Entscheidung des Landes stark gestiegen. Zuvor hatte die „Rheinpfalz“ berichtet.
Rheinland-Pfalz hatte ursprünglich geplant, ab Mittwoch (10. Juni) als erstes Bundesland wieder den Betrieb von Bordellen oder anderen Betrieben des Prostitutionsgewerbes unter Auflagen zuzulassen. Am Montagabend folgte die Kehrtwende. Zur Begründung hieß es, es gelte, eine Verlagerung von Sexualdienstleistungen nach Rheinland-Pfalz zu verhindern. Das Ministerium verwies auch auf Rückmeldungen von Ordnungsämtern, wonach die vorgesehenen strengen Hygienevorgaben nicht hätten kontrolliert werden können. Eine Öffnung von Bordellen solle im Gleichklang der Bundesländer erfolgen.
Um ein solch einheitliches Vorgehen müsse sich Rheinland-Pfalz nun dringend bemühen, forderte Rettig. Das Argument mit den schwierigen Kontrollen will er nicht gelten lassen. Die Behörden hätten weitreichende Kontrollbefugnisse, nur so könnten sie zum Beispiel auch die Einhaltung der 2017 mit dem Prostituiertenschutzgesetz eingeführten Kondompflicht kontrollieren. Der UEGD hatte nach eigenen Angaben auch ein eigenes Infektionsschutzgesetz für das Gewerbe bei den Ländern eingereicht. Darin war etwa vorgesehen, dass in einem ersten Schritt nur erotische Massage zugelassen werden können.