Das Ende einer Ära – Letztes Bundesligaspiel der TBB

7
Ein Bild mit Symbolcharakter? Trainer Henrik Rödl verabschiedet sich von den Fans - dieses Mal für immer?

TRIER. 25 Jahre 1. Bundesliga der TBB Trier gehen am heutigen Donnerstag in der Arena Trier (20 Uhr) gegen den MBC zu Ende. Nach dem Antrag auf Insolvenz und dem damit verbundenen Punktabzug war der Abstieg schon vor einer Woche besiegelt. Das Spiel gegen den MBC ist die (vorerst) letzte Gelegenheit für die Fangemeinde, Erstliga-Basketball in der Arena zu sehen und sich von der Mannschaft der Saison 2014/15 zu verabschieden.

Auch wenn die Bundesliga-Historie der Gäste aus Weißenfels viel kürzer ist, als die der Trierer, so finden sich doch Gemeinsamkeiten. Wer sich mit der Geschichte des MBC befasst, kommt nicht an deren schwärzester Stunde – und damit gleichzeitig ihrer hellsten – vorbei: In der Saison 2003/04 musste der Club, der seit 1999 in der höchsten deutschen Spielklasse vertreten war, Insolvenz anmelden, gewann aberwitzigerweise aber im derselben Spielzeit noch mit der FIBA Euro Cup Challenge einen europäischen Wettbewerb – als damals erst zweiter deutscher Verein nach ALBA BERLIN (Korac Cup), später kam noch Göttingen dazu (Euro Challenge). Dann kam der freie Fall ins bisher tiefste Wellental: Bis in die Regionalliga musste der MBC absteigen. Doch die Wölfe bissen sich wieder nach oben: direkter Aufstieg in die 2. Liga Nord, zweimal Vizemeister, 2009 Meistertitel in der Pro A und Wiederaufstieg in die Beko BBL – eine klassische “Cinderella-Story”, wie es im Sportjournalismus so gerne heißt.


Im Oberhaus ist der MBC aus Weißenfels im Burgenland seitdem ein klassischer Abstiegskandidat: Kleine Stadt, überschaubares Budget, ebenso übersichtliche Sponsorenlandschaft. Die Wölfe kümmert dieser Pessimismus nicht, was sicher auch an ihrer Philosophie liegt: Es sei egal, ob sie oben in der Pro A oder im unteren Mittelfeld der Beko BBL mitspielten, solange sie spielten, sagte Wölfe-Manager Martin Geissler einmal sinngemäß. Mit dieser Einstellung steckte man in Weißenfels auch den Abstieg 2010/11 weg, wieder war “Beißen” angesagt. Und diesmal schafften die Wölfe unter Kulttrainer Silvano Poropat den direkten Wiederaufstieg.

Poropat, der erst kürzlich seinen Vertrag um weitere fünf(!) Jahre bis 2020 verlängerte, ist der Mann, der den Wölfen bisher verlässlich die Abstiegssorgen genommen hat: In der letzten Saison stand bis kurz vor Schluss sogar Playoff-Platz 8 zu Buche – erst die TBB verdarb dem MBC den Traum, unter anderem weil Jermaine Anderson in der Stadthalle Weißenfels eiskalt 12 von 12 Freiwürfen versenkte.

Ebenso wie die Geschichte der Wölfe verläuft auch ihre aktuelle Saison in Wellen: Ein Traumstart mit sieben Siegen in den ersten neun Spielen machte die “ewigen Absteiger” in den Augen der Fans kurzzeitig sogar zum sicheren Playoff-Team. Doch das Tal ließ nicht lange auf sich warten: Es folgten Serien von zehn Niederlagen, zwei Siegen und nochmal sechs Niederlagen am Stück, der MBC war zurück im Strudel.

Doch die Wölfe fingen sich – wie zu erwarten. Mit fünf Siegen aus den letzten sechs Spielen belegen sie sicher Tabellenplatz 12. Damit lässt sich in Trier befreit aufspielen.
Auffälligster Wölfe-Akteur ist der deutsche Rookie Christian Standhardinger. Der 25-jährige kam von der University of Hawaii ins Burgenland und war maßgeblicher Bestandteil des Traumstarts: zweistellige Punktzahlen in den ersten acht Spielen und aktuell immer noch 10,2 im Schnitt sprechen deutlich für den Small Forward. Ein weiterer Rookie leitet das Weißenfelser Spiel: Frantz Massenat von der Drexel University verteilt 3,9 Assists pro Spiel und erzielt dabei selbst noch 10 Punkte. Sein Gegenpol: Der serbische Routinier Djordje Pantelic – ein mit allen Wassern gewaschener Power Forward mit 6,7 Rebounds auf dem Zettel. Besonderes Augenmerk dürfte bei der Trierer Defense auf Patrick Richard liegen, und das liegt am Hinspiel zur heutigen Partie: Die Glückwunsch-SMS an Jermaine Anderson nach dessen zwei Wahnsinnsdreiern in Folge zum 72:72 war schon getippt, aber nicht verschickt – da ballerte Richard den Dreier zum 75:72 gegen den Mann rein. Das Spiel endete 77:74 für den MBC.
lokalo.de-Leser berichten direkt von den Orten des Geschehens.
Brandaktuelle News aus erster Hand.

Jetzt lokalo liken und keine News verpassen!

Vorheriger ArtikelSchrecken in der Nacht: Schwerer Baum streift Wohnhaus
Nächster ArtikelÜberschlag: Lieferwagen stürzt Abhang hinab

7 Kommentare

  1. …………..und dann gründen sie wieder einen neuen Verein und machen weiter wie bisher! Alle Gläubiger wurden verarscht und bleiben auf ihren Forderungen sitzen. So etwas gibt’s nur beim Korbball! Unfassbare Sauerei!

    • Das Problem ist unser Insolvenzrecht. Im Grunde dürfte nämlich jemand, der einmal insolvent gegangen ist, ein weiteres Mal nur unter Auflagen/Aufsicht in der Leitung eines Unternehmens sitzen; im Falle einer zweiten Insolvenz dann keine verantwortliche Leitungsposition in einem Unternehmen mehr innehaben dürfen.

      Aber Insolvenzen und Neugründungen/firmierungen durch diejenigen, die den Karren in den Dreck gefahren haben, sind absolut normal.

    • Sie haben schon einen Neuen gegründet. Der wievielte Verein ist das jetzt? Und sofort wieder hochklassige Liga; was ist das denn für eine Sportart, ohne jegliche sportliche Qualifikation sofort hochklassig? Gauklersport passend zu den Verantwortlichen.

      • Der König ist tot es lebe der König. Was ist denn das für ein komischer Sport wo man sich eine andere Identität nimmt und einfach weiter macht, ja sogar in einer hohen liga. Beim Fußball steigt man in die Bedeutungslosigkeit ab und vielleicht bekommt die TBB sogar mal wieder eine Wildcard.Ich habe Basketball nie ernst genommen und werde das auch nie tun denn es ist kein Spitzensport in Deutschland aber das was da in Trier passiert ist ein eigen absoluter Skandal.

  2. Das will ich ja mal nicht hoffen. Man sollte sich bzgl. der Vereinsführung mal über das Sprichwort mit den „neuen Besen“ Gedanken machen.

  3. Ich hoffe mal, dass auch Konsequenzen aus dem Fehlmanagement gezogen werden und in der Nachfolge Spielbetriebsgesellschaft nicht die gleichen Köpfe wieder auftauchen. Allein der Glaube daran fehlt mir!
    Wenn das Kind einfach nur nen neuen Namen bekommt und sich von Prinzip bei den Verantwortlichen nix ändert, dann ist der Weg ja vorprojeziert.

  4. Mal sehen, wie es weiter geht. Quakenbrück will sich keine weitere Saison in der höchsten Spielklasse leisten…

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Die Redaktion behält sich vor, Lesermeinungen zu kürzen. Es besteht kein Anspruch auf die Veröffentlichung Ihrer zugesandten Meinungen. Klarname ist nicht erforderlich. Eine E-Mail-Adresse muss angegeben werden, wird aber nicht veröffentlicht.