Kulturdezernent im Dialog: Millionen fürs Trierer Theater – weiter keine Lösung fürs Exhaus

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Markus Nöhl, Kulturdezernent Trier, spricht im städtischen Videoformat „Ask me anything“. Eingeblendet sind Bürgerfragen zur Finanzierung von Theater und Exhaus.
Kulturdezernent Markus Nöhl beantwortet im Videoformat „Ask me anything“ Bürgerfragen zur Sanierung des Theaters – und zur Zukunft des Exhaus. Im Vordergrund sind kritische Nutzerkommentare eingeblendet, die die ungleiche Verteilung öffentlicher Mittel thematisieren.

Im Rahmen des städtischen Videoformats „Ask me anything“ beantwortete Triers Kulturdezernent Markus Nöhl Fragen aus der Bürgerschaft  zur geplanten Sanierung des Theaters. Während er dabei konkrete Zahlen, Förderperspektiven und Nutzungsideen für die traditionsreiche Spielstätte präsentierte, blieben andere Themen eher vage. Vor allem beim Thema Trierer Exhaus, das seit Jahren leer steht, hinterließen die Antworten einige Fragezeichen. Warum also fließen Millionen in einen Ort der Hochkultur, während ein anderer seit Jahren leer steht?

Exhaus: Viel Gespräch, wenig Plan

Auf die Frage, warum für das Theater Millionen bereitstehen, für das Exhaus jedoch nicht, blieb eine konkrete Antwort aus. Man wolle das Exhaus „in die Zukunft führen“ und arbeite mit den Fraktionen an einer Lösung. Was damit gemeint ist – ob Sanierung, Umnutzung, Verkauf oder Neubau – bleibt offen.

Der „Hort Trier-Nord“, ehemals „Hort Exzellenzhaus“, kämpft seit dem Wegfall des Standortes Exhaus, mit immer schlimmer werdenden Problemen. Foto: lokalo.de (se)

Seit dem Ende des entsprechenden Trägervereins 2021 sei, so Nöhl, die Jugendkulturarbeit der Stadt nicht verschwunden, sondern „gut weitergeführt“ worden. Beratungsangebote, Gruppenarbeit und andere Strukturen seien heute in städtischer Hand und funktionierten. Das eigentliche Problem sei der Verlust des Veranstaltungsbereichs Exil, also der Raum für Konzerte, Partys und Subkultur – und dafür gebe es bisher keine Lösung. „Wir haben viel versucht, aber noch keine gefunden“, so der Dezernent offen.

„Wir hatten ursprünglich vor, das Exhaus zu sanieren – wir standen bereits in den Startlöchern. Das Geld war eingeplant, die Untersuchungen liefen. Und genau in diesem Moment wurde festgestellt: Obacht, da ist deutlich mehr zu tun als gedacht. Seitdem arbeiten wir an einer Lösung – und die brauchen wir auch.“

Die Mehrheit des Stadtrats bekenne sich zur Jugendkulturarbeit und wolle das Gebäude in die Zukunft führen – eine Formulierung, die allerdings keine Antworten auf zentrale Fragen liefert: Wie konkret soll das geschehen? Wer zahlt? Wann beginnt etwas?

Während das Theater also mit Förderquoten, Nutzungsideen und Planbarkeit ausgestattet wird, bleibt das Exhaus weiterhin nur ein Gebäude mit Hoffnung und ohne Perspektive. Ein Ort der offenen Fragen, trotz politischer Bekenntnisse.

Theater: Alles geregelt – inklusive Vision

Deutlich weiter ist man beim Theater. Der Bau ist rund 60 Jahre alt und technisch an vielen Stellen überholt. „Jederzeit könnte der Spielbetrieb eingestellt werden müssen“, so Nöhl. Die Ober- und Untermaschinerie, Ton- und Lichttechnik seien komplex, der Bau ein Spezialfall.

Blick auf den neuen Haupteingang im Entwurf des Wettbewerbssiegers Studio PFP. Das Portal wird an der Gerty-Spies-Straße liegen und sich zur Stadt hin öffnen. Abbildung: Prof. Jörg Friedrich | Studio PFP GmbH, Hamburg

Durch Fördermittel des Landes – „bei der Tufa waren es 60 Prozent“ – sollen sich die städtischen Kosten auf einen einstelligen Millionenbetrag über drei bis fünf Jahre reduzieren. Die Stadt könne sich das leisten, „ohne anderen Projekten etwas wegzunehmen“.

Das Theater soll künftig als sogenannter „dritter Ort“ dienen: Ein Haus, das nicht nur Kulturort ist, sondern Begegnungsraum, Lernort, WLAN-Zone, Gastronomie. Auch eine öffentlich zugängliche Kantine ist vorgesehen. Man solle „auch ohne Vorstellung gerne herkommen“, so der Dezernent.

Schulsanierung: Priorität, aber nicht alles

Auch die Schulen seien, betont Nöhl, ein zentrales Anliegen: „Sie genießen höchste Priorität.“ Für 2025 stehen der Stadt rund 100 Millionen Euro für Investitionen zur Verfügung, rund 25 Millionen davon fließen in Schulen.

Doch die Formel „es wird nichts weggenommen“ reicht vielen nicht. Die Frage ist also nicht nur, ob Schulen „nichts verlieren“, sondern ob sie nicht noch mehr bekommen sollten – gerade, wenn andere Großprojekte wie das Trierer Theater möglich sind.

 Zwei Gebäude, zwei Realitäten

Während das Theater als zukunftsfähiger Ort mit Konzept und Geld dasteht, bleibt das Exhaus weiterhin ein Leerstand mit politischem Willen, aber ohne greifbare Schritte.

Was bleibt: Viel Bewegung beim Theater. Und beim Exhaus-Gebäude? Weiterhin Warten auf den Weg.

 

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4 Kommentare

  1. Schämt euch!

    Die Kosten für die Sanierung des Prestige-Objekts Theater als Begegnungsort sind explodiert und niemanden kümmert es.
    Niemand spricht über die Notwendigkeit immerwährender Subventionen, denn niemals im Leben wird sich das Theater wirtschaftlich gesehen komplett selbst tragen.

    82 Millionen für ein Projekt namens Theater plus Subventionen
    25 Millionen für ALLE Schulen
    Das Ex-Haus geht leer aus.

    Bigotterie pur!
    Wasser predigen, Wein saufen.

    Es bleibt dabei – Kinder haben keine Lobby, sonst würde man die Prioritäten deutlich anders setzen.

    Niemand ist mutig genug die notwendigen Veränderungen in Gang zu setzen!

  2. Markus Nöhl möchte es so machen wie der Sonnenkönig Ludwig XIV.
    und sich selber ein Monument erbauen, damit sich die Trierer auch nach seinem Tod noch
    an ihn erinnern… nur werden viele über ihn lachen.. denn der Begegnugsort wird leider nie einer werden.

    aber das ist Herr Nöhl und den Oberen egal. wie schon Kurt Beck das Bodengutachten zur Hochmoselbrücke…

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