Zwei Brüder – zwei Lebensretter: Saarländer spenden Stammzellen für dänische Leukämie-Patienten

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Stammzellenspender vor der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld
mit ihrer Mutter (Mitte) sowie den beiden Mitarbeiterinnen der Work-up Spenderbetreuung Sina Baldauf (links) und Astrid Mohr (rechts). Foto: Lena Gielen/Stefan-Morsch-Stiftung

BIRKENFELD. Die Brüder Mathias und Nicolas Zaccharopoulos aus dem Saarland haben sich im August 2022 als Stammzellspender registriert und innerhalb von nur vier Wochen Stammzellen für leukämiekranke Patienten gespendet.

Ihre Spenden gingen nach Dänemark, wo sie für zwei Leukämie-Patienten die letzte Chance auf Heilung sind.

Mit einem Flunkyball-Turnier des Vereins Ur e.V. in Urweiler fing alles an: Ursprünglich 2021 für einen jungen Dorfbewohner, der eine Stammzellspende benötigte ins Leben gerufen, ist das Turnier mittlerweile fest im Jahreskalender der saarländischen Gemeinde Urweiler etabliert. Immer mit dabei ist ein Team der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erste Stammzellspenderdatei, um neue potenzielle Lebensretter zu registrieren.

Brüderpaar spendet Stammzellen

Auch Mathias (18) und Nicolas (23) Zaccharopoulos haben sich im August 2022 im Rahmen des Turniers registriert. Ende letzten Jahres haben nun beide innerhalb von nur etwa vier Wochen Stammzellen gespendet. Nicolas, der ältere Bruder, spendete im November 2024, und Mathias folgte im Dezember 2024.

Beide Spenden gingen an zwei an Leukämie erkrankte Dänen. Besonders bemerkenswert ist, dass die Brüder die exakt gleichen HLA-Merkmale haben und sich gegenseitig Stammzellen spenden könnten – eine seltene und wertvolle Übereinstimmung, die nicht automatisch bei Geschwistern vorkommt.

Bei einem Besuch der beiden Brüder in der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld, berichteten sie von ihren Erfahrungen bei der Stammzellentnahme: „Ich wurde wie ein König behandelt“, betont Nicolas, der sofort bereit war zu spenden, als die Stiftung ihn kontaktierte. „Natürlich habe ich ja gesagt – ich habe mich auch total gefreut, dass ich helfen kann.“ Sein jüngerer Bruder Mathias ergänzt: „Mir ging es genauso. Außerdem war ich zur Entnahme in Düsseldorf. Eine tolle Gelegenheit, mir auch noch die Stadt anzuschauen.“

Unterschiedliche Art der Stammzellen-Spende

Aus medizinischen Gründen seitens des Empfängers, haben Nicolas und Mathias auf unterschiedliche Art Stammzellen gespendet. Bei Nicolas erfolgte diese im Rahmen einer sogenannten Apherese: Das ist ein spezielles Verfahren, bei dem Stammzellen aus dem Blut eines Spenders gewonnen werden. Vor der eigentlichen Apherese erhält der Spender über fünf Tage hinweg ein Medikament mit dem Wachstumsfaktor G-CSF (Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor). Dieses Medikament fördert die Produktion und Freisetzung von Stammzellen in die Blutbahn. Am Tag der Entnahme wird der Spender an eine Apheresemaschine angeschlossen. Dies erfolgt über zwei venöse Zugänge, einen in jedem Arm, ähnlich wie bei einer Dialyse. Das Blut wird aus dem Körper in die Maschine geleitet, wo die Stammzellen von den anderen Blutbestandteilen getrennt werden. Das restliche Blut wird wieder zurückgeführt. Dieser Prozess dauert in der Regel drei bis fünf Stunden. Während der G-CSF-Behandlung können grippeähnliche Symptome auftreten, die jedoch meist gut mit Schmerzmitteln behandelt werden können. Nach der Apherese können die Spender in der Regel noch am selben Tag die Klinik verlassen. Die periphere Stammzellentnahme ist eine schonende Methode und wird in etwa 90 Prozent der Fälle bevorzugt.

Mathias hingegen hat über eine Knochenmarkentnahme Stammzellen für seinen Empfänger gespendet. Eine Knochenmarkspende ist ein medizinisches Verfahren, bei dem Stammzellen aus dem Knochenmark eines Spenders entnommen werden. Diese Methode wird bei etwa 10 Prozent der Stammzellspenden angewendet. Die Entnahme erfolgt in einer spezialisierten Klinik unter Vollnarkose. Dabei wird ein Gemisch aus Knochenmark und Blut aus dem Beckenknochen entnommen. Die Menge entspricht etwa fünf Prozent des gesamten Knochenmarks im Körper und regeneriert sich innerhalb weniger Wochen. Nach der Entnahme bleibt der Spender in der Regel ein bis zwei Nächte im Krankenhaus und sollte sich anschließend noch einige Tage zu Hause ausruhen. Es können Schmerzen an der Entnahmestelle auftreten, die jedoch meist gut behandelbar sind. Die Risiken der Knochenmarkspende sind gering und umfassen Beispielsweise Wundinfektionen oder Blutergüsse.

Beide Brüder möchten auch andere Menschen überzeugen, sich als potenzielle Stammzellspender zu registrieren – und haben dafür in ihrem Umfeld kräftig Werbung gemacht: „Für einen selbst ist das alles ganz easy und man kann damit einem Menschen das Leben retten“, betont Nicolas. Mathias ergänzt: „Wir würden das beide jederzeit wieder machen!“
Wer sich registrieren möchte, kann das ganz einfach online über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung unter www.stefan-morsch-stiftung.de. Dort gibt es zudem auch viele Hintergrundinformationen und die Antworten auf häufige Fragen.

Info:

Die Stefan-Morsch-Stiftung ist Deutschlands erste Stammzellspenderdatei. Mitte der 1980er Jahre bewegte das Schicksal des 16-jährigen Stefan Morsch viele Menschen in Deutschland und weltweit. Er war der erste Europäer, dessen Leukämie durch die Übertragung von fremdem Knochenmark geheilt werden konnte. Leider starb Stefan nach einem halben Jahr an einer Lungenentzündung. Seine Idee, in Deutschland eine Datenbank für Stammzellspender:innen aufzubauen, um anderen Leukämiepatient:innen eine Chance auf Heilung zu ermöglichen, ist mit der Gründung der Stefan-Morsch-Stiftung 1986 Realität geworden. Heute sucht und vermittelt die Stiftung Stammzellspender:innen für Transplantationskliniken im In- und Ausland und koordiniert Stammzellentnahmen in enger Absprache mit der transplantierenden Klinik. Im eigenen HLA-Labor werden die eingehenden Blut- und Speichelproben potenzieller Stammzellspender:innen analysiert. Zudem fördert die Stefan-Morsch-Stiftung verschiedene Forschungsprojekte, berät und begleitet Patient:innen und ihre Familien und hilft, wenn Betroffene aufgrund der Erkrankung in eine finanzielle Notlage gekommen sind.

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