MAINZ. Im vergangenen Jahr wurden in Rheinland-Pfalz insgesamt 461 Ermittlungsverfahren wegen Tierquälerei eingeleitet, wie der Südwestrundfunk (SWR) berichtet. Besonders besorgniserregend: Die Dunkelziffer könnte weitaus höher sein, warnen Tierschützer. Laut Landeskriminalamt (LKA) bleibt die Zahl der Tierschutzvergehen seit 2019 konstant hoch. In fast jedem zweiten Fall konnten die Täter ermittelt werden, doch es bleibt unklar, wie viele Fälle überhaupt nie bekannt werden.
Wo die Tierquälerei besonders wütet
Die meisten Fälle wurden demnach im Kreis Bad Kreuznach registriert, dicht gefolgt von den Kreisen Trier-Saarburg und Neuwied sowie dem Westerwaldkreis. Diese Regionen stechen besonders hervor, während Städte wie Pirmasens und Speyer mit nur zwei Fällen pro Stadt auffällig weniger Tierquälerei verzeichneten.
Das LKA macht keine Angaben darüber, welche Tiere am häufigsten betroffen sind, doch Tierschützer sind alarmiert. „Die Zahlen sind erschreckend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist“, erklärt Monika Göttler vom Tierschutzverein Mensch und Tier Bingen, Rheinhessen-Naheland, gegenüber dem SWR.
Schock bei Tierschützern: Massentierhaltung besonders grausam
Tierschützer kritisieren vor allem die Zustände in der Massentierhaltung. „Haustiere haben es oft besser als Nutztiere, die in Massenhaltung gequält werden„, so Göttler weiter. Eva Lindenschmidt von der Auffangstation Tierart in Maßweiler ergänzt: „Die Dunkelziffer ist vermutlich weitaus höher. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Behörden ihre Ermittlungen intensivieren und harte Strafen verhängen.“
Forderungen nach Katzenschutzverordnung
Besonders betroffen zeigt sich Göttler auch über das Leid von Katzen. Sie fordert von der Landesregierung eine Katzenschutzverordnung, die eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Freigängerkatzen beinhalten soll. „Viel Katzenelend könnte dadurch verhindert werden, und auch die Tierschutzvereine wären entlastet“, betont sie.
Tierheime am Limit
Auch die Lage in den Tierheimen ist dramatisch. Immer mehr Problemfälle, besonders verhaltensauffällige Hunde, überfordern die Kapazitäten der Heime. Lukas Walter vom Tierheim Kaiserslautern berichtet gegenüber dem SWR: „Wir sehen immer wieder stark vernachlässigte Tiere. Es gibt keinen direkten Zusammenhang zu den LKA-Zahlen, aber die Situation in den Tierheimen bleibt besorgniserregend.“
Der Deutsche Tierschutzbund weist wiederholt auf die Überlastung der Tierheime hin, die mit einer wachsenden Zahl verhaltensauffälliger Hunde konfrontiert sind. „Das verschärft die ohnehin schwierige Lage im Tierschutz enorm“, so Walter.
(Quelle: SWR)