MAINZ. Rund 12.000 Menschen sind in Rheinland-Pfalz und im Saarland für eine stärkere Tarifbindung in den Unternehmen auf die Straße gegangen.
In Zeiten der Krisen brauchten Menschen Sicherheit im Job und im Alltag, sagte Bezirkschefin Susanne Wingertszahn am Mittwoch bei der zentralen Kundgebung in dem Bezirk zum 1. Mai in Mainz. Dazu gehöre auch ein Lohn, der zum Leben reicht, sowie Arbeitszeiten, die zum Leben passen. «All das erreichen die Gewerkschaften mit guten Tarifabschlüssen.»
Tarife bedeuteten mehr Lohn, mehr Freizeit und mehr Sicherheit. «Nur leider trifft dieser Schutz nur noch auf die Hälfte der Beschäftigten zu», stellte die Bezirksvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) fest. Es müsse aufhören, dass sich Betriebe und Unternehmen aus der Verantwortung stehlen. Stattdessen sollten neue Branchen und Betriebe damit anfangen, sich auch zu Tarifverträgen bekennen.
Tarifverträge ließen die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter auseinanderklaffen, betonte Wingertszahn. «Das stärkt den Zusammenhalt und damit unsere Demokratie. Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) machte sich in Mainz für mehr Tarifbindung in den Betrieben stark. Um das durchzusetzen, müsse es starke Gewerkschaften geben.
Timo Ahr, Vize-Vorsitzender des DGB Rheinland-Pfalz-Saarland, erklärte, dass weniger Tarifbindung in Deutschland rund 43 Milliarden Euro weniger Sozialversicherungsbeiträge, rund 27 Milliarden Euro weniger Einkommenssteuer sowie eine um 60 Milliarden Euro niedrigere Kaufkraft bedeuteten. Deswegen sei es höchste Zeit für eine Tarifwende.
Der Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU), Johannes Heger, betonte dagegen, Forderungen nach mehr Lohn und mehr Freizeit seien angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage nicht nur unrealistisch, sondern auch kontraproduktiv. «Es ist Zeit, dass die Gewerkschaften Besonnenheit zeigen und ihre Erwartungen an die wirtschaftliche Realität anpassen.» Um zu alter wirtschaftlicher Stärke zurückzufinden und die Herausforderungen des gesamtgesellschaftlichen Wandels zu meistern, müsse mehr statt weniger gearbeitet werden.
Insgesamt 19 Veranstaltungen des DGB gab es zum 1. Mai im gesamten Bezirk. Diese standen unter dem Motto «Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit, mehr Demokratie».