“Rechter Kampfbegriff”: “Remigration” ist “Unwort des Jahres” 2023

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Foto: Stephan Jansen/dpa

MARBURG. Das «Unwort des Jahres» 2023 lautet «Remigration». Das gab die sprachkritische «Unwort»-Aktion am Montag in Marburg bekannt. «Das Wort ist in der Identitären Bewegung, in rechten Parteien sowie weiteren rechten bis rechtsextremen Gruppierungen zu einem Euphemismus für die Forderung nach Zwangsausweisung bis hin zu Massendeportationen von Menschen mit Migrationsgeschichte geworden», begründete die Jury ihre Entscheidung.

Man kritisiere die Verwendung des Wortes, weil es im vergangenen Jahr als «rechter Kampfbegriff, beschönigende Tarnvokabel und ein die tatsächlichen Absichten verschleiernder Ausdruck gebraucht wurde».

Mit ihrer «Unwort»-Auswahl greift die mehrheitlich aus Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern bestehende Jury eine hochaktuelle Debatte auf. Am vergangenen Mittwoch hatte das Medienhaus Correctiv Rechercheergebnisse zu einem Treffen in einer Potsdamer Villa veröffentlicht, an dem im November auch einzelne AfD-Funktionäre sowie einzelne Mitglieder der CDU und der erzkonservativen Werteunion teilgenommen hatten.

«Sozialklimbim» landet auf Platz zwei

Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte der Deutschen Presse-Agentur bestätigt, dass er dort über «Remigration» gesprochen habe. Wenn Rechtsextremisten den Begriff Remigration verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang.

Die Sprachwissenschaftlerin und Jury-Sprecherin Constanze Spieß hatte bereits im Dezember berichtet, dass «Remigration» unter den Einsendungen für die «Unwort»-Kür war – also schon vor der nun aktuellen Debatte.

Auf Platz zwei setzte die Jury den Begriff «Sozialklimbim», der im Zuge der Debatte um die Kindergrundsicherung verwendet worden sei. Durch diese Wortwahl werde die Gruppe einkommens- und vermögensschwacher Personen herabgewürdigt und diffamiert und zugleich die Gruppe der Kinder, die von Armut betroffen oder armutsgefährdet seien, stigmatisiert. Den dritten Platz belegt der Begriff «Heizungs-Stasi». Die Jury kritisierte den mit Blick auf das Gebäudeenergiegesetz verwendeten Ausdruck als «populistische Stimmungsmache gegen Klimaschutzmaßnahmen».

Das «Unwort des Jahres» wurde nach verschiedenen Kriterien aus Vorschlägen ausgewählt, die Bürgerinnen und Bürger bis 31. Dezember 2023 eingereicht hatten. Insgesamt gab es dieses Mal 2301 Einsendungen, das waren deutlich mehr als im vorangegangenen Jahr. Sie enthielten 710 verschiedene Begriffe, von denen knapp 110 den Kriterien der Jury entsprachen.

Als «Unwort des Jahres» kommen nach Angaben der Verantwortlichen Begriffe und Formulierungen in Frage, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Wie häufig ein Begriff vorgeschlagen wurde, ist nicht entscheidend für die «Unwort»-Kür. Für 2022 war die Wahl auf «Klimaterroristen» gefallen. (Quelle: dpa)

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6 Kommentare

  1. Warum sollte das Wort Remigration
    ein Kampfbegriff der Rechten sein.

    Alle Menschen, die sich hier unrechtmäßig
    aufhalten, sind von gesetzeswegen sofort
    ausreisepflichtig.

    Hier wird von der aktuellen Regierung
    geltendes Recht gebrochen….,also
    ab marsch marsch, aber dalli dalli.

  2. Verfolgungswahn, es scheint sich aktuell in der Politisch aktiven bzw. Regierungstreuen Gesellschaft breit zu machen. Wie Herr Weber im 1. Kommentar schon richtig schreibt, die, die hier kein Aufenthaltsstatus haben müssen raus und zwar ohne wenn und aber -das ist in anderen Ländern auch gängige Praxis und ganz ohne Rechte Gedanken. Unser Land darf nicht als Einfallstor für Taugenichtse und Tunichtgute den Anschein wahren, wer hierher kommt und sich an der Gesellschaft beteiligt und Respekt und Anstand hat, der darf gerne kommen und bleiben – der Rest kann bleiben wo er/sie/es herkommt.
    Ich hätte als Unwort eher Sondervermögen, Klimaaktivisten, EEG Umlage, CO² Steuer, Heizungsgesetz, *innen usw. usw. alles andere ist Augenwischerei und Verblendung der schwachen Geister von der Realität.

    • Wir bräuchten bitte auch noch ein Un-Unwort des Jahres. Menschenknödel, Mumusalat, Übersterblicher, Fratzengulasch, Knackdiewurst, Rupfdashuhn.

      @alle: Gerne hier weitere Vorschläge posten. Dankedüng.

  3. Ich habe das Wort Remigration noch nie zuvor gehört. Da steckt bestimmt diese unfähige Ampel hinter.
    Wenn ich aber jetzt so darüber nachdenke, so ist es doch das geilste Unwort des Jahres ever.
    🤣

  4. Ich habe mich lange gefragt welchen Sinn diese Wahl zum Unwort wohl hat ? Letztendlich ist es nur ein weiterer Baustein unserer linksgrünen Elite um Menschen die nicht auf ihrer Linie sind zu defamieren und Begriffe aus ihrem Wortschatz zu verunglimpfen!

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