Limes und jüdisches Kulturgut: Große Freude in Rheinland-Pfalz über Entscheidungen zum Unesco-Welterbe

«Ein Tag großer Freude» - die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde von Mainz und Worms freut sich auf Touristen. Die Aufnahme der mittelalterlichen jüdischen Stätten ins Welterbe bedeutet aber auch mehr Verantwortung für die Städte.

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Foto: dpa

MAINZ/FUZHOU. Das Welterbe-Komitee der Unesco hat es spannend gemacht – die Entscheidung zur Aufnahme von zwei weiteren Stätten in Rheinland-Pfalz verzögerte sich am Dienstag zunächst. Aber dann war der Jubel umso größer. «Es ist ein sehr, sehr großer Erfolg», sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) in der Steinhalle des Landesmuseums Mainz. Dort hatte er auf einer Leinwand die Schlussberatungen der Unesco in der chinesischen Stadt Fuzhou verfolgt.

Zuerst wurde das römische Kastell von Remagen als Teil des Niedergermanischen Limes ins Welterbe aufgenommen, dann auch das mittelalterliche jüdische Erbe von Speyer, Worms und Mainz, nach den Anfangsbuchstaben der jüdischen Namen als Schum-Stätten bezeichnet.

«In Rheinland-Pfalz befinden sich mit dem heutigen Tag sieben Welterbestätten», sagte Lewentz – einschließlich der Entscheidung für das Kurbad Bad Ems vom Samstag, zusammen mit zehn anderen europäischen Bädern. Mit den Schum-Stätten werde zum ersten Mal das herausragende jüdische Kulturerbe in Deutschland ins Welterbe aufgenommen. «Das macht uns besonders stolz.» Als Welterbe werden nur Kultur- und Naturstätten von «herausragendem universellen Wert» ausgezeichnet. Lewentz äußerte die Hoffnung, das Welterbe der Schum-Stätten auch in Jerusalem präsentieren zu können.

«Dies ist ein Tag großer Freude», sagte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde von Mainz und Worms, Anna Kischner. Sie hoffe, dass sich der Blick der nun erwarteten Touristen weite für die Schönheit der jüdischen Kultur und dass sie dann Botschafter werden könnten «für die jüdischen Leute, die heute hier am Rhein leben». Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einem wichtigen Zeichen, «dass jüdisches Leben, Religion und Kultur seit vielen Jahrhunderten Bestandteil dieses Landes sind».

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bezeichnete die
Entscheidung als «Votum von unschätzbarem Wert für die kulturelle und historische Vielfalt in Rheinland-Pfalz». Die Schum-Stätten seien nicht nur steinerne Zeitzeugen einer außergewöhnlich reichen jüdischen Geschichte. «Sie stehen auch für den Kulturtransfer zwischen Christentum und Judentum und mahnen uns, dies als gemeinsame, große Chance zu sehen».

In Mainz gehört der als «Judensand» bezeichnete mittelalterliche Friedhof zu den Schum-Stätten – rund 1000 Jahre nach den ersten Beisetzungen sind dort noch viele historische Grabsteine zu finden. Am Zaun des öffentlich noch nicht zugänglichen Friedhofs wurde am Dienstag ein großer Hinweis auf den Welterbe-Status angebracht. Mit der Aufnahme ins Welterbe gehe ein Traum in Erfüllung, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Für die Stadt sei damit auch eine große Verantwortung verbunden. Mainz bereitet ein Besucherzentrum für Einblicke in den Friedhof vor.

Auch in Worms gibt es einen jüdischen Friedhof, den «Heiligen Sand», zudem ein Viertel mit Synagoge, Ritualbad (Mikwe) und Museum. OB Adolf Kessel (CDU) reagierte mit Erleichterung auf die Unesco-Entscheidung. Als Oberbürgermeisterin von Speyer, wo unter anderem eine bedeutende Mikwe erhalten ist, sagte Stefanie Seiler (SPD), auf dieses Ergebnis habe die Stadt jahrelang hingefiebert. Glückwünsche kamen auch vom Bistum Speyer.

Beim Niedergermanischen Limes lag die Federführung für den Antrag bei den Niederlanden, beteiligt waren Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Der Grenzabschnitt beginnt in Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz und endet an der Nordsee in den Niederlanden. Die Grenzregion war ein Zentrum antiker Kultur und Wiege der Städtebildung im Rheinland. Zu römischen Spuren gehören Militäranlagen, Heiligtümer, Statuen und Alltagsgegenstände.

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