TRIER/SPEYER/MAINZ. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ist nach eigenen Worten vom Rücktrittsgesuch von Kardinal Reinhard Marx überrascht worden. Er zolle dem Kardinal, der auch sein Vorgänger als Bischof von Trier ist, Respekt dafür.
“Ich verstehe sein Rücktrittsangebot als starkes Zeichen, dass er mit dieser persönlichen Entscheidung Verantwortung übernehmen will für die Verbrechen sexualisierter Gewalt in unserer Kirche; dass er dies aber auch tut im Namen der Institution, in der er als Erzbischof und Kardinal große Verantwortung trägt”, teilte Ackermann am Freitag mit.
“Es ist offensichtlich, dass sein Schritt erneut alle deutschen Bischöfe herausfordert, sich mit der Frage nach der Verantwortungsübernahme und dem Angebot eines Rücktritts auseinanderzusetzen”, betonte der Trierer Bischof. “Mir selbst ist diese Frage auch nicht fremd.” Sicher werde auch im Kreis der deutschen Bischöfe insgesamt darüber diskutieren werden müssen.
Als Bischof von Trier wolle er weiterhin Verantwortung übernehmen, indem er den Prozess der Aufarbeitung und der Missbrauchsbekämpfung aktiv gestalte, wo es möglich sei, erklärte Ackermann weiter. Wo es vorgesehen und nötig sei, wolle der den Prozess in die “Unabhängigkeit einer Aufarbeitungskommission” geben und diese mit aller Kraft unterstützen. “Dieser institutionelle Aufarbeitungsprozess kommt in unserem Bistum gerade in Gang und dafür bin ich dankbar”, sagte er abschließend.
Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf teilte mit, er nehme die Entscheidung mit großem Respekt wahr. “Jetzt gilt es zunächst, die endgültige Entscheidung von Papst Franziskus abzuwarten”, sagte er in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Er habe Marx als eine wichtige und akzeptierte Stimme der Deutschen Bischofskonferenz erlebt, der sich stets für eine Erneuerung der Kirche eingesetzt hat.
Generalvikar Andreas Sturm vom Bistum Speyer teilte mit, er sei Marx “dankbar dafür, dass er die aktuelle tiefgreifende Krise der Kirche und ihre Ursachen sowie vor allem das Versagen und die Schuld der Kirche in aller Klarheit benenne”. Er schließe sich der Bewertung des Kardinals an, dass sexueller Missbrauch im Raum der Kirche systemische Ursachen habe und dass es dabei um ein Versagen der Institution und ihrer Leitungsverantwortlichen gehe.
Marx hatte am Freitag bekannt gegeben, dass er Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten hat. Die Kirche sei an einem “toten Punkt” angekommen, hatte der Kardinal vor allem mit Blick auf die Vorwürfe von Missbrauch innerhalb der Kirche und deren – aus Sicht vieler – ungenügende Aufarbeitung erklärt.