Bereitschaft ist groß – Unternehmen stehen in Startlöchern für Corona-Impfungen

Nicht nur in Impfzentren und Arztpraxen sollen Menschen gegen Covid-19 geimpft werden können. Spätestens ab 7. Juni sollen auch die Betriebsärzte ins Impfgeschehen eingreifen. Die Bereitschaft in der rheinland-pfälzischen Wirtschaft ist laut IHK-Umfrage sehr groß.

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Ein geimpfter Mitarbeiter sitzt im BASF-Impfzentrum im Wartebereich. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild

MAINZ. In vielen rheinland-pfälzischen Unternehmen steht beim Thema Corona-Impfung die Ampel auf Grün. So erklärte etwa der Pharmakonzern Boehringer-Ingelheim: «Von uns aus kann es morgen losgehen.» Am Hauptsitz in Ingelheim sei alles für den Impfstart vorbereitet, sagte Unternehmenssprecher Matthias Reinig der Deutschen Presse-Agentur. In der Kantine seien die Impfstationen eingerichtet, auch der werksärztliche Dienst und das Registrierungssystem stünden bereit. Losgehen könne es, sobald der Impfstoff geliefert und die behördliche Freigabe erteilt sei. Wann dies genau der Fall sein werde, wisse das Unternehmen noch nicht.

Am Wochenende hatte das Bundesgesundheitsministerium angekündigt, dass bei den Corona-Impfungen spätestens ab der Woche vom 7. Juni auch Betriebsärzte einbezogen werden sollen. Vorgesehen sind dann laut Ministerium für sie mindestens 500 000 Impfdosen pro Woche bundesweit.

Bei Boehringer Ingelheim hält man es für sinnvoll, zunächst die Teile der Belegschaft zu impfen, die auf dem Werksgelände arbeiten. Ein Großteil der Mitarbeiter befindet sich im Homeoffice. Am größten Konzernstandort in Ingelheim (Kreis Mainz-Bingen) arbeiten rund 9000 Männer und Frauen in Forschung, Entwicklung, Produktion und Verwaltung.

Schon einen Schritt weiter in Sachen Impfen als am rheinhessischen Stammsitz ist der Pharmakonzern an seinem Standort Biberach. Dort soll das Unternehmen bei einem Pilotprojekt des Landes Baden-Württemberg bis zu 1000 Dosen Impfstoff für Mitarbeitende erhalten, um für die Landesregierung und andere Betriebe Erfahrungen mit den Abläufen in der betriebsärztlichen Impfung zu sammeln. Das Unternehmen hat dafür nach eigenen Angaben ein Impfzentrum auf dem Werksgelände eingerichtet, das ab Mitte Mai zunächst für Mitarbeitende mit standortgebundenen Funktionen in Betrieb gehen soll. Biberach ist mit über 6500 Beschäftigten die größte Produktionsstätte des Unternehmens für biopharmazeutische Medikamente.

Der Mainzer Spezialglashersteller Schott ist beim Impfen ebenfalls im Stand-by-Modus. «Wir könnten direkt starten: Räumlichkeiten, Personal, Zeitpläne und dergleichen sind vorbereitet», berichtete Unternehmenssprecher Salvatore Ruggiero. Sobald der Impfstoff angeliefert sei, «legen wir los», betonte er. Geimpft würden dann nicht nur die eigenen impfwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch das Personal von Fremdfirmen am Mainzer Schott-Hauptsitz. Ein Signal, wann es genau losgeht, hat auch Schott bislang nicht erhalten.

Für eine Impfung durch Betriebsärzte haben sich auch die vier Industrie- und Handelskammern in dem Bundesland stark gemacht und ein eigenes Konzept entwickelt, das auch der Landesregierung vorgestellt wurde. Der Vorschlag sieht vor, dass neben den beiden bisherigen Standpfeilern beim Impfen – den regionalen Zentren und den Hausarztpraxen – die Betriebe als «dritte Säule» hinzukommen. Ziel der IHK ist es, dass sich in jeder der 129 Verbandsgemeinden des Bundeslandes oder in deren Nähe mindestens ein größerer «Ankerbetrieb» am Impfen beteiligt. In diesen Unternehmen sollen Betriebsärztinnen und -ärzte nicht nur ganze Belegschaften impfen können, sondern auch deren Angehörige und darüber hinaus die Mitarbeiter umliegender Firmen und die örtliche Bevölkerung.

Die Bereitschaft der rheinland-pfälzischen Unternehmen, als dritte Impfsäule mitzuwirken, sei hoch, sagten die beiden IHK-Hauptgeschäftsführer von Koblenz und Rheinhessen, Arne Rössel und Günter Jertz, der Deutschen Presse-Agentur. Durch den angekündigten Impfstart in Betrieben ab dem 7. Juni habe das Thema zusätzliche Dynamik bekommen.

«Ankerbetrieb zu sein ist eine von mehreren Alternativen, mit der Impfen im Betrieb organisiert werden kann, und von denen sicher die anspruchsvollste Variante», erklärte Rössel. Umso erfreulicher sei es, dass eine landesweite IHK-Umfrage in der vergangenen Woche ergeben habe, dass sich 96 Prozent der 363 antwortenden Betriebe für Impfen im Betrieb konkret interessierten und sich 49 Prozent davon gut vorstellen könnten, als Ankerbetrieb auch die Belegschaften umliegender kleinerer Firmen in ihren Räumlichkeiten impfen zu lassen.

«Für den Start zum 7. Juni sind noch einige bundesrechtliche Entscheidungen bis Mitte Mai abschließend zu regeln, damit es losgehen kann», erläuterte Rössel. Modellhaft könnte Rheinland-Pfalz selbst auch im Mai schon mit Tests beginnen. «Auch dazu sind wir mit der Landesregierung noch im Gespräch», sagte er. Die Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU) sei dabei mit von der Partie.

Vorreiter beim Impfen der Belegschaft durch Betriebsärzte in Rheinland-Pfalz war der Chemieriese BASF in Ludwigshafen. Dort war Mitte April ein entsprechendes Pilotprojekt an den Start gegangen.

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