++ Großes Lokalo-Interview: Zu Besuch auf der Geschäftsstelle beim SV Eintracht-Trier ++

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Geschäftsstelle SV Eintracht-Trier; Foto: lokalo.de (se)

TRIER. Macht sich der Fußball-Fan in diesen Tagen auf den Weg zur Geschäftsstelle der Trierer Eintracht, verfällt der „Romantiker“ unweigerlich in Nostalgie und Sehnsucht. Der Blick ins alt ehrwürdige Moselstadion, der Gang durch das Eingangstor – Erinnerungen an viele emotionale Momente kochen hoch und lassen einen für den Moment träumen. Eigentlich scheint alles wie immer, doch spätestens das Passieren des eigentlichen belebten Trainingsgeländes, reisst auch den größten „Romantiker“ zurück in die bittere Corona-Realität. Statt dem üblichen lauten und bunten Treiben auf den zahlreichen Plätzen, herrscht ungewohnte Ruhe. Die Auswirkungen der „Corona-Maßnahmen“ treffen in den aktuellen Zeiten jeden, natürlich auch den größten Sportverein der Region, den SV Eintracht-Trier. Doch während auf dem Gelände scheinbarer Stillstand herrscht, werden auf der Geschäftsstelle die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Vereins gestellt, geplant und angestoßen – eine riesige Herausforderung in diesen aktuell unsicheren und schnelllebigen Zeiten.

Foto: Lokalo.de (se)

Im großen lokalo.de Interview geben Geschäftsstellenleiter Björn Berens und Anton Strotmann (Praktikant), Einblicke in das derzeitige Vereinsleben ohne aktiven Fußballsport. Wie beeinflusst die Pandemie das tägliche Arbeiten auf der Geschäftsstelle, welche neuen Herausforderungen und Themen gilt es nun zu meistern und welche neuen Chancen ergeben sich? Dabei gehen die beiden natürlich auch auf die sportliche und finanzielle Situation der Eintracht ein, erklären mögliche Szenarien einer Beendigung der Saison und zeigen auf, wie großartig und wichtig die Unterstützung von Sponsoren, Mitgliedern und Fans gerade jetzt ist.

Sympathisch, motiviert und offen gewähren Berens und Strotmann dem Leser dabei einen Blick hinter die Kulissen des großen Trierer Traditionsvereins – deren Mitarbeiter, Mitgliedern und Fans eines eint: Die Sehnsucht danach, dass der Ball endlich wieder rollt.

Zunächst einmal vielen Dank für den freundlichen Empfang. Seit November ruht der Fußball auch im Amateursport – das Vereinsgelände wirkt wie leergefegt. Wie nehmt ihr die aktuelle Situation hier vor Ort auf der Geschäftsstelle wahr?

Berens: Es ist natürlich eine traurige Situation und eine gefühlte Ewigkeit vergangen, seit im November der letzte Fußball hier gespielt wurde. Nicht nur für die Herrenmannschaften, auch für unsere elf Jugendteams mit über über 200 Kindern. Hier ist ja normalerweise immer etwas los.

Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf eure tägliche Arbeit? Wie hat sich das Tagesgeschäft verändert?

Berens: Das Tagesgeschäft ist natürlich aktuell ein anderes geworden. Arbeiten wir normal immer auf den Wochenend-Spieltag hin, vor allem bei den Heimspielen gibt es Termine und Deadlines, damit Samstags alles passt, beschäftigen uns nun natürlich andere Fragen.

Der Arbeitsalltag ist umstrukturiert und grundsätzlich ein anderer geworden, einhergehend mit weniger Publikumsverkehr. Wir versuchen dies zu nutzen um verschiedene Aktionen, Themen und Prozesse neu anzustoßen und weiterzuentwickeln. Dinge, für die man im normalen Ligabetrieb vielleicht auch nicht immer Zeit hat. Jedoch sehnen wir alle den Tag herbei, an dem wir wieder dort hinten ins Moselstadion können, hoffentlich mit Fans.

Eintracht-Trier Geschäftsstellenleiter Björn Berens
Sportlich gesehen lief es für den SVE bislang in dieser Saison. Nach acht Spieltagen der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar Nord, grüßt der Verein von der Tabellenspitze. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge in der Liga?

Berens: Grundsätzlich ist es natürlich sehr schade. Wir hätten gerne den erfolgreichen sportlichen Verlauf fortgeführt und waren sehr zuversichtlich für den restlichen Saisonverlauf.
Nichtsdestotrotz muss man sich nun immer mehr Gedanken machen, ob die Saison überhaupt zu Ende gebracht werden kann. Dies wird von Vereinen und Verband auch getan. Am 11. März findet hierzu eine gemeinsame Videokonferenz aller Oberligavereine statt. Hier wird, auf Basis der Ergebnisse der nächsten Ministerpräsidenten-Konferenz am 3. März und möglichen Lockerungen im Amateursport, gemeinsam diskutiert wie es weitergeht – Ausgang ungewiss.

Welche Szenarien gibt es seitens der Oberliga die Saison zu beenden, an deren Ende natürlich auch der Aufstieg stehen könnte?

Berens: Das Ziel der Oberliga ist es, bis zum 13. Juni alle Spiele zu absolvieren. Alle Spiele bedeuten in diesem Falle, die Spieltage in den Staffeln. So hätten alle Vereine 22 Spiele absolviert. Nur dann darf gemäß der Spielordnung auch eine Wertung der Saison erfolgen und der Erstplatzierte würde aufsteigen. Wieder Fußball zu spielen wäre schon das Wunschszenario, welches jedoch abhängig von vielen Faktoren und politischen Entscheidungen ist.

Was passiert wenn die Saison nicht gewertet werden kann? Wie verhält es sich mit einem möglichen Aufstieg?

Berens: Wenn diese 22 Spiele nicht erreicht werden, wird die Saison annulliert – es würde auch keine Absteiger geben. Das Thema Aufstieg hinge dann von der übergeordneten Liga ab. Das heisst, dass die Regionalliga das Recht darauf hätte, Aufsteiger zu empfangen, welche die Oberliga empfiehlt. Sprich die Oberliga könnte den Tabellenersten, gegebenenfalls zusätzlich den Zweiten, empfehlen und die Regionalliga könnt dann sagen, wir füllen das Feld auf. Da es in der Regionalliga auch sechs Absteiger gibt, wäre also Platz.

Wie lässt sich vor diesem ungewissen Hintergrund auch finanziell vernünftig planen?

Berens: Die beiden möglichen Szenarien wie der Spielbetrieb durchgeplant werden kann, bedingen natürlich auch die Finanzplanung der nächsten Monate. Es ist viel davon abhängig wie oft wir spielen. Haben wir Zuschauer? Zahlen wir Prämien? Die Spieler wären dann auch nicht mehr in Kurzarbeit. Seitdem wir die Fristen kennen, sind wir der Planung und Aufstellung beider Szenarien durch, was sehr hilfreich ist. Jetzt gilt es abzuwarten und sich für unsere Interessen einsetzen.

Wie handlungsfähig ist der Verein in der aktuellen Lage aufgestellt? Ist die Eintracht finanziell für die kommenden Zeit gewappnet – egal in welchem Szenario die Saison ein Ende findet?

Berens: Finanziell treffen uns vor allem die fehlenden Zuschauereinnahmen. Hier haben wir jedoch schon vor der Saison sehr vernünftig kalkuliert. Zuschauer verändern sich natürlich auch mit dem sportlichen Erfolg, was auf 17 Spiele einen erheblichen Unterschied ausmacht. Mit lediglich vier Heimspielen oder gar keinen Zuschauern, konnten wir im Vorfeld natürlich auch nicht rechnen. Wir versuchen jedoch stets eher immer pessimistisch zu kalkulieren, um dann sagen zu können, dass wir uns noch weiter verbessern können.

Auch durch die Unterstützung von allen Seiten, dem Kurzarbeitergeld und Überbrückungshilfe, konnten wir uns ganz gut aufstellen. Sponsorenvertäge gelten oft im Vorlauf – bezüglich eventueller Rückerstattungen bei einem Abbruch der Saison sind wir mit unseren Partnern jetzt schon in einem guten Austausch. Grundsätzlich können wir uns nur bei allen Sponsoren bedanken die uns, obwohl sie selbst auch von der Krise betroffen sind, im Moment die Treue halten. Da können wir nur den Hut vor ziehen und sind weiterhin optimistisch, dass wir das weiterhin gut hinbekommen.

Wie und mit welchem Fokus nutzt ihr die momentane „spielfreie Zeit“? Mit welchen Themen habt ihr euch dabei intensiver beschäftigt und auseinandergesetzt?

Berens: Allgemein haben wir versucht die digitalen Möglichkeiten die wir haben, insbesondere die Social-Media Kanäle und Möglichkeiten die wir dort haben, weiter auszubauen. Ebenfalls haben wir ein neues Newsletter-System eingeführt, mit welchem wir nicht nur wie bislang unsere Mitglieder informieren, auch auf unsere Sponsoren ausgeweitet. So erhält jeder ein monatliches Update mit wichtigsten News des Vereins und bleibt auch weiterhin informiert.

Umfeld- und Sponsorenpflege sind gerade jetzt ein wichtiges Thema, wenn sich nicht persönlich getroffen werden kann. Es gibt viele Interessengruppen rund um den Verein, die wir insbesondere über unsere digitalen Kanäle gut mit Informationen versorgen wollen. Wir wollen die Menschen die ein Herz für den SVE haben ansprechen können, aktive Kommunikation leben. Getreu unserem Motto: „Mir senn daobei“.

Während derzeit der Ball auf dem Rasen ruht, nutzt der Verein vor allem die Social Media um Mitglieder und Fans auf dem Laufenden zu halten. Als Sportpartner der „E-Sports-Liga Trier by lokalo.de“ unterstützt die Eintracht auch die virtuelle Zusammenkunft von über 30 Mannschaften aus der Region auf der Konsole. Wie kam hier der Kontakt zu Stande und wie steht der Verein dem Thema E-Sports gegenüber?

Strotmann: Der Kontakt zu den Organisatoren kam direkt über Instagram. Die Jungs haben uns einfach angeschrieben und gefragt, ob wir nicht Lust hätten mit einer Mannschaft an den Start zu gehen. Wir haben kurz diskutiert und uns entschlossen zwar kein eigenes Team zu stellen, uns aber trotzdem als Partner engagieren zu wollen. Der E-Sport und vor allem die neue E-Sports-Liga Trier, ist ein tolles Projekt. Viele, vor allem junge Leute machen mit.

Die Liga passt zu unseren Werten. Wir wollen möchten aktives Vereinsleben ermöglichen. Die tolle Resonanz und Motivation, gerade auch der vielen teilnehmenden Mannschaften ist einfach klasse. Es ist super organisiert und schön zu sehen, dass viel geteilt, geliket und gepostet wird. Jung, fußballorientiert, aus der Region, das ist natürlich auch eine interessante Zielgruppe. Als Verein sollte uns daran gelegen sein, zu den Vereinen und Spielern im Umfeld ein gutes Verhältnis zu haben und solche Projekte die wir als gut empfinden, auch zu unterstützen.

Engagierte, regionale Fußballer die sich Gedanken machen über den Vereinssport in der Region, der aktuell vor besonderen Herausforderungen steht. Da sind wir gerne dabei.

Die Organisatoren konnten über 30 Teams aus den Kreisligen der Region für die Liga gewinnen, unterstützt durch engagierte Partner wie lokalo.de, der Sparkasse Trier, Coca-Cola, New Mintons, … und dem SVE als exklusiven Sportpartner. Wie ist die bisherige Resonanz zu eurem Engagement auf dem für sicherlich auch für euch bisher „fremdem Terrain“ ?

Strotmann: Die Resonanz ist absolut super und die Jungs sind super engagiert. Alles auf ehrenamtlicher Basis und Eigeninitiative. Das muss man als größter Fußballverein der Region einfach honorieren, und das versuchen wir mit unserem Engagement. Uns alle eint die Sehnsucht nach Fußball – 30 Teams, das ist schon Wahnsinn.

Ich persönlich stand dem E-Sport vor Corona auch kritischer gegenüber. Meine Wahrnehmung jetzt ist aber, wenn schon nicht richtig kicken, dann wenigstens virtuell. Die Bereitschaft der Vereine ist einfach grandios, hier sind ja nicht nur zwei Personen involviert. Das ist schön zu sehen und umso schöner wenn man dies unterstützen kann.

Dürfen die Fans sich auf eine eigene Eintracht „E-Sport-Abteilung“ freuen?

Strotmann: Natürlich nimmt das Thema immer Fahrt auf. Grundsätzlich sehen alle im Verein den Schritt im Moment noch nicht als notwendig an, aber wir setzen uns natürlich mit dem Thema auseinander. Auch um nicht in ein paar Jahren „überrascht“ zu werden.

Prinzipiell haben wir aber noch genug mit der Fußballabteilung zu tun und vor der Brust. Ausschließen kann man ein künftiges Engagement aber nicht, warum auch.

Auch in schwierigen Zeiten kann sich der Verein auf Mitglieder, treue Sponsoren und kreative Fans mit besondern Unterstützungs-Aktionen verlassen. Welche Aktionen habt ihr als Verein durchgeführt und was hat der Verein noch geplant?

Berens: Die Unterstützung aus dem Umfeld ist einmalig, das Engagement aller Beteiligten groß. Unsere bisher größte Aktion war sicherlich die Adventskalender-Aktion „Türchenjäger“. Ein hervorragendes Zusammenspiel von Anhängern und Sponsoren, die wirklich tolle Gewinne bereitstellten und tatkräftig unterstützten. Außerdem haben wir in Absprache mit der Fanszene unseren Online-Shop nach und nach erweitert. Seit Dezember läuft auch unsere „Geisterspiel-Tickets-Aktion“.

Aktuell starten wir eine neue Aktion mit unserem Partner REWE Tim Schirra, der sich immer Gedanken macht wie er die Region unterstützen kann. Hier stellen Lieferanten ausgewählte regionale Produkte zur Verfügung, deren Verkaufserlös der Eintracht zu Gute kommt – das ist für den Verein natürlich großartig.

Vielen Dank für eure Zeit und die tollen Einblicke zur aktuellen Situation des Vereins. Bleibt gesund und natürlich Alles Gute für die kommenden Wochen und Monate.

Berens: Sehr gerne, wir bleiben optimistisch und schauen nach Vorne!

Das Interview führte lokalo.de Chefredakteur, Sebastian Schmitz

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