TRIER. ALBA Berlin, das ist für viele Basketballfans, gerade an der Mosel, noch immer der größte Name im deutschen Basketball. Obwohl die letzte Meisterschaft nun schon fast sieben Jahre zurückliegt, ist sicherlich noch was dran am Nimbus ALBA. Morgen gastiert die TBB in der Bundeshauptstadt (18.30 Uhr, O2 World).
Wenn man als TBB-Fan an schöne Duelle mit den Albatrossen zurückdenkt, schießen einem vor allem Heimspiele in den Kopf. Allen voran natürlich der legendäre Sieg von 1998, in dem Carl Brown sich selbst ein Denkmal gesetzt hat. Aber auch der Heimsieg von 2004 und die vielen weiteren ausverkauften Spiele in der Arena, die immer wieder die Highlights der Saison waren.
Aber auch in der Berliner O2 World, die bald Mercedes-Benz Arena heißen wird, gibt es (mindestens) ein Spiel, an dass sich jeder Trierer gerne erinnert wird: am 24. April 2013 hat die TBB die Albatrosse am vorletzten Spieltag jäh aus den Vorbereitungen für die Playoffs gerissen. Nachdem gerade der Klassenerhalt sichergestellt worden war, spielten die Trierer voller Euphorie auf, gingen erst hoch in Führung, lagen später mit 13 Zählern zurück und siegte am Ende mit 91:88.
Die Brose Baskets und der FC Bayern München haben Berlin in den letzten Jahren sportlich und auch finanziell ein wenig den Rang abgelaufen. Einen Trumpf haben die Berliner allerdings, den ihnen so schnell niemand abnehmen kann: Die O2 World, die größte und schönste Halle der Liga, hat NBA-Niveau. Hier wird auch am Samstagabend gespielt, wenn die TBB zu Gast an der Spree ist. Oft wird dann wieder der Blick an die Hallendecke gehen, wo zu Ehren von Henrik Rödl das Trikot mit der Nummer 4 hängt.
In dieser Saison schien es lange, als wäre ALBA wieder ganz oben angekommen. 14 Spiele blieb man ungeschlagen, die Tabellenführung in der Beko BBL war damit sicher. Der FC Bayern konnte gleich zweimal besiegt werden – im Champion Cup vor der Saison und regulär am sechsten Spieltag. Erst am zweiten Weihnachtsfeiertag setzte es die erste Niederlage: bei den Brose Baskets ging man mit 98:69 unter. Es folgten weitere fünf Siege, bis es in den Februar ging: Diesen Monat würde man in Berlin wohl gerne aus dem Kalender streichen: Alle drei Ligaspiele wurden verloren: Frankfurt, Oldenburg und Ludwigsburg siegten gegen das Team von Sasa Obradovic, der erste Tabellenplatz war damit erst einmal dahin. Auch abseits des Sportlichen krachte es: Im Spiel gegen Oldenburg gerieten Trainer Sasa Obradovic und Aufbauspieler Alex Renfroe (10,0 Punkte, 4,8 Rebounds, 4,9 Assists) in einer Auszeit aneinander, vor den laufenden Kameras von Telekom Basketball. Im Fernsehbild nicht zu sehen: Die Beiden versöhnten sich schon nach der Auszeit wieder und umarmten sich, dennoch verhängte die Liga eine harte Strafe: Zahlung von je 2000 Euro und je ein Spiel Sperre, danach fand man aber wieder in die Erfolgsspur.
Auch in der Euroleague hat ALBA sich als bestes deutsches Team etabliert. Während Bamberg und Bayern die beiden anderen „großen B’s“ nach der Vorrunde die Segel streichen mussten, ist Berlin ins Top16 eingezogen und hat nach Überraschungssiegen gegen Barcelona und Tel Aviv sogar noch Chancen aufs Viertelfinale.
Das alles, obwohl ALBA von Verletzungssorgen geplagt ist: Zuletzt fehlten Shooting Guard Jonathan Tabu (3,5 Punkte, 3,0 Assists), Aufbauspieler Clifford Hammonds (9,4 Punkte, 3,0 Assists) und der Topscorer der bisherigen Saison, Jamel McLean (14,7 Punkte, 6,8 Rebounds, 2,1 Assists).
Ohne McLean fehlt der herausragende Scorer, die anderen Spieler im ALBA-Kader sind extrem ausgeglichen. Reggie Redding (10,6 Punkte, 4 Assists) ist der entscheidende Spieler auf dem Flügel, er kam aus Tübingen an die Spree. Kein Spieler (außer dem verletzten Hammonds) erhält mehr Einsatzzeit von Coach Obradovic. Auf den großen Positionen spielen Leon Radosevic (9,7 Punkte, 3,9 Rebounds) und Marko Banic (8,9 Punkte, 3,6 Rebounds). Dazu kommen die Flügelspieler Alex King (7,2 Punkte) und Niels Giffey (6,8 Punkte), sowie Akeem Vargas (6,6 Punkte), defensiver Kettenhund, der mittlerweile auch einen ordentlichen Dreier vorzuweisen hat.
Henrik Rödl weiß natürlich, wie schwer die Aufgabe für sein Team ist: „Wir spielen gegen eines der Topteams der Liga, in den vergangen Wochen haben wir in solchen Situationen Probleme gehabt, gut auszusehen. Wir wollen an die Leistung vom letzten Wochenende anknüpfen und mehr Gegenwehr bieten, auch wenn das sehr schwer wird, weil ALBA vor allem in der Verteidigung im Moment für mich die beste Mannschaft in Deutschland ist. Sie werden unseren Rhythmus stören, da gilt es dagegen zu halten.“
Der Headcoach sieht zwei Schlüssel, um gegen den Pokalsieger mithalten zu können: „Wir müssen dem großen Druck, den Berlin in der Defense macht, standhalten und wenige Ballverluste haben. Sie sind eine Mannschaft, die sehr gut reboundet, das hat bei uns in der Vergangenheit nicht immer geklappt, gegen Tübingen aber besonders in der ersten Halbzeit sehr gut, das macht Mut.“
Tony Canty ist weiterhin verletzt, Ricky Harris ist erkrankt, sein Einsatz ist unwahrscheinlich. red/wir
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