BERLIN. Wieder einmal hat der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND eine Untersuchung gestartet und beunruhigende Ergebnisse zu Tage gefördert. Geprüft wurde preiswertes Putenfleisch, das bei Discountern in den Kühlregalen lag. Den veröffentlichten Ergebnissen zu Folge waren 90 Prozent der Proben mit Keimen behaftet.
57 Proben hatte sich der BUND bei Aldi, Lidl, Real, Netto und Penny in 12 großen Städten besorgt und in einem Hamburger Labor untersuchen lassen. Immer ging es um frisches und abgepacktes Putenfleisch. Gesucht wurde nach so genannten MRSA-Erregern und/oder ESBL-produzierende Keime. Das sind Bakterien, die ihre Antibiotikaresistenz durch Enzyme auf andere Bakterien übertragen können.
Fast 90 Prozent der Proben waren belastet
In nur sieben Fällen wurden die Laboranten nicht fündig. 50 Proben waren kontaminiert. 42 Mal wurde MRSA gefunden und 30 Mal ESBL. Laut BUND können die Keime auf den Menschen übertragen werden, wenn etwa das rohe Fleisch mit dem gleichen Messer geschnitten werde wie andere Lebensmittel, die dann roh verzehrt werden. Das durchgegarte Fleisch sei hingegen nicht gefährlich.
Große Gesundheitsgefahren für den Menschen
Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger sagte, die Untersuchung sei zwar nicht repräsentativ, zeige aber großen Handlungsbedarf beim Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung auf. Keime, die mit Antibiotika nicht mehr bekämpft werden können, seien „eine der größten Gesundheitsgefahren“ für den Menschen, mahnte er. Er sieht die Ursache für die hohe Belastung in der Massentierhaltung in Deutschland.
Antibiotikabehandlung auch für gesunde Tiere
„Um das System der Fleischerzeugung aufrechterhalten zu können, werden sehr große Mengen Antibiotika eingesetzt“, schreiben die Studienautoren Reinhild Benning und Katrin Wenz. Sobald einzelne Tiere erkrankten, würde oftmals gleich die ganze Gruppe – somit auch gesunde Tiere – behandelt. Je häufiger die Geflügelwirtschaft allerdings Antibiotika in den Betrieben verwende, desto eher würden sich Bakterien bilden, die gegen diese Antibiotika immun seien. Wenn sich dann der Mensch mit den multiresistenten Erregern infiziere, sei eine Behandlung sehr schwierig.
Zum Vergleich testete der BUND auch vier Proben aus Hofschlachtereien, bei denen die Puten alternativ gehalten worden waren. Dabei wurden keine Belastungen nachgewiesen.