Trierer ExHaus wird saniert – Hort und Genossenschaft im Nutzungskonzept festgeschrieben

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Seit Anfang 2019 ist das Exhaus in Trier-Nord wegen gravierender Baumängel geschlossen Foto: Rathaus Zeitung Trier

TRIER. Das traditionsreiche ExHaus in Trier-Nord erhält eine neue Zukunft: Der Stadtrat hat mit großer Mehrheit die Sanierung des Gebäudes beschlossen und ein Nutzungskonzept verabschiedet. Im Mittelpunkt: ein Hort für Kinder, Räume für Jugendkultur – und die bevorzugte Berücksichtigung einer Genossenschaft als Erbbaurechtsnehmer.

Hintergrund: Vom Stillstand zur Perspektive

Seit Jahren war das ExHaus ein Symbol des Stillstands: Vor sieben Jahren wurden erste Gebäudeteile geschlossen, vor fünf Jahren folgte die Insolvenz des Vereins. In den letzten Jahren arbeitete ein Arbeitskreis intensiv an Lösungen. Auch das Aktionsbündnis „ExHaus bleibt“ setzte mit einer Demonstration vor dem Rathaus ein Zeichen – der Stadtrat zog den Tagesordnungspunkt daraufhin vor, um die Debatte noch am frühen Abend zu führen.

Verwaltungsvorlage & Änderungsantrag

Die Verwaltung schlug ein Erbbaurechtmodell vor, bei dem das Gebäude im Besitz der Stadt bleibt, aber langfristig an einen Investor überlassen wird. Geplant waren Flächen für Jugend-Subkultur, Sozialarbeit und Veranstaltungen, darunter ein Jugendcafé und das Fanprojekt.

Ein gemeinsamer Änderungsantrag von CDU, Grünen, FDP und der Fraktion ging weiter: Er forderte, dass die Kinder- und Jugendbetreuung verpflichtend Teil des Konzepts wird und dass eine eingetragene Genossenschaft bei der Vergabe des Erbbaurechts bevorzugt berücksichtigt wird.

Debatte: Zwischen Hort, Kultur und Investoren

In der Debatte prallten die Positionen aufeinander:

  • Befürworter des Änderungsantrags sprachen von einem klaren Bedarf: „Der Hort Trier-Nord betreut aktuell 45 Kinder, 16 stehen auf der Warteliste“, hieß es aus Reihen der Grünen. Das Exhaus könne als sicherer Ort für Kinder und Jugendliche dienen, verknüpft mit Kultur- und Sozialarbeit.

  • Die Linke unterstützte den Änderungsantrag, mahnte jedoch an, auch über den Südflügel hinaus Flächen für Jugendkultur vorzusehen: „Das bundesweit bekannte und fast 50 Jahre bewährte Modell des Exhauses muss zumindest teilweise wieder entstehen.“

  • Die SPD zeigte sich skeptisch: Der Änderungsantrag könne die Planung verzögern und Investoren abschrecken. „Wir riskieren, dass niemand mehr ins Exhaus investieren will.“

  • Die Demokraten (ehemals AfD) sprachen von einem „vernünftigen Kompromiss“ in der ursprünglichen Verwaltungsvorlage. Eine Ausweitung um Hortflächen würde die Wirtschaftlichkeit gefährden.

  • Auch aus der Verwaltung kam Skepsis: Bürgermeisterin Elvira Garbes betonte, dass der Hortbedarf grundsätzlich gesichert werden solle, stellte aber die Standortfrage: „Ob er unbedingt im Exhaus bleiben muss, ist offen.“

Abstimmung & Bedeutung des Beschlusses

  • Der Änderungsantrag (Hort + Genossenschaft) wurde mit 37 Ja-Stimmen, 14 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen angenommen.

  • Anschließend wurde die ergänzte Verwaltungsvorlage mit 54 Ja-Stimmen einstimmig beschlossen.

Der Beschluss gilt als historischer Schritt: Er bringt nach Jahren des Stillstands eine klare Zukunftsperspektive – mit einer Kombination aus sozialer Infrastruktur, Jugendkultur und einem neuen Trägermodell.

Die Suche nach einem passenden Erbbaurechtsnehmer, möglichst in Form einer Genossenschaft, wird nun die nächsten Monate bestimmen. Parallel müssen Planungen für den Hort konkretisiert und die Finanzierung gesichert werden.

Die Entscheidung sendet dennoch ein klares Signal: Trier will das Exhaus als Ort der Jugend, Kultur und sozialen Teilhabe zurückgewinnen und ihn mit neuen Angeboten verbinden.

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2 Kommentare

  1. Die Beschlüsse zum Exhaus sind Beruhigungspillen: Trunken vor Freude, scheint Niemand zu bemerken, dass die „Sanierung des Exhaus-Gebäudes“ NICHT beschlossen wurde! Der Stadtrat hat lediglich die Verwaltung beauftragt „die notwendigen Schritte zur Vergabe der Liegenschaft in die Wege zu leiten“. Was jetzt folgt, sind langwierige Verhandlungen, Planungen und Gutachten. Ob sich dann ein Investor findet, der die extrem hohen Sanierungs- und Umbaukosten stemmen kann, steht in den Sternen!
    Bei dem vom Stadtrat abgesegneten Nutzungskonzept, soll die Jugend- und Kulturarbeit im Exhaus-Gebäude auf ein Drittel ihrer früheren Fläche geschrumpft werden. Das wird nicht mehr das „Exhaus“ sein, das wir in Erinnerung haben und Einige wiederbeleben wollen. Die restliche, weitaus größere Fläche kann der Investor zur Refinanzierung selber nutzen oder gewinnbringend vermieten. Aber an wen? Fast jede Nutzungsart (wie z.B. Hotel, Wohnen) birgt einen Konflikt mit der Exhaus-Nutzung.
    Die Idee einer „Exhaus-Genossenschaft“ ist charmant, aber vollkommen illusionistisch: Die Sanierungskosten können bei den mittlerweile bekannten Baumängel eine zweistellige Millionenzahl übersteigen. Hinzu kämen (wie der Blick in die Vergangenheit zeigt) jährliche Betriebs- und Unterhaltskosten, die aus den Veranstaltungen und Mieteinnahmen nicht gedeckt werden können.

    Auch wenn Alles so kommen sollte, wie es sich „Exhaus bleibt“ und die Nostalgiker erträumen, wird es noch viele Jahre dauern bis wieder Leben in das Gebäude einkehrt. Seit Schließung des Exhauses fehlt in Trier Raum für „Jugendkultur“, alternative Konzerte und Veranstaltungen. Diesen Raum brauchen wir so schnell wie möglich und nicht an einem Sankt Nimmerleinstag.
    Der Stadtvorstand hat schon sehr früh mitgeteilt, dass es für die Sanierung und auch den Exhaus-Betrieb (so wie er früher war) keine finanziellen Mittel gibt. Der Stadtrat hat sich zu recht gegen einen Verkauf gestemmt und durchgesetzt, dass Nutzungsvarianten geprüft werden. Nun fehlt der Mut einzugestehen, dass die Erinnerungen an das „alte Exhaus“ mit den neuen Beschlüssen nicht kompatibel sind. Aus Angst eine bestimmte Wählerklientel zu verschrecken oder für die nächste Landtagswahl zu gewinnen. Gleichzeitig klammern sich die Exhaus-Befürworter an ihren Erinnerungen und an diesem Gebäude fest.

    Mein Vorschlag:
    Plant und belasst alle Einrichtungen der Jugend- und Sozialarbeit in Trier-Nord, die für diesen Stadtteil wichtig sind. Schafft so schnell wie möglich alternativen Kulturraum für Begegnungen, Veranstaltungen und Konzerte im Bereich der Skaterhalle. Das Gelände ist groß genug für Erweiterungsbauten. Vielleicht sind auch Aufbauten auf dem Dach möglich. Die Terrasse zur Mosel ließe sich leicht aktivieren – wäre der schönste Biergarten Triers. Und auf der Mosel eine schwimmende Bühne – für Freilichtkino und Sommerkonzerte. Das alles in Nachbarschaft zur Kunstakademie – und möglichen Synergieeffekten beider kulturellen Einrichtungen.
    Teure Denkmalschutzauflagen (wie beim Exhaus) wären nicht zu beachten. Es könnte kostengünstig gebaut werden. Sogar in Bauabschnitten über mehrere Jahre verteilt.

    • Alles nachvollziehbar und m.E. richtig dargelegt! … es scheint auch noch vernünftige Grüne zu geben. Danke Herr Heinrich.

      PS: in Zukunft (( und das gilt für ALLE Stadtratsmitglieder ) öfter mal)) „FraktionsZwang“, Fraktionszwang sein lassen. Danke

      …. Das hilft auch beim morgendlichen Blick in den Spiegel. Danke.

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