Rheinland-Pfalz plant neues Bestattungsgesetz: Urne zuhause & Asche im Garten erlaubt

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Das Land Rheinland-Pfalz plant ein neues Bestattungsgesetz; Symbolbild (dpa)

MAINZ. Rheinland-Pfalz steht vor einer bundesweit einmaligen Reform: Das Land will das Bestattungsgesetz so stark lockern wie kein anderes Bundesland. Am Donnerstag (11. September) berät der Landtag in Mainz abschließend über die Neuregelung. Geht das Gesetz wie erwartet durch, soll es Anfang Oktober 2025 in Kraft treten, kündigte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) im Deutschlandfunk an.

Neue Formen der Bestattung möglich

Das Gesetz eröffnet Hinterbliebenen künftig deutlich mehr Freiheiten:

  • Aufbewahrung der Urne zuhause

  • Verstreuen der Asche im eigenen Garten

  • Beisetzung in Rhein, Mosel, Saar oder Lahn

  • Verarbeitung der Asche zu Erinnerungsdiamanten

Hoch betont, es gehe darum, den individuellen Wünschen der Menschen Rechnung zu tragen: „Wer gerne unter dem heimischen Apfelbaum verstreut werden möchte und das schriftlich festlegt, dem soll das ermöglicht werden.“

Einschränkungen bleiben bestehen

Die neuen Möglichkeiten gelten ausschließlich für Menschen mit letztem Hauptwohnsitz in Rheinland-Pfalz. Um Missbrauch und „Bestattungstourismus“ zu verhindern, müssen Verstorbene zu Lebzeiten schriftlich sowohl die gewünschte Bestattungsform als auch die verantwortliche Person festgelegt haben.

Einfach die Asche von Verstorbenen im Garten verstreuen, ohne vorherige Festlegung, soll nicht erlaubt sein. Zudem sind nicht alle alternativen Bestattungsformen zugelassen: Die sogenannte Reerdigung (Kompostierung) bleibt ausdrücklich ausgeschlossen.

Kritik von Kirchen und Opposition

Die katholische und evangelische Kirche kritisieren die Reform: Asche im Garten oder eine Urne zuhause widerspreche dem Gedanken von Würde und Totenruhe. Auch die CDU-Opposition warnt: „Grenzenloser Individualismus“ gefährde die Friedhöfe. Abgeordneter Christoph Gensch (CDU) sieht die Gefahr, dass Friedhöfe langfristig an Bedeutung verlieren könnten.

Gesundheitsminister Hoch hält dagegen: Der Friedhof bleibe der Regelfall. Die neuen Bestattungsformen seien eine Ergänzung, um der Vielfalt der Wünsche in der Bevölkerung gerecht zu werden.

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6 Kommentare

  1. Was redet die Kirche schon wieder mit? Haben die wieder Sorge, dass weitere Geschäftsbereiche wegfallen werden. Ich habe eh schon verfügt, dass meine Bestattung unter Ausschluss jeder religiösen Rituale, Taditionen und Symbole stattfindet. Ich begrüße das neue Gesetzt.

  2. Das lamentieren der kath. und evang. Kirche ist die Angst das uralte Traditionen infrage gestellt werden und hat mit dem Verlust von Würde der Totenruhe nichts zu tun.
    Ebenso ist die Argumentation der CDU lächerlich, das dieser grenzenlose Individualismus die Friedhöfe gefährde. Dies ist hilfloses Geschreibsel einer Opposition.
    Die Gefahr, das die riesigen Friedhofsflächen einer jeden Gemeinde in Zukunft weniger benötigt werden, ist Tatsache. Hat aber einzig damit zu tun, das hier nie ein Umdenken stattgefunden hat, diese Flächen sind auch bei den jetzt bestehenden Gesetzten überdimensioniert.
    Es sollte auch bedacht werden was eine „herkömmliche“ Bestattung mit allem Zipp und Zapp kostet. Für diese immense Summe muss so manches Mütterlein lange stricken.

    Endlich soll bei neuer Gesetzgebung jedem Bürger überlassen bleiben, wie und wo seine Bestattung stattfinden soll.
    Das ist einfach Selbstbestimmung, liebe Kirchenhäupter und CDU .

  3. Ich find es gut das die alten Rituale, wie in andern Ländern schon lange üblich , endlich beendet werden und ich auch bestimmen kann was mit meinem toten Körper geschehen soll .
    Auch ist es mittlerweile ja eine sehr teure Angelegenheit , bei einer sogenannten normalen Beerdigung , die man seinen Angehörigen hinterlässt , nicht zuvergessen die Errichtung und jahrelange Pflege der Grabstätte.

  4. Den 3 Vorrednern kann ich mich nur anschließen, zumal ich auch ausdrücklich schon darauf hingewiesen habe, dass ich mir in dem Fall jegliche religiöse Floskeln verbitte… Ich will zu Lebzeiten mit dem Unsinn nichts zu tun haben, da soll sich dann auch nicht noch jemand daran bereichern, weil einem keine andere Möglichkeit gelassen wird.
    Ich finde es super und es ist natürlich klar, dass die Kirche ihre Einnahmen schwinden sieht. Hoffentlich geht das durch und bringt diese Vereine einen weiteren Schritt in die verdiente Bedeutungslosigkeit…

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