Befragung: Viele Pflegekräfte in Rheinland-Pfalz empfinden Job als belastend

Schon jetzt herrscht ein Mangel an Pflegekräften - und der könnte sich verschärfen. Einer Umfrage der Landespflegekammer zufolge fühlen sich viele Beschäftigte in der Branche gestresst - mit Folgen.

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Eine Pflegefachkraft geht mit einer Bewohnerin durch ein Seniorenheim. Foto: Sina Schuldt/dpa/Symbolbild

MAINZ. Hohe Belastung, starker Zeitdruck, reichlich Verwaltungsaufwand und mehr – viele Pflegekräfte in Rheinland-Pfalz empfinden ihren Arbeitsalltag einer Umfrage zufolge auch nach dem Ende der Corona-Pandemie als belastend und ziehen einen Berufswechsel in Erwägung.

Das ist das Ergebnis einer von der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz in Auftrag gegebenen Online-Befragung unter Mitgliedern, die am Donnerstag in Mainz vorgestellt wurde. Mehr als 1200 Menschen wurden interviewt.

Ein Viertel der Befragten gab demnach an, die Arbeit insgesamt als sehr stark belastend wahrzunehmen, weitere 54 Prozent als stark belastend. Unter den meistgenannten Stressfaktoren waren neben Zeitdruck und Verwaltungsaufwand organisatorische Mängel, eine mangelnde Wertschätzung durch Vorgesetzte und die körperliche Belastung.

Eine schlechte Bezahlung gaben 39 Prozent der Befragten als Belastungsfaktor an, das waren etwas weniger als bei vergleichbaren Umfragen aus den Jahren 2021 und 2019 mit jeweils 48 Prozent. Drei Viertel der Befragten gaben diesmal an, schon einmal überlegt zu haben, ihre Arbeitszeit zu reduzieren – das waren mehr als 2021 (74 Prozent) und 2019 (71 Prozent).

Die nach Kammerangaben nicht repräsentative Befragung habe gezeigt, dass die Belastungsfaktoren die gleichen wie vor der Pandemie seien, sagte der Präsident der Landespflegekammer, Markus Mai. Es müssten nach wie vor viele Überstunden geleistet werden, die gesellschaftliche Anerkennung werde immer noch als sehr gering empfunden. So gaben 92 Prozent der Befragten an, dass der Pflegeberuf in der Gesellschaft nach ihrer Meinung zu wenig anerkannt wird.

Ein großes Thema ist laut der Umfrage auch die wirtschaftliche Situation von Arbeitgebern in der Branche, seien es Krankenhäuser oder ambulante Dienste. Trotz eines enormen Fachkräftemangels zeige sich, dass sich gut ein Drittel aller Beschäftigten Sorgen um die Sicherheit des Arbeitsplatzes mache, betonte Mai.

In Folge all dieser Dinge denkt nach Angaben der Kammer die Hälfte der unter 30-Jährigen öfter über einen Ausstieg nach, über alle Altersgruppen hinweg sind es 34 Prozent. Nichtsdestotrotz zeigt die Studie laut Landespflegekammer auch, dass nach wie vor viele Beschäftigte mit einer hohen inneren Motivation ihrem Job nachgehen. 74 Prozent der Befragten gaben an, dass sie trotz aller Widrigkeiten ihre Erfüllung in dem Beruf finden.

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7 Kommentare

  1. Diese Situation besteht nicht seit gestern, der Druck auf medizinische Personal ist nichts neues .Meist sind es auch Machtkämpfe zwischen KH.

  2. außerdem sind die Pflegekräfte zur Zwangsmitgliedschaft in einer Zwangspflegekammer mit Zwangsbeiträgen verpflichtet. Diese Zwangskammer ist eine Kopie der IHK Und HwKn, nach einer Idee von Frau Dreyer ins Leben gerufen um verdiente Parteimitglieder mit gut bezahlten Pöstchen zu versorgen. Ich rate jeder Pflegekraft geh ins Ausland da gibt es diesen Quatsch nicht und die Bezahlung ist auch ohne Zwangsmitgliedschaft in Rheinland Pfalz wesentlich besser als hier.

    • @lamberti, was die Pflegekammer angeht, war 20 Jahre im Klinikbereich tätig, und noch Jahre danach im Ruhestand, flatterten noch Mitteilungen rein, die weitere Zahlungen verlangten. Mit etwas juristischen Druck wurden die Aufforderungen eingestellt. Reine Abzocke.

  3. Die Pflegekräfte werden zur Beitragszahlung in die Pflegekammer mit 0,4% ihres Lohnes gezwungen. Diese Mittel sollen eigentlich verwendet werden um deren Arbeitsbedingungen zu verbessern, stattdessen werden sie immer miserabler! Das einzige was in diesem Land noch funktioniert, ist den Menschen die noch einer produktiven Arbeit nachgehen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

  4. Die Politik sollte sich die Idee mit der Kammer besser nochmal durch den Kopf gehen lassen. Viele Pflegekräfte, Betreuer und Krankenschwestern arbeiten nur noch weil es ihnen um die Menschen geht die Hilfe benötigen. Für Geld macht niemand diese Jobs. Nicht nur der Verdienst spielt hier eine Rolle, sondern auch die Arbeitsbedingungen. Mehr Bürokratie, mehr Klienten und Patienten, dafür immer weniger Personal, irgendwann ist die Belastbarkeitsgrenze erreicht.
    Das viele Pflegekräfte den Beruf aufgeben ist nachvollziehbar. Aber was macht die Gesellschaft ohne sie? Vielleicht sollten wir auch mal streiken. Nur noch Notfälle ins Krankenhaus, Kita, Seniorenheime, Behindertenwerkstätten, bleiben geschlossen und Angehörige müssen ihre Leute selbst versorgen. Deutschland würde im Chaos versinken.

  5. @Kammerjäger, sind alle Pflegekräfte erst einmal zwangsverkammert, mit 0,4 %, dann steigen die Verwaltungskosten in den Kammern und die Abgaben gehen in die Lüfte. Die Pflegevesicherung wurde von Trulla Schmidt ehemalige SPD Gesundheitsministerin eingeführt, mit dem schwachen Trost, sie kostet ja nur „Pfennige“. Zur Zt. zahle ich 160 € monatlich in diese Versicherung.
    Ein IHK Hauptgeschäftsführer hat zwischen 200 und 400 tausend im Jahr für wenig Verantwortung.
    Und ein Pflegekammer Präsident, will da nicht zurückstehen.
    Dann stellt sich für mich nur noch die Frage, wann führen die LInken eine Zwangskammer für Lehrkräfte in Deutschland ein ?? —-zur Verbesserung der Unterrichtsqualität

  6. Es ist zum heulen. Anstatt die Löhne zu optimieren und die Arbeitsbedingungen zu verbessern, kriecht die Pflegekammer den Arbeitgebern in den Allerwertestent und droht den Schwestern und Pflegern.Nur Gewerkschaft ist die Alternative.

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