Rheinland-Pfalz: Mehrmals zahlreiche FFP2-Masken wegen Qualitätszweifeln zurückgezogen

Im Frühjahr 2020 waren Masken knapp und extrem teuer. Inzwischen sind sogar die Preise für FFP2-Masken gesunken. Aber die Qualität stimmt nicht immer - oder wird zumindest unterschiedlich bewertet.

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Foto: dpa-Archiv

MAINZ. Mit bloßem Auge sehen die FFP2-Masken gleich aus. Doch das Land Rheinland-Pfalz hat in der Pandemie bereits mehrmals solche Masken zurückgerufen – wegen Zweifeln an der Qualität. 

Betroffen waren Lehrer und Polizisten, aber auch Krankenhäuser und Gesundheitsämter. Geliefert wurden die zurückgerufenen Masken ausschließlich vom Bund, wie der Präsident des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung, Detlef Placzek, der Deutschen Presse-Agentur in Mainz sagte. Die Behörde ist für die Beschaffung der Schutzausrüstung in der Pandemie zuständig.

«Die Masken, die der Bund nach Rheinland Pfalz geliefert hat, sind qualitätsgeprüft. Das weiß auch die Landesregierung», sagt dagegen der Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums, Hanno Kautz. «Diese Masken sind einsatztauglich und für den Gesundheitssektor vorgesehen.» Das Ministerium werde sich an Rheinland-Pfalz wenden, um den Sachverhalt im Sinne des Gesundheitsschutzes und der Benutzersicherheit aufzuklären.

Der Bund habe Rheinland-Pfalz etwa 150 Sorten Schutzmasken geschickt, berichtet Placzek. Als Zweifel an der Qualität aufgekommen seien, habe die zuständige Marktüberwachungsbehörde SGD Süd (Struktur- und Genehmigungsdirektion) in einem aufwendigen Verfahren alle Produkte überprüft, die unter die Verordnung für Persönliche Schutzausrüstung (PSA) fallen.

Das Ergebnis: Nur 57 Sorten der FFP2-analogen Masken seien positiv bewertet worden. Die Gründe für das schlechte Abschneiden der übrigen Masken seien sehr unterschiedlich gewesen: Ein ausreichender Schutz vor dem Coronavirus wurde zuvor nicht getestet oder konnte nicht nachgewiesen werden oder konnte infolge der fehlenden Kennzeichnung – etwa weiße Masken ohne Aufdruck – nicht zugeordnet werden. «Wir hatten aber schon Ware rausgegeben», sagte Placzek. «Wenn das Vertrauen der Empfänger missbraucht wird, hat man verloren.»

In einem Brief vom 23. Dezember rief Placzeks Behörde daher Masken mit 98 verschiedenen Produktbezeichnungen zurück, die Hersteller waren längst nicht alle bekannt. Das Schreiben ging unter anderem an Krankenhäuser und Gesundheitsämter. Das Land habe nun ein ganzes Lager voll solcher «nicht verkehrsfähiger» Masken vom Bund, sagte Placzek – insgesamt mehr als eine Million. Dazu kämen ebenso viele OP-Masken (Mund-Nasen-Schutz), bei denen unklar ist, ob die Qualität stimmt; sowie Schutzanzüge, Schutzbrillen und Faceshields. Den Wert beziffert Placzek auf mindestens sechs Millionen Euro.

Der Bund habe Rheinland-Pfalz bisher rund 2,1 Millionen FFP2-Masken – oder vergleichbare Masken – sowie knapp 4,2 Millionen OP-Masken geliefert, sagte Kautz. Darunter seien in geringem Umfang auch solche, wie sie Rheinland-Pfalz bemängele. Für sämtliche vom Bund gelieferte Masken, also auch für diese in Frage stehenden, lägen aber positive Prüfberichte vor. Alle Masken seien in einem standardisierten, zweistufigen Verfahren qualitätsgeprüft worden. Der Einsatz der Masken sei aber auf die Nutzung im Gesundheitswesen beschränkt, also etwa nicht für den Einsatz in Schulen vorgesehen.

«Warum sollen für die Polizei, für Lehrerinnen oder andere Institutionen andere Maßstäbe gelten als für Personen, die mit Patienten arbeiten?», sagte Placzek. «Es geht immer um den Einsatz im Infektionsschutz und jede Person ist für uns gleich schützenswert.»

Kürzlich habe das Landesamt im Zusammenhang mit einer Verteilung von Masken an Schulen zwei vom Bund beschaffte Maskentypen zurückgerufen, sagte Placzek. Anfang Dezember 2020 seien die Schulen aufgerufen worden, die Masken des Herstellers Jiangxi Mailin Kangda sicherheitshalber zu vernichten. «Das betraf insgesamt etwa 16 000 der 207 00 Masken, die an Schulen ausgeliefert worden waren.» Der Grund: ein belgisches Labor war – anders als ein deutsches – mit geringen Abweichungen zu dem Ergebnis gekommen, dass die Masken nicht den notwendigen Anforderungen entsprächen. Die SGD Süd habe trotzdem an ihrer positiven Einschätzung festgehalten.

Anfang dieses Jahres wurden rund 31 600 Masken zurückgerufen, die wiederum an Schulen gegangen waren. Dazu kamen etwa 20 000 Masken für die Polizei. Es handle sich um die Marke Lamdown des Herstellers Lanshan Shendun Technology aus China, sagte Placzek. Der Grund: Eine amerikanische Behörde war anders als ein deutsches Testlabor zu dem Ergebnis gekommen, dass die Masken des zurückgerufenen Typs nicht alle die erforderliche Filterleistung von mindestens 95 Prozent erfüllten. Dies sei erst nach der Ausgabe der Masken bekannt geworden.

Allerdings liegen auch dem Bundesgesundheitsministerium nach eigenen Angaben für den chinesischen Hersteller Lanshan Shendun Technology ausschließlich positive und mit «bestanden» gewertete Prüfberichte vor. Die betroffenen Schulen bekommen jedenfalls nach dem Rückruf neue Masken. 250 000 geprüfte FFP-2-Masken aus rheinland-pfälzischer Produktion seien bereits ausgeliefert.

Solche Rückrufe seien eigentlich gar nicht so selten, sagte Placzek und nennt Medikamente als Beispiele. «Das ist ja eigentlich ein gutes System» – und im Rahmen der Sicherstellung der Patientensicherheit ein probates und gängiges Mittel.

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