Verband: Tafeln müssen in Corona-Krise improvisieren

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Foto: dpa-Archiv

Einige bieten einen Lieferdienst an, andere behelfen sich mit Notausgaben im Freien oder teilen Essensgutscheine aus. Die Tafeln in Rheinland-Pfalz gehen unterschiedliche Wege, damit bedürftige Menschen auch in der Corona-Krise mit Lebensmitteln versorgt sind.

Dabei müssen sie nach Einschätzung des Landesverbands der Tafeln Rheinland-Pfalz oft improvisieren. «Es ist durchaus alles auf den Kopf gestellt», sagte die Verbandsvorsitzende Sabine Altmeyer-Baumann. Ein Normalbetrieb wie vor der Corona-Krise sei derzeit nicht möglich.

Änderungen gibt es beispielsweise bei der Tafel Bitburg. Anfang Mai sollen sie bei einer Notausgabe erprobt werden. «Es wird nicht mehr so laufen wie bisher, dass 20, 30 Leute gleichzeitig im Ausgaberaum sein können», sagte die Tafelvorsitzenden Erika Garcon. Vielmehr dürfe immer nur ein Kunde auf einmal den Raum betreten. Dort bekomme er dann eine bereits gepackte Tüte und müsse den Raum durch eine andere Tür wieder verlassen. «So dass sich da auch nicht die Kunden in die Quere kommen.»

Außerdem dürften nur wenige Mitarbeiter gleichzeitig bei der Ausgabe sein, damit der Abstand gewahrt werden könne. «Das wird dann natürlich so sein, dass die Ausgabe dann doppelt oder dreimal so lange wie bisher dauern wird.» Sollte der Testlauf klappten, könnte die Tafel unter Umständen im Mai noch ihre wöchentliche Verteilung von Lebensmitteln wieder aufnehmen. Die Alternative wäre eine Ausgabe im Freien. Der Nachteil: Dann könne Ware nicht frisch aus dem Kühlschrank genommen werden.

Einen anderen geht beispielsweise die Tafel in Mainz. Sie kündigte auf ihrer Internetseite die Ausgabe von Warengutscheinen für verschiedene Lebensmittelmärkte an. Die Verteilung soll in einem Innenhof zu bestimmten Terminen stattfinden. In Ahrweiler richtete die Tafel als Reaktion auf die Corona-Krise einen Lieferdienst ein.

Neben den neuen Organisationsabläufen stehen die Einrichtungen laut der Verbandsvorsitzenden Altmeyer-Baumann oft noch vor anderen Herausforderungen. Viele der ehrenamtlichen Mitarbeiter fielen wegen ihres hohen Alters oder einer Vorerkrankung in der Corona-Krise aus.

In einem offenen Brief des Landesverbands an das Sozialministerium hieß es außerdem: Die Tafeln erhielten derzeit zweckgebundene Spenden für Lebensmittelgutscheine, die dann an die Tafelgäste gingen. «Freie Geldspenden zur Aufrechterhaltung des Tafelbetriebs selbst sind wenig im Spender-Fokus bei weiterhin zu deckenden laufenden Kosten.» Hinzu kämen noch zusätzlich Kosten für Hygienemaßnahmen wie Trennscheiben und Desinfektionsmittel.

Auf Seiten der Tafelgäste ist die Lage laut Altmeyer-Baumann nicht nur mit Blick auf Nahrungsmittel derzeit schwierig. Viele hätten sonst in den Tafeln auch Kontakt und Gespräche gefunden – das sei mit Abstandsregeln so nicht mehr möglich. «Das ist alles schon seit Februar weg gebrochen. Das ist schon eine Verlusterfahrung.» Außerdem kämen viele bedürftige Menschen derzeit nicht mehr zu den Tafeln – aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. In Rheinland-Pfalz gibt es dem Landesverband zufolge insgesamt 54 Tafeln, die vor der Corona-Krise rund 54 000 Gäste unterstützten.

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