MAINZ. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf will mit «weiteren konkreten Schritten» den sexuellen Missbrauch von Geistlichen an Kindern und Jugendlichen aufarbeiten. Es gehe um eine tiefere Einsicht in die Verbrechen und das System, das diese Taten mit ermöglicht hat und möglicherweise noch immer ermöglicht, erklärte er zum Neujahrsempfang im Bistum laut einer Mitteilung am Samstag. Er habe inzwischen Gespräche mit Betroffenen geführt und verstehe ihre Situation besser.
«Für die Gesprächsangebote bin ich wirklich dankbar. Sie sind nicht selbstverständlich», sagte Kohlgraf laut der Mitteilung. «Ich hoffe, dass wir den Fragen nach geistlicher Macht und den spezifischen Bedingungen in der Kirche, auch im Bistum Mainz, nicht ausweichen.»
Das Bistum Mainz hatte für eine Studie über sexuellen Missbrauch katholischer Kleriker an Kindern und Jugendlichen Akten von 1946 bis Sommer 2017 gesichtet. Darin werden 53 Geistliche des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, 122 männliche und 47 weibliche Opfer wurden erfasst. Das Bistum Mainz liegt zum Großteil in Hessen, zum kleineren Teil in Rheinland-Pfalz.
«Die Betroffenen werden uns sagen müssen, was ihnen helfen kann, was sie brauchen und von uns erwarten», erklärte der Bischof. In einer Arbeitsgruppe, in der auch externe Experten sitzen, werde weiter über die Frage der Aufarbeitung nachgedacht. «Wir werden schauen müssen, welche juristischen und andere Themen noch nicht zufriedenstellend bearbeitet sind.»