Rheinland-pfälzische Polizisten im Schichtdienst werden entlastet

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Foto: Arne Dedert / dpa-Archiv

MAINZ. Vom kommenden Jahr an sollen neue Vorgaben zu Arbeitszeiten, Erholungsphasen und Schichtfolgen Polizisten im Schichtdienst in Rheinland-Pfalz entlasten.

Das sieht das Konzept «Gesünderes Arbeiten innerhalb der Polizei (GAP)» für Beamte im Wechselschichtdienst vor, das das Innenministerium und der Hauptpersonalrat der Polizei nun unterzeichnet haben, wie das Ministerium am Freitag in Mainz mitteilte.

Grundsätzlich sollen dem ab 1. Januar 2019 geltenden Konzept zufolge Schichten nicht längern als acht Stunden dauern, Ausnahmen sind möglich. Zudem wurde eine feste Abfolge an Schichten festgelegt. Das Ministerium spricht von einem «ausschließlich vorwärtsrotierenden Blockmodell», demnach soll stets in der Reihenfolge Früh-, Spät- und Nachtdienst gearbeitet werden. Empfohlen werden maximal zwei Nachtdienste hintereinander, maximal sind drei möglich.

Das Konzept war 2015 von Innenminister Roger Lewentz (SPD) in Auftrag gegeben worden, koordiniert wurde das Projekt von einer Arbeitsgruppe, in der alle Polizeibehörden vertreten waren. In die Vereinbarung flossen laut Ministerium auch Erfahrungen aus einer Pilotphase ein. Daran waren sieben Dienststellen beteiligt, die in Germersheim und Idar-Oberstein waren sogenannte «Hauptpiloten».

Das Innenministerium betonte, es gebe auch künftig kein einheitliches Wechselschicht-Modell für alle Dienststellen im Land. Vielmehr werde ein Rahmen vorgegeben, in dem eigene Schwerpunkte gesetzt werden könnten. Diese Flexibilität lobte der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Ernst Scharbach, ausdrücklich. Das sei deutlich besser als etwa fixere Vorgaben im Nachbarland Nordrhein-Westfalen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Dienstpläne in Cochem und in Mainz seien ganz andere. An der Mosel seien im Sommer viele Touristen, in Mainz hielten sich dann Zehntausende Studenten weniger als sonst auf.

«Ich bin mit der Vereinbarung im Großen und Ganzen zufrieden», sagte Scharbach, der auch Vorsitzender des Hauptpersonalrates ist. Veränderungen an Schichtmodellen seien stets schwierig, weil auch in der Belegschaft sehr unterschiedliche Meinungen vorherrschten. Mancher lege mehr Wert auf gesundheitliche Aspekte, mancher wolle in kurzer Zeit möglichst viele Stunden abreißen, um dann mehr Freizeit am Stück zu haben. Er hoffe, dass die Praxis auch Skeptiker des erzielten Kompromisses überzeuge. Untersuchungen zeigten, dass die Krankenrate nach 20 Jahren Schichtdienst deutlich ansteige.

Ungeachtet des neuen Schichtmodells bleibe aber die Personalknappheit bei der Polizei im Land bestehen, sagte Scharbach. Seien es vor zehn Jahren noch rund 4300 Polizisten im Schichtdienst gewesen, seien es derzeit nur noch etwa 3750. «Die Kollegen fehlen an allen Ecken und Enden.» Was nütze also ein Schichtmodell, wenn Kollegen häufig für Sondereinsätze aus der Freizeit geholt würden. «Ohne Menschen ist auch das schönste Schichtdienstmodell Makulatur.» Gemeinsam mit dem Ministerium hoffe er angesichts der zuletzt hohen Einstellungszahlen von Polizeianwärtern auf eine Besserung in den kommenden Jahren.

Zuletzt hatte etwa auch die Nachwuchsorganisation der Deutschen Polizeigewerkschaft, die Junge Polizei, auf Personalknappheit und eine zu hohe Arbeitsdichte hingewiesen und 2500 Unterschriften gesammelt, die an Lewentz überreicht wurden.

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