Trier. „Heiligkeit ist möglich, auch in unserem Bistum, in unserer Region.“ Das hat der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann bei der Vesper am 1. März im Trierer Dom betont, in der er die Figuren der drei jüngsten Trierer Seligen und Ordensleute Blandine Merten, Peter Friedhofen und Mutter Rosa Flesch gesegnet hat. Ackermann sagte, er empfinde große Freude, dass sich die Figuren einreihen in die große Zahl der Heiligen, die im Dom dargestellt sind. „Sie haben jetzt im Dom einen festen Platz.“
Auch wenn die drei Ordensleute nicht zu den ganz großen, überall bekannten Heiligen gehörten, rühre ihn die Segnung an, denn sie zeige: Auch in einer Zeit, die noch nicht lange zurück liegt, auch heute, auch etwa in Bendorf oder Düppenweiler, könne Heiligkeit wachsen. Heiligkeit sei auch dort möglich, wo Menschen nicht dazu vorherbestimmt seien durch ihre Familien, oder bei Menschen, die nicht studiert hätten: „Heiligkeit ist möglich in jedem Leben, mögen die Rahmenbedingungen auch noch so bescheiden sein.“
Wunderbare geistige Achse
Allen drei Seligen sei gemein, dass für sie die Gegenwart Gottes Wirklichkeit gewesen sei, nicht etwas erdachtes: „Die Wirklichkeit Gottes flutet in mein Leben hinein, sie interveniert, wenn ich sie ernst nehme, nimmt Kontakt auf“, beschrieb der Bischof die Haltung der Ordensleute. Diese Wirklichkeit habe einen Auftrag beinhaltet: als Lehrerin bei Blandine Merten, an der Seite der Armen, Schwachen und Schutzlosen bei Mutter Rosa und Peter Friedhofen. „Diesen Auftrag erkennen und mit allen Kräften wahrnehmen: Das heißt Christsein.“ Dann wachse Heiligkeit wie nebenher. Der göttliche Auftrag habe die drei Ordensleute mitten in die Welt geführt, an die Brennpunkte. Heiligkeit sei also nicht als Rückzug zu verstehen, sondern als etwas, das geteilt werden muss, „indem ich andere einlade, an diesem Charisma teilzuhaben und es auch für sich zu entdecken“, erklärte Ackermann. Mit den drei neuen Figuren habe der Dom eine „wunderbare geistige Achse“ bekommen, von Ost nach West eine „innere Linie“: von den Gründerbischöfen im Ostchor, die den Grundstein für das Bistum gelegt hatten, zu den drei Seligen im Westchor, die die Früchte dieser Gründung seien.
Figuren regen zum Nachdenken an
Dompropst Werner Rössel hatte zu Beginn der Vesper gesagt, er freue sich, dass so viele Menschen zu der Segnung gekommen seien. Sicher sei etwas Neugierde auf die Skulpturen dabei, vor allem aber „Verehrung und Dank für die beiden Frauen und den Mann aus unserer Mitte, deren Früchte wir bis auf den heutigen Tag verfolgen dürfen“. Die Figuren wollten zum Nachdenken anregen über die Einladung, dem Herrn nachzufolgen, die an jeden Menschen ergehe. Das Domkapitel als Auftraggeber der Figuren hatte nach der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 gemeinsam mit den drei Ordensgemeinschaften einen Wettbewerb veranstaltet. Diesen Wettbewerb hatte Elke Härtel aus München mit ihrem Entwurf zu Peter Friedhofen, Silke Rehberg aus Sendenhorst mit ihrer Idee zu Blandine Merten und Professorin Elisabeth Wagner aus Hamburg mit ihrem Konzept zu Rosa Flesch für sich entscheiden. Dass drei verschiedene Künstlerinnen die Figuren gefertigt haben, nannte Rössel eine „hervorragende Ergänzung“.
Drei mutige Künstlerinnen
Micha Flesch, Kulturbeauftragter des Bistums, erläuterte, die Vorgabe sei lediglich gewesen, eine zeitgenössische, realistische und lebensgroße Darstellung der Seligen zu fertigen. Aufgrund der stilistisch und materiell abwechslungsreichen Umgebungsarchitektur und vorhandenen Kunst im Dom sei kein Material vorgeschrieben gewesen. Da es über Jahre eine gewisse „Angst vor einer figürlichen Darstellung“ gegeben habe, sei die Wettbewerbsjury aus Domgeistlichen, Vertretern der Ordensgemeinschaften und Künstlerinnen und Künstlern sehr froh über die „drei mutigen Künstlerinnen“. Mit dem Platz im Dom seien die Figuren nicht mehr primär Kunstwerke, sondern würden auch Bestandteil der Liturgie, betonte Flesch.
Die Künstlerinnen hatten sich über eine intensive Auseinandersetzung mit den Personen, durch Literatur, aber auch durch Treffen mit den Ordensgemeinschaften den Seligen angenähert. Silke Rehberger erklärte, für sie sei das Treffen mit dem Ursulinenorden, dem Blandine Merten angehörte, sehr beeindruckend gewesen. Sie habe „zwischen den Zeilen gelesen“, wie Schwester Blandine wahrgenommen wurde im Bistum, was sie für ihre Gemeinschaft bedeutet. Für Elisabeth Wagner war die „Hauptspur“ der Glaube von Mutter Rosa und „das Durchhaltevermögen eines gläubigen Menschen“. Elke Härtel erläuterte, sie haben sich in die Zeit von Peter Friedhofen hineinversetzt und gar „hineingesteigert“.
Die drei Figuren haben im Westchor des Trierer Doms ihren Platz gefunden. Bis zum 26. April ist eine Ausstellung im Kreuzgang des Doms zu sehen, die über die Skulpturen und die Künstlerinnen informiert. Ein Werkheft mit umfassenden Informationen ist bei der Dom-Information Trier (Liebfrauenstraße 12/Ecke Domfreihof), Tel.: 0651-979079-0, www.trierer-dom.de, erhältlich.