Sie stehen auf, wenn andere schlafen: Rund 370 Beschäftigte backen und verkaufen in Trier täglich Brot, Brötchen und Butterkuchen – oft unter enormem Zeitdruck. Jetzt warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) vor einer zunehmenden Belastung in der Branche.
„Ohne Migranten wird das Brotbacken von morgen schwierig“, sagt Anna-Lena Bindges von der NGG Trier. Viele Bäckereien könnten den Fachkräftemangel inzwischen nur noch mit Geflüchteten und Zuwanderern auffangen. Schon heute hat jeder vierte Azubi im Backgewerbe bundesweit einen Migrationshintergrund.
Stress, Überstunden und Personalmangel: So hart ist der Alltag in den Backstuben
Trier zählt laut Arbeitsagentur aktuell 24 Betriebe im Backgewerbe – die Realität in vielen davon ist laut einer neuen bundesweiten Analyse alarmierend:
📊 Laut dem „Bäckerei-Monitor“ der Hans-Böckler-Stiftung:
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84 % der Beschäftigten klagen über Personalmangel,
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50 % über regelmäßige Überstunden,
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über 80 % erleben dauerhaften Zeitdruck und Stress,
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viele berichten von zu wenigen Pausen und geringer Planbarkeit.
Frühaufsteher-Jobs mit Zukunft – wenn die Bedingungen stimmen
Der frühe Arbeitsbeginn ist Teil des Berufs – doch neue Technologien könnten Abhilfe schaffen. Moderne Kühltechnik erlaubt es, Teig bereits am Vortag vorzubereiten. Das spare morgens wertvolle Stunden Schlaf, so Bindges.
Die NGG Trier fordert, dass Betriebe gezielt in Technik und attraktivere Arbeitszeiten investieren. Zudem setzt man sich für Tariflöhne und faire Arbeitsbedingungen ein – gerade in der industriellen Brotproduktion, wo Schichtdienste auf bis zu sechs Tage pro Woche ausgedehnt sind.
„Wer sechs Tage schuftet, braucht auch drei freie Tage, um durchzuatmen – sonst verliert die Branche weiter Fachkräfte“, so Bindges.
Ausbildung soll attraktiver werden – höhere Vergütung für Azubis
Auch beim Thema Nachwuchs will die NGG klare Signale setzen: Die Ausbildungsvergütung wurde deutlich angehoben.
💰 1.020 € im ersten Lehrjahr,
💰 1.230 € im dritten Jahr – das soll mehr junge Menschen ins Handwerk ziehen.
Ohne Veränderungen wird’s eng in den Backstuben
Der Druck auf die Branche ist hoch – und ohne gezielte Maßnahmen könnten schon bald noch mehr Bäckereien ums Überleben kämpfen. Die NGG kündigt an, bereits 2025 erneut in Tarifverhandlungen zu gehen – für bessere Löhne, geregelte Arbeitszeiten und langfristige Perspektiven im Bäckerhandwerk.