Umfrage: Eigenbeteiligung beim Arzt für Mehrheit sinnvoll

Die Organisation der niedergelassenen Ärzte in Rheinland-Pfalz legt eine Umfrage zur finanziellen Beteiligung bei Arztbesuchen vor. Danach findet dies eine Mehrheit sinnvoll.

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Tür zu einem Sprechzimmer beim Arzt
Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

MAINZ. 57 Prozent der Menschen in Deutschland halten einer Umfrage zufolge eine sozialverträgliche Selbstbeteiligung bei Arztbesuchen für sinnvoll.

59 Prozent glauben demnach, dass eine finanzielle Beteiligung zu einer bewussteren und verantwortungsvolleren Inanspruchnahme von Arztbesuchen führt.

Auftraggeber der Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov ist die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz, die schon länger eine Eigenbeteiligung fordert. 88 Prozent sind der Umfrage zufolge der Auffassung, Bewusstsein und Eigenverantwortung sollten gestärkt werden, um überflüssige Arztbesuche zu reduzieren.

Chef der Kassenärzte fordert fünf Prozent Beteiligung an den Kosten

Immer mehr Patienten seien für eine Eigenbeteiligung bereit, sagte der Vorstandsvorsitzende der KV, Peter Heinz. In Rheinland-Pfalz seien rund 300 Sitze von Allgemeinmedizinern nicht besetzt. Dies führe zu einer «dramatischen Terminverknappung».

Heinz: Viele Patienten meinen, ihnen stünde alles kostenlos zu

Heinz spricht sich für eine fünfprozentige Beteiligung an den Kosten jedes Arztbesuchs aus. Viele Patienten kämen mit hohen Ansprüchen nach dem Motto: «Mein Nachbar hatte ein Knie-MRT, ich habe auch manchmal Schmerzen und will auch mal auch eins.» Wenn sich derjenige mit 30 Euro an den Kosten in Höhe von 600 Euro beteiligen müsse, überlege er sich das vielleicht.

«Es geht um die Arbeitsqualität»

Dabei gehe es nicht um mehr Geld für Ärzte, sondern um die Arbeitsqualität, betonte Heinz. Deutschland habe die höchsten Ausgaben im Gesundheitssystem, aber nicht die beste Sterblichkeit.

«Der Automatismus, ich kann zum Arzt gehen, also bleibe ich gesunde, existiert nicht.» Viele Menschen lebten extrem ungesund, dies zu ändern sei aber eine gesellschaftliche Aufgabe.

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9 Kommentare

  1. Tja, leider wird diese Zuzahlung wieder nur die arbeitende Bevölkerung treffen – Bürgergeldempfänger und „Neugäste“ werden weiterhin alles für lau erhalten.
    Na dann: viel Spaß!

  2. Zitate: “ 57 Prozent der Menschen in Deutschland halten einer Umfrage zufolge eine sozialverträgliche Selbstbeteiligung bei Arztbesuchen für sinnvoll.“

    “ 59 Prozent glauben demnach, dass eine finanzielle Beteiligung zu einer bewussteren und verantwortungsvolleren Inanspruchnahme von Arztbesuchen führt. “

    “ Auftraggeber der Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov ist die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz, die schon länger eine Eigenbeteiligung fordert. “

    Inhaltlich ist der Artikel sehr dürftig, keine der Aussagen wird hinterfragt. Wer kennt nicht den schönen Satz: “ Wessen Brot ich ess dessen Lied ich sing „.Entsprechend passend fällt das Ergebnis durch dieses Institut aus. Wurde irgendjemand von den Mitlesern dazu befragt????

    Geradezu frech dass gerade die Profiteure von Zwangsbeiträgen (indirekt durch Pflichtbeiträge der Kassenpatienten und ihre nicht freiwillig angeschlossenen Mitglieder der Ärzteschaft) im Grunde genommen den Leuten mitteilen, dass sie noch mehr für immer weniger Leistung blechen dürfen. Das ist die schlechte Kernbotschaft.

    Leider verkündet er nicht dass den Zwangsversicherten keine Zwangsbeiträge mehr für die Krankenkassen abgeknüpft werden und sie sich selbständig um eine entsprechende Versicherung kümmern dürfen.

    [ Ihr werdet nichts besitzen aber trotzdem glücklich sein ….]

  3. Diese Umfrage zur Eigenbeteiligung bei Arztbesuchen hat mich sehr nachdenklich gemacht – allerdings nicht, weil ich die Forderung der Kassenärztlichen Vereinigung für überflüssig halte, sondern weil sie meiner Meinung nach längst überfällig ist. Der Vorstandsvorsitzende Peter Heinz hat völlig recht: viele Menschen rennen tatsächlich ohne Not zum Arzt, sei es aus Langeweile oder aus einem Anspruchsdenken heraus, das sich in unserem Sozialstaat leider manifestiert hat.

    Besonders ältere Menschen nutzen den Arztbesuch oftmals als gesellschaftlichen Anlass, um jemanden zu haben, mit dem sie sprechen können. Ein mir bekannter Arzt bestätigte mir kürzlich, dass gerade bei älteren Patienten viele Besuche keine medizinische Dringlichkeit haben, sondern eher sozialer Natur sind. Das mag zwar menschlich verständlich sein, belastet aber unnötig unser ohnehin angespanntes Gesundheitssystem. Eine Eigenbeteiligung könnte hier helfen, bewusster mit Arztbesuchen umzugehen.

    Wer sich den Eigenanteil nicht leisten kann, wird möglicherweise schneller sterben. Das mag hart klingen, aber es entlastet andererseits auch Rentenversicherungen und Ämter finanziell. Ein nicht unwichtiger Aspekt, aber man sollte auch diese Konsequenzen nüchtern betrachten und akzeptieren, dass jede Entscheidung „Nebenwirkungen“ hat. Bevor sich hier wieder einige Rückwärtsgewandte empören: ich analysiere dieses Szenario emotionslos und wäge halt die Vor – und Nachteile für die Allgemeinheit nüchtern ab.

    Noch besser finde ich jedoch ein zweistufiges Modell: Beamte, Beschäftigte im öffentlichen Dienst sowie Politiker, die sich alle für das Gemeinwohl aufreiben, sollten eine kostenlose Gesundheitsversorgung erhalten.

    Ebenso alle neu Angekommenen, die noch nie die Möglichkeit hatten, ein finanzielles Polster aufzubauen.

    Für den Rest der Bevölkerung sollte hingegen gelten: Kassenbeiträge ja, aber die ärztliche Versorgung selbst zahlen. Das wäre die fairste solidarische Lösung, da jeder nach seinen Möglichkeiten trägt und gleichzeitig Eigenverantwortung lernt.

    Die Idee von Peter Heinz, fünf Prozent der Kosten eines Arztbesuchs selbst zu tragen, halte ich für sinnvoll. Sie würde nicht nur überflüssige Besuche reduzieren, sondern auch die Arbeitsqualität der Ärzte verbessern. Schließlich geht es nicht darum, dass Ärzte mehr verdienen, sondern dass sie weniger Zeit mit überempfindlichen Patienten verschwenden und sich stattdessen auf wirklich kranke Menschen konzentrieren können.

    Statt immer neue Lasten auf die Allgemeinheit abzuwälzen, sollten wir endlich lernen, Eigenverantwortung ernst zu nehmen.Ich finde dass das von mir hier knapp beschriebene Modell einer ernsthaften Prüfung unterzogen werden sollte.

    Loben möchte ich noch den Herrn Heinz, der sich ganz offensichtlich mit den wirklich drängenden Zukunftsproblemen auseinandersetzt, allerdings noch viel deutlicher Position beziehen müsste. Dieses Anspruchsdenken und diese grnzenlose Gier in dieser Gesellschaft ist mittlerweile unerträglich. Ich erinnere nur daran dass viele sich in der Pandemie erst dann der wichtigen und segensreichen Impfung unterzogen haben wenn es gleichzeitig eine kostenlose Bratwurst als Bonus gab. Das wirft ein bezeichnendes Bild, da müssen wir künftig gegensteuern.

  4. Inzidenzleugner 18. März 2025 Beim 0:45
    Tja, leider wird diese Zuzahlung wieder nur die arbeitende Bevölkerung treffen – Bürgergeldempfänger und „Neugäste“ werden weiterhin alles für lau erhalten.
    Na dann: viel Spaß!

    Das die Beiträge und Zuzahlungen für die arbeitende
    Bevölkerung steigen, ist zwangsläufig die Folge…

    “ In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz
    hinweist, für viel gefährlicher als derjenige der den
    Schmutz mach…“

    Irrenhaus Deutschland !!

  5. Beamte, der öffentliche Dienst, Politiker und Gäste sollen kostenlos versorgt werden (das wären ca. 70-80% der Bevölkerung), der Rest zahlt Kassenbeiträge plus die medizinisch Versorgung und Anmerkung meinerseits, natürlich die medizinische Versorgung der von Ihnen genannten Personengruppen. Das ist weder fair noch solidarisch.
    Genauso wenig wie die Tatsache, dass Privatversicherte andere Möglichkeiten nutzen können, als gesetzlich Versicherte oder, dass Beamte Familienzuschlag erhalten. Die Kinder von verbeamteten Personen sind einiges mehr Wert als die Kinder anderer Berufsgruppen.

    Fakt ist, dass das System krankt und das nicht erst seit gestern.

    Schauen Sie sich an, wie viele Menschen die KV nutzen ohne jemals eingezahlt zu haben. Tendenz weiter steigend!

    Bei prozentualer Beteiligung entsteht ein großer Nachteil für alle chronisch erkrankten Personen oder für Menschen mit Handicap.
    Eltern müssen / sollten mit Kindern regelmäßig zur Versorgeuntersuchung sollen sie das ebenfalls zahlen?

    Zuzahlungen entstehen jetzt schon bei zahnärztlichen Behandlungen, Kieferorthopädie, Sehhilfen, Medikamenten, Physiotherapie, Klinikaufenthalten,…Da könnte sich einiges Anhäufen je nach Ausgangssituation.

    Ihr bekannter Arzt könnte als Abhilfe eine Kurs-Kaffee-Stunde mit medizinischer Kurzberatung einführen. Die Praxis bietet Slow-Walking, Stuhlgymnastik, Ernährungsberatung, eine Handysprechstunde oder etwas Kreatives an. So bringt man Menschen zusammen und kann die Probleme, falls sie wirklich „nur“ sozialer Natur sind, lösen.

  6. Vielleicht lesen sie sich ihren Kommentar nochmal durch wenn sie wieder nüchtern sind. Sowas fällt einem normalerweise nur ab 2 Promille aufwärts ein .

    • Anstatt sich über den von Ironie triefenden Kommentar auszulassen sollten Sie sich vielleicht mit dem Fakt auseinandersetzen dass dieser offensichtlich der existierenden Realität bedenklich nahe kommt.

      Insofern sollten Sie dem Kommentatoren nicht gesteigerten Alkoholkonsum unterstellen, sondern ihre eigene Hirnfunktionalität hinsichtlich der Wahrnehmung der Realität überprüfen. Das scheint nicht richtig zu funktionieren, insofern mein Beileid.

  7. @Karin

    Falls sie mich meinen….
    Mein Kommentar bezog sich auf @bintolerant, da ich dies nicht gutheißen kann.
    Eigentlich hatte ich auch auf „Antworten“ gedrückt, um dem Bezug herzustellen.

    Ich bin grundsätzlich nüchtern, ausdrücklich GEGEN den Vorschlag von bintolerant und halte auch wenig von prozentualer Beteiligung, da wie bereits geschrieben, chronisch Erkrankte und Menschen mit Handicap benachteiligt werden.

  8. Ja das System ist krank. Ungarn hat eine gute Gesundheitsversorgung. Jeder/Jede zahlt 50 € in die Kasse, und es gibt nur Eine, das erspart sehr viel Kosten. Unterschiede wie, Privat, Beamte, Politiker gibts nicht.
    Alle Menschen sind gleich.
    Die Gebühren-und Steuerspiralen drehen sich in Deutschland immer schneller, ab Mai dürfen die Trierer auch noch höhere Kanalgebühren zahlen

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