BITBURG. Die Bundeswehr bildet jetzt auch ukrainische Soldaten und Sicherheitskräfte für Einsätze mit speziellen Diensthunden in Bitburg aus.
Der ukrainische Hundeführer sitzt hinter einer Häuserecke, neben ihm wartet sein belgischer Schäferhund auf das Kommando. Als der Gegner gegenüber erscheint, streckt der Ukrainer seine Hand nach vorn aus: Der Hund rast los, beißt sich im Arm des Mannes in Ganzkörper-Schutzpolsterung fest, bis Soldaten ihn stellen. Bei dieser Szene handelt es sich um eine Übung, die bei vier Diensthundeführern aus der Ukraine und ihren Hunden in Bitburg auf dem Ausbildungsprogramm der Bundeswehr stand.
Seit neustem werden in Deutschland auch ukrainische Soldaten und Sicherheitskräfte für Einsätze mit speziellen Diensthunden ausgebildet. Die Anfrage dazu sei aus der Ukraine gekommen: Es gebe Lehrgänge für Minenspürhunde, Kampfmittelspürhunde und für Hunde für den Schutzdienst, sagte die Fachexpertin für die Hundeausbildung bei der Bundeswehr.
Alle Hunde stammten aus der Ukraine. Einige Hunde hätten bereits in der Ukraine eine erste Ausbildung erhalten, andere kämen direkt vom Züchter und seien erst seit Kurzem bei ihrem Hundeführer. Die unterschiedlichen Level seien eine Herausforderung. Dutzende Diensthundeführer aus der Ukraine seien bereits geschult worden, sagte ein Sprecher der Bundeswehr.
In Bitburg ging es um den «Schutzhund». Vor Ort galten hohe Sicherheitsvorkehrungen, die Ukrainer waren vermummt. Die geprobten Zugriffsszenarien erst im Freien und dann in einem Gebäude würden sich auf einen «urbanen Kampf» beziehen, sagte die Expertin. Hunde bedeuteten mehr Sicherheit für Soldaten. Die Tiere seien mit ihrer besonderen Nasenleistung und ihrem «starken Willen, ein Gegenüber zu binden», unersetzbar.
Die Ausbildung für Diensthundeführer aus der Ukraine werde erst seit wenigen Monaten angeboten, sagte ein Sprecher des multinationalen Sondertrainingskommandos in Strausberg (Brandenburg). Sie finde bundesweit an verschiedenen Orten statt. Die Lehrgänge seien kompakt und dauerten mehrere Monate. Täglich mehr als acht Stunden und sechs Tage die Woche Programm seien üblich.
Bei den Übungen merke man ständig Fortschritte, sagte ein Ausbilder. Das Zusammenspiel zwischen Hundeführer und Tier sei «eng und intensiv», man begreife sich als Team. Für den «Kameraden» auf vier Beinen müsse man auch bei Verletzungen da sein. Vor Ort wurde auch die «erweitere Erste Hilfe» an Hunde-Dummys geübt. «Die erste Stunde nach der Verletzung ist immer die entscheidende Stunde, ob jemand gerettet werden kann», sagte die Hundeexpertin.
Ukrainer sind «hoch motiviert»
Manche Hunde lernten ukrainische Kommandos, andere Hundeführer kämen besser mit deutschen Befehlen klar, sagte der Sprecher. Die Ausbildung richte sich nicht nur an Soldaten, sondern auch an Sicherheitskräfte. Wie das Feedback bisher sei? «Die Ukrainer sind alle hoch motiviert», sagte ein Ausbilder. «Man merkt bei ihnen, sie wissen, wofür sie das tun.» Beim Training seien stets Dolmetscher dabei.
Das Sonderausbildungskommando ist seit 2022 für die Koordination der Ausbildung ukrainischer Soldaten auf deutschem Boden zuständig. Es gehört zu einer europäischen Ausbildungsmission, die die Ukraine im russischen Angriffskrieg unterstützt.
Bisher wurden in Deutschland rund 17.000 ukrainische Soldaten geschult, sagte der Sprecher des Sondertrainingskommandos. Bis Ende dieses Jahres gehe man davon aus, rund 20.000 Ukrainer erreicht zu haben. Bei den Schulungen bildete die Ausbildung an Waffensystemen wie dem Panzer Leopard 1, dem Flugabwehrsystem Patriot und der Panzerhaubitze 2000 den Schwerpunkt.
«Wir geben unser Wissen gerne an die ukrainischen Soldaten weiter», sagte die Ausbildungsfachfrau. «Und das ist aber keine Einbahnstraße. Wir profitieren davon, dass wir Erfahrungen austauschen können mit der jetzigen Situation, um das wieder zu benutzen, um unsere Ausbildung weiter zu verbessern.»