TRIER. Erstmals ist in Trier erfolgreich ein Kunstherz-System implantiert worden. Professor Dr. med. Assad Haneya, Chefarzt der Herz- und Thoraxchirurgie im Herzzentrum des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier, nahm mit seinem Team den rund sechsstündigen Eingriff vor. Schon nach wenigen Tagen konnte der Patient die Intensivstation wieder verlassen.
Das Herz gilt als „Motor des Lebens“, fortdauernd pumpt es Blut durch den Körper und stellt so die lebenswichtige Versorgung aller Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen sicher. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz jedoch schwächelt der faustgroße Hohlmuskel – mit der Folge, dass dessen wesentliche Funktionen nicht mehr gewährleistet sind. Eine besonders schwere Herzschwäche führt zum Tod, wenn sich nicht rechtzeitig ein Spenderherz findet. Da die Zahl der benötigten Spenderorgane deutlich höher liegt als die der Spenderherzen, braucht es Systeme, um Zeit überbrücken und den Patienten wieder zu einer verbesserten Lebensqualität verhelfen zu können.
Beides leistet das aus Frankreich stammende Kunstherz-System, bei dem es sich um ein „Total Artificial Heart“ (TAH) handelt und das nun erstmals in Rheinland-Pfalz am Herzzentrum Trier durch Professor Haneya erfolgreich implantiert wurde. Anders als bisherige Herzunterstützungssysteme, die primär zur Unterstützung der linken Herzkammer dienen, ermöglicht ein TAH auch bei Versagen beider Herzkammern eine Stabilisierung des Patienten durch einen kompletten Ersatz des Herzens. Wie ein echtes Herz erzeugt das TAH einen pulsierenden Blutfluss und reguliert sich mittels hochkomplexer Technologie selbst. Das Kunstherz passt sich den jeweiligen Bedürfnissen und Belastungen des Patienten an.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil des Systems, das in Deutschland bislang nur in wenigen großen Herzzentren implantiert wird: „Der Hersteller hat das Kunstherz so konzipiert, dass es ausschließlich über biologische Oberflächen verfügt. Der Patient muss deshalb nicht mehr dauerhaft blutgerinnungshemmende Medikamente einnehmen, womit das Risiko schwerer Blutungen deutlich reduziert wurde“, ergänzt Professor Haneya.
„Vor dem Hintergrund der Schwere seiner Herzschwäche – das Herz hatte zuletzt nur noch eine Pumpleistung von rund 10 Prozent und trotz intensivmedizinischer Maßnahmen konnte keine Stabilisierung mehr erreicht werden – verhilft das Kunstherz dem Patienten nun wieder zu einer deutlich höheren Lebensqualität“, erklärt Professor Dr. med. Nikos Werner, Chefarzt Kardiologie und Leiter des Herzzentrums Trier. Zugleich macht Professor Werner deutlich, dass es sich bei der Implantation eines Kunstherzens um eine Therapie handele, die als „ultima ratio“ zu verstehen und erst dann medizinisch geboten sei, wenn alle anderen Behandlungsoptionen keinen Erfolg mehr versprächen. Erklärtes Ziel bleibe, dass der Patient schnellstmöglich ein Spenderherz erhalte, so der Chefarzt weiter. Bis dahin gelte es, die bereits durch die Herzschwäche geschädigten Organe zu stabilisieren und einer weiteren Schädigung vorzubeugen.
Professor Haneya ist im Sommer vergangenen Jahres vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, ans Brüderkrankenhaus gewechselt. 2021 hatte er in Kiel die bundesweit erste erfolgreiche Implantation dieses neuen Kunstherzens geleitet. Die Implantation von Kunstherzen zählt gemeinsam mit der innovativen und minimalinvasiven Herzchirurgie zu den klinischen Schwerpunkten von Professor Haneya. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team von Herzchirurgen aus Deutschland und Frankreich, darunter dem ebenfalls von Kiel nach Trier gewechselten Leitenden Oberarzt Dr. med. Philipp Kolat sowie den Kardio-Anästhesisten führte der 45-Jährige nun auch den Eingriff im Brüderkrankenhaus durch. Die Entscheidung für die Implantation war gemeinsam mit dem Patienten im Herzteam aus spezialisierten Kardiologen, Rhythmologen und Herzchirurgen getroffen worden.
„Die sehr aufwändige Operation verlief ohne Komplikationen und der Kreislauf des Patienten hat sich nach der Aktivierung des Systems sehr schnell stabilisiert. Das interdisziplinäre Intensivteam unter Leitung von Dr. med. Thomas Gehrig, Leitender Oberarzt der Kardiologie im Herzzentrum Trier, kümmerte sich gemeinsam mit spezialisierten Pflegefachkräften am Anfang rund um die Uhr um den Patienten. Schon nach wenigen Tagen konnte der Patient die Intensivstation wieder verlassen“, berichtet Chefarzt Professor Haneya und spricht von einer „beachtlichen Teamleistung“. Ein großer Dank gelte allen an der Vorbereitung sowie der OP selbst und der postoperativen Behandlung des Patienten beteiligten Akteuren aus Medizin sowie Pflege, sowie den Therapieberufen und den Kardiotechnikern für ihren „großartigen Einsatz“. Man freue sich insbesondere, „dass die Krankenhausleitung mit der Ermöglichung dieser ersten Kunstherz-OP den Aufbau eines Programms für die Implantation von Kunstherzen im Herzzentrum Trier unterstützt“, so die Professoren Haneya und Werner. (Quelle: BBT-Gruppe, Region Trier )