Mögliche Beweise – Ausmaß des vernichteten Materials im Fall Dillinger überrascht!

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Symbolbild. Foto: dpa-Archiv

SAARBRÜCKEN. Als «voreilig und falsch» hat die saarländische Justizministerin Petra Berg (SPD) die von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken angeordnete Vernichtung möglichen Beweismaterials aus dem Besitz des Priesters Edmund Dillinger bezeichnet. «Es war ein schwerer Schlag für alle diejenigen, die sich mit großem Engagement für die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Vergangenheit einsetzen», sagte sie am Freitag im Justizauschuss des Landtags.

Die Sitzung sollte Hintergründe und Verantwortlichkeiten für die Vernichtung der Asservate aufklären. Der Ende 2022 verstorbene Priester aus Friedrichsthal im Saarland steht im Verdacht, über Jahrzehnte vor allem Jugendliche sexuell missbraucht und in teils pornografischen Posen fotografiert zu haben. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hatte sichergestelltes Material aus seinem Haus verbrennen lassen, nachdem sie keine Grundlage für Ermittlungen gesehen hatte.

Berg sagte, dies sei es «eine große Enttäuschung für die Opfer dieser Taten». Sie habe sich von Anfang an «für eine lückenlose, transparente Aufklärung» eingesetzt. «Damit so etwas nicht noch einmal vorkommt, habe ich veranlasst, dass die bestehenden internen Richtlinen zum Umgang mit Asservaten einer eingehenden Prüfung unterzogen werden», sagte sie. Zudem sollten Staatsanwälte in verpflichtenden Schulungen noch besser für Belange des Opferschutzes sensibilisiert werden.

«Der Staatsanwalt, der die Vernichtung der Asservate angeordnet hat, bedauert seinen Fehler sehr», sagte die Ministerin in der Sondersitzung. Er werde zunächst keine Jugendschutz- und keine Missbrauchsverfahren mehr bearbeiten. Er habe zudem einen Antrag auf Einleitung eines gegen ihn selbst gerichteten Disziplinarverfahrens gestellt. Das Ministerium hat seinem Antrag entsprochen und ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Generalstaatsanwalt Manfred Kost hatte sich Ende vergangener Woche für die Vernichtung entschuldigt. Zu dem verbrannten Material, das keine strafrechtliche Relevanz gehabt habe, gehörten laut Polizeidirektor Frank Mink rund 6850 Dias, 44 Videokassetten, 510 Negativ-Streifen und 43 Jahresterminkalender in Taschenbuchformat.

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5 Kommentare

  1. Ja, da kann es nur eins geben, um anderen den Weg zu zeigen : den Staatsanwalt sofort suspendieren und Rest seines Lebens den niedrigsten Satz Hartz IV verpassen.

  2. Und wieder mal wird der lange Arm der “frommen” Männer offensichtlich zu Tage getragen.
    Die Staatsanwaltschaft „hat keine Grundlage für Ermittlungen gesehen“ (was soll man auch auf nur 5860 Dias, 44 Videos, 510 Negativen und in 43 Kalendern schon finden können??) Der verantwortliche Staatsanwalt „bedauert“ sein Verhalten, wird „hart“ bestraft „Er werde zunächst keine Jugendschutz- und keine Missbrauchsverfahren mehr bearbeiten“ (man beachte das „zunächst“) und in ein paar Wochen ist es dann in der Öffentlichkeit im Dauerfeuer der Medien in Vergessenheit geraten.
    Taktik aufgegangen, sie haben (wieder mal) gewonnen…

    P.S.: Ich kann nicht soviel Essen, wie ich kotzen könnte!!!

  3. Staatsanwälte und Richter die himmelschreiende Entscheidungen treffen und Fehlurteile fällen , Polizei die schlampig ermittelt!? Funktioniert in diesem Land überhaupt noch irgendwas? Zumindest müsste in diesem Fall der verantwortliche Staatsanwalt sofort entlassen werden , seine Entschuldigung kann er sich jedenfalls in die Haare schmieren. Die ist für die Opfer dieses Pädophilen einfach nur eine Frechheit.

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