BAD NEUENAHR-AHRWEILER. Fast zwei Jahre nach der tödlichen Flutkatastrophe mit mehr als 180 Toten ist ein Großteil der Spenden ausgezahlt. Bei den beiden Organisationen mit den meisten Geldspenden sind seit der Flut mehr als 450 Millionen Euro eingegangen, wie Aktion Deutschland Hilft e.V. und das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe auf dpa-Anfrage mitteilten.
Beim Aktionsbündnis Katastrophenhilfe seien rund 91 Prozent der gespendeten 168,7 Millionen Euro ausgezahlt oder verplant. Aktion Deutschland Hilft – ein Bündnis mehrerer deutscher Hilfsorganisationen – hat nach eigenen Angaben insgesamt 283 Millionen Euro Spenden «für die Nothilfe und den Wiederaufbau in den Hochwassergebieten» erhalten. Wegen Abzügen für Aktions- und Betriebskosten stünden den Bündnisorganisationen davon rund 261 Millionen Euro zur Verfügung. 184 Millionen Euro, also rund 70 Prozent, seien bisher an die Organisationen ausgezahlt worden.
Laut einer Auswertung des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) von 2022 sind das die beiden Organisationen mit dem höchsten Spendenaufkommen. Es gab auch Spenden über zahlreiche andere Bündnisse sowie über private Wege. Von den gespendeten Geldern wurde unter anderem der Wiederaufbau finanziert. Die Organisationen unterstützen Haushalte, Vereine, Kitas, Alten- und Pflegeheime. Zudem gibt es psychosoziale Angebote, Seelsorge und Beratung.
Dass zwei Jahre nach der Flut noch nicht alle Spendengelder ausgezahlt sind, hat unterschiedliche Gründe. Betroffene müssen zuerst Anträge stellen, diese müssen geprüft werden. Außerdem fehlen in den Flutgebieten Gutachter und Handwerker. Dennoch sei es sinnvoll, dass noch Spendengelder übrig sind, sagte Tanja Rerich, Referentin für Hochwasserhilfe bei «Aktion Deutschland Hilft e.V.». «Es ist wichtig, dass noch Spenden zur Verfügung stehen, damit unsere Bündnisorganisationen Hilfsmaßnahmen umsetzen können.»
Insgesamt wurden laut einer Auswertung des DZI im ersten Jahr nach der Flut insgesamt etwa 655 Millionen Euro gespendet. Bei der Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 im Westen Deutschlands sind allein in Rheinland-Pfalz mindestens 136 Menschen ums Leben gekommen – davon 135 im Ahrtal und ein Mann in der Eifel. Ein Mensch wird noch vermisst. Im benachbarten Nordrhein-Westfalen starben bei Hochwasser nach extremem Starkregen 49 Menschen. Im Ahrtal wurden auf einer Länge von 40 Kilometern Straßen, Brücken, Gas-, Strom- und Wasserleitungen sowie rund 9000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Rund 42.000 Menschen waren in der Region betroffen. (Quelle: dpa)