SPANGDAHLEM. Auf der Air Base Spangdahlem hebt ein US-Kampfjet nach dem anderen ab. Sekundenschnell sind die F-16 in der Luft und ziehen scheinbar senkrecht nach oben. Kurz darauf gehen hochmoderne F-35-Tarnkappenjets an den Start, die derzeit in der Eifel zu Gast sind.
Grund ist die große internationale Luftwaffenübung «Air Defender 2023», in die der Stützpunkt Spangdahlem seit Montag eingebunden ist. Eigens dafür wurden die US-Tarnkappen-Bomber aus Vermont in den USA nach Spangdahlem verlegt. Sie ziehen die Blicke auf sich. «Jeden Tag wird eine Mission geplant, bei der ein bestimmtes taktisches Problem gelöst werden muss», erläutert Oberstleutnant Nathaniel Hofmann, Kommodore für die Einheit Unterstützung beim 52. Jagdgeschwader. «Jeder Einsatz ist also ein bisschen anders als der vorherige. Und die Aufgaben hängen auch von dem jeweiligen Luftraum ab.»
Konkreter wird er nicht. Aber insgesamt: «Es läuft richtig gut», sagt er am Mittwoch. Die Übung sei eine «einzigartige Möglichkeit», das Zusammenspiel zwischen den Nationen zu trainieren. Und: «Je besser wir uns auf Szenarien in Friedenszeiten vorbereiten können, desto besser ist es für den Ernstfall.»
«Air Defender 2023» ist die größte Luftwaffenübung seit Bestehen der Nato. An der Übung unter deutscher Führung nehmen bis zum 23. Juni 25 Nationen teil. Nach Angaben der Bundeswehr sind rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten sowie 250 Flugzeuge beteiligt, darunter 190 Kampfjets.
Der Schwerpunkt der Übung liegt in Norddeutschland, Rheinland-Pfalz ist aber mit dem US-Stützpunkt Spangdahlem und dem Truppenübungsplatz Baumholder (Kreis Birkenfeld) in den Übungsraum Süd eingebunden. Dieser Luftraum, der an Werktagen teils zwischen 13 und 17 Uhr genutzt wird, erstreckt sich auch über das Saarland.
Die F-35-Jets würden zu ihren Übungen eher in den Norden und in den Osten Deutschlands fliegen, während die F-16 gen Süden starteten, sagte Hofmann. Geübt wird die Verteidigung Deutschlands gegen einen Angriff eines fiktiven östlichen Bündnisses.
Der Kommodore des 158. Jagdgeschwaders Vermont Air National Guard, Oberst Daniel Finnegan, ist der deutschen Luftwaffe dankbar für die Vorbereitung. «Das Ausmaß und der Umfang dieser Übung darf nicht unterschätzt werden», sagt er. «Wir sind jetzt gerade zwei Tage in der Übung, aber es läuft alles sehr glatt.» Er sei mit den F-35 in der vergangenen Woche in die Eifel gekommen.
«Alle Luftwaffen sind immer ein bisschen unterschiedlich. Und es ist wichtig, dass sie zusammenarbeiten können», sagt er zu «Air Defender». Der hochmoderne Tarnkappenjet F-35 werde bereits in neun Ländern geflogen. «Mehr werden kommen und Deutschland wird dabei sein», meint der Oberst.
«Ab 2027 werden wir nach Plan die ersten F-35 in Deutschland sehen», sagt auch Benjamin Bauer vom Kommando Luftwaffe der Bundeswehr in Berlin. Sie würden auch auf dem Fliegerhorst Büchel stationiert. Der Tornado solle Ende 2030 außer Dienst gestellt werden, berichtet der Oberstleutnant, der gerade mit einer Gruppe von Soldaten wegen der F-35 auf der Base zu Besuch ist.
In Spangdahlem ist eine F-16-Kampfjetstaffel mit mehr als 20 Flugzeugen beheimatet. Die Staffel, die weltweit Einsätze der US-Air Force und der Nato unterstützt, ist das Kernstück des Flugplatzes. Zum 52. Jagdgeschwader gehören nach Angaben der Air Base mitsamt Angehörigen rund 10.000 Amerikaner.
Dass der US-Standort Spangdahlem prominent bei der Übung einbezogen ist, zeigt seine wichtige strategische Bedeutung. Fast schon vergessen sind da die einstigen Pläne des früheren US-Präsidenten Donald Trump, das Geschwader der F-16-Kampfjets von Spangdahlem nach Italien verlegen zu wollen. Trump hatte im Sommer 2020 vor seiner Abwahl den Abzug von 12.000 der rund 35.000 US-Soldaten in Deutschland als Strafaktion für die aus seiner Sicht mangelnden deutschen Militärausgaben angekündigt. Sein Nachfolger Joe Biden hatte den Truppenabzug gestoppt.
Rheinland-Pfalz ist nach Einschätzung des Innenministeriums das «transatlantischste» Bundesland. Rund 36 .00 Personen sind hier als «Stationierungseinwohner» der US-Streitkräfte gemeldet: Rund 29.500 leben in Gemeinden und knapp 7200 in US-Wohnsiedlungen, wie ein Sprecher sagte. Die Zahlen umfassen Soldatinnen und Soldaten, US-Zivilangestellte und Familienangehörige. (Quelle: Birgit Reichert/dpa)