TRIER/WITTLICH/MAINZ. Der Auftakt zur heißen Phase der Straßenfastnacht gehört den Frauen: In der Eifel, an der Mosel und am Rhein haben Tausende Weiberfastnacht oder Schwerdonnerstag gefeiert.
Pünktlich um 11.11 Uhr erstürmten die Närrinnen das Rathaus in Wittlich. In Mülheim-Kärlich jubelten die Menschen dem Möhnenumzug zu. Und in Mainz, wo die Tradition der Fastnacht am Donnerstag nicht so weit zurückreicht wie im Rheinland, tanzten nach Polizeiangaben 9000 Menschen rund um den Fastnachtsbrunnen.
In Wittlich drangen die Möhnen über eine lange Leiter durch ein Fenster in gut fünf Metern Höhe in das Alte Rathaus ein. Sie überwältigten Stadtbürgermeister Joachim Rodenkirch (CDU) und alle anwesenden Ratsmitglieder. «Alles verlief ganz der Tradition folgend», sagte ein Sprecher der Stadt.
Nach der symbolischen Machtübernahme flogen Süßigkeiten aus den Fenstern. Rodenkirch wurde mitsamt den Ratsmitgliedern auf den Marktplatz abgeführt, wo er den Stadtschlüssel an die närrischen Weiber übergab. Etwa 1000 Menschen hatten sich dort zum Feiern versammelt. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause habe man sich riesig auf den Tag gefreut, sagte der Sprecher.
«Wir freuen uns mega, dass wir es machen können», sagte die Vorsitzende des Möhnen-Clubs von Mülheim, Kornelia Punstein. Als es so weit war, rückten auch die langen Diskussionen über verschärfte Sicherheitsauflagen für Fastnachtsumzüge in den Hintergrund. Zu groß war die Freude, dass nach zwei Jahren Corona-Pause wieder ausgelassenes Miteinander auf der Straße möglich war. Etwa 6000 Menschen wurden zum «Möhnen-Treiben» erwartet. Die Sache mit dem Schlips-Abschneiden ist nicht mehr aktuell. «Dieser Brauch geht leider verloren», sagte Punstein. «Welcher Mann trägt heute noch Schlips?»
Frauen sind auch ohne Schere selbstbewusst. Melanie, Jessi und Anne sind als Piratinnen nach Mainz gekommen und feiern mit Sekt auf dem Schillerplatz. Sie sei gefragt worden, ob sie Piratenbraut sei, sagt Melanie. «Nein ich bin Piratin. Ich bin ja nicht von einem Typ abhängig.» Sie haben sich extra Urlaub genommen und sind aus Wiesbaden nach Mainz gekommen – «auf die richtige Rheinseite».
Paola ist der christliche Hintergrund der Fastnacht wichtig. Die junge Katholikin trägt ein Schild über den Schillerplatz und mahnt ihre Kirche: «Was Vatikan, das kann Mutti schon lang.» Und sie zitiert aus einem Lied der Kölnerin Carolin Kebekus: «Nächster Papst wird eher ein Heide als jemand mit einer Scheide».
Nach Angaben der Polizei verlief der Altweiberdonnerstag auf dem Mainzer Schillerplatz bis zum Nachmittag weitgehend friedlich. Ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzungen hätten die Beamten nach einer Auseinandersetzung zwischen Feiernden eingeleitet. Da immer mehr Narren die Straßen hoch und runter liefen, sperrte die Polizei ab dem Nachmittag eine Kreuzung in der Innenstadt für Autofahrer.
Auch die Trierer Polizei zog am späten Nachmittag eine positive Zwischenbilanz. Die Menschen hätten bis zum Ende des Bühnenprogramms auf dem Hauptmarkt meist ohne Zwischenfälle gefeiert. «Die Stimmung war gut. Unsere Einsatzkräfte mussten lediglich bei einer handgreiflichen Auseinandersetzung dazwischen gehen und drei Platzverweise aussprechen», teilte ein Polizeisprecher mit.