++ Flutnacht: “Unprofessionell” und “ungeschult” – heftige Kritik an an Verwaltungsstab der ADD ++

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Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott türmen sich wenige Tage nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 an einer Brücke. Foto: Boris Roessler/dpa/Archivbild

MAINZ. Der Verwaltungsstab der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) hat bei der Flutkatastrophe im Ahrtal nach Einschätzung eines Akademie-Referenten unprofessionell gearbeitet. Er habe den Eindruck gehabt, dass die Personen im Raum ungeschult seien und nicht wüssten, wie die Arbeit in einem Verwaltungsstab funktioniere, sagte der Referent der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung, Ulf Krüger, am Freitag im Untersuchungsausschuss Flutkatastrophe des Landtags in Mainz

Er habe den Eindruck gehabt, «dass alle Personen einen grundlegenden Schulungsbedarf» hatten. Ein Austausch des Stabs mit dem Chef der ADD, Thomas Linnertz, habe nach seiner Wahrnehmung kaum stattgefunden.

Das Coaching der Personen sei während der regen Arbeit des Stabs nicht machbar gewesen, sagte Krüger. Dies sei aber seine Aufgabe gewesen. Außer dem Coaching und Räumlichkeiten habe die ADD keine Unterstützung gewünscht.

Anstelle des Coachings sei eine zwei- bis dreistündige «Grundlagenschulung an vielen Stellen» erforderlich gewesen», sagte Krüger. Die Unterbrechung der Arbeit für diese Schulung sei aber aus Sicht des ADD-Stabs nicht möglich gewesen. «Alle, die dort waren, haben nach meinem Eindruck unter Volllast gearbeitet.» Er habe seine Bedenken dann unter anderem dem Innenstaatssekretär mitgeteilt und das Coaching eingestellt. «Wenn man Hilfe aufdrängt, die nicht gewünscht ist, kann das sogar hinderlich sein», sagte Krüger.

Nach Einschätzung des Obmanns der oppositionellen CDU-Landtagsfraktion, Dirk Herber, war die ADD «weder personell noch strukturell auf eine Einsatzleitung vorbereitet». Übungen der ADD seien auch nicht dokumentiert. «Dies ist umso erschreckender, da eine Einsatzleitung durch die ADD und das Vorhalten von Stäben zur Katastrophenbewältigung explizit im Katastrophenschutzgesetz vorgesehen sind.»

Die für den Katastrophenschutz zuständige ADD hatte am 17. Juli die Einsatzleitung von der Kreisverwaltung Ahrweiler übernommen. Bei der Flutkatastrophe am 14./15. Juli waren mindestens 134 Menschen ums Leben gekommen.

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1 Kommentar

  1. Ja das ist sicher alles sehr berechtigt. Die heutzutage in allen Bereichen vorhandene und zunehmende Inkompetenz gibt es also auch in diesen „Krisenstäben“, das ist ja spätestens seit der Flutnacht nichts Neues.

    MIr stellt sich aber in diesem Zusammenhang eine andere, für die Betroffenen doch letztendlich entscheidende Frage: warum haben die Opfer bis zum heutigen Tag – trotz der vollmundigen Ankündigungen der Landesmutter – ausser Impfbussen keine Entschädigung/Hilfe bekommen? In den letzten Monaten sieht doch jeder Blinde, dass die deutschen Steuermilliarden in der Welt verteilt werden, nur die „hier länger Lebenden bekommen nichts.

    Jesus sagte einmal sinngemäss: An Ihren Taten sollte ihr sie erkennen“. Das ist wahr, wie soll man nun in diesem Zusammenhang das Verhalten unsere „Volksvertreter“ und vor allem von Frau 3er bewerten???

    Nach meiner Logik – vielleicht kann das mit der „richtigen“ Logik plausibel erklären – vertreten diese Leute ganz eindeutig nicht unsere Interessen, also was machen die da???? Fällt das bereits unter „Delegitimierung“ wenn man diese Fragen stellt???

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