Party-Feeling: „Blau-Weiß“ Ehrang spielt Kriminalposse „Diamantenroulett“ in Schweich

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Die Tochter schöpft Verdacht: Oliver Kirchen als Fritz Sander, Elena Riemer als Vanessa Sander und Ingo Wirtz als Udo (v.l.n.r.). Foto: Alexander Scheidweiler

SCHWEICH. Corona- und flutbedingt musste der Theater- und Karnevalsverein „Blau-Weiß“ 09 Ehrang die Premiere der Kriminalposse „Diamantenroulett“ mehrfach verschieben. Gestern Abend war es aber endlich soweit: Das Stück konnte in der Stadthalle des Bürgerzentrums Schweich endlich aufgeführt werden. Ein begeistertes Premierenpublikum erlebte einen lustigen und mitreißenden Theaterabend.

Von Alexander Scheidweiler

Ein bisschen Party-Feeling, eine Prise frühsommerliche Leichtigkeit und Heiterkeit und sogar ein Hauch von Weihnachten lagen bei der gestrigen Premiere von „Diamantenroulett“ in der Luft. Die Kriminalposse aus der Feder des Krimi- und Bühnenautors Walter G. Pfaus wurde im Bürgerhaus Schweich von der Schauspieltruppe des Theater- und Karnevalsvereins „Blau-Weiß“ 09 Ehrang aufgeführt, in einer Bearbeitung von Theaterleiterin Maria Löw, die auch die weibliche Hauptrolle der Helga Sander spielte.

Kissenschlacht mit Oma: Elena Riemer als Vanessa Sander, Ingo Worts als Udo, Oliver Kirchen als Fritz Sander und Marion Thurn als Oma Kätchen (v.l.n.r.). Foto: Alexander Scheidweiler

Ein Hauch von Weihnachten im Mai? In der Tat! Denn der Traditionsverein hatte die Premiere des Stückes, das von der vorweihnachtlichen Zechtour Fritz Sanders (Oliver Kirchen) und seines Freundes Udo (Ingo Wirtz) sowie deren komisch-verwickelten Folgen berichtet, mehrfach verschieben müssen. Erst kam Corona, dann die Flut, dann wieder Corona – zuletzt musste der Verein die für den 4.12. letzten Jahres geplante Premiere auf den gestrigen 28. Mai 2022 verschieben. Daher also ein vorweihnachtliches Stück mit vorweihnachtlichem Bühnenbild, die festlich dekorierte gute Stube der Familie Sander vorstellend, und Weihnachts-Deko mit Christbaumkugeln auf den Tischen im Schweicher Bürgerzentrum.

Christbaumkugel und Zuckerstange im Schweicher Bürgerzentrum. Foto: Alexander Scheidweiler

Jürgen Haubrich nahm’s indes gelassen: „Fühlen Sie sich wie daheim unter Ihrem Christbaum“, so der 1. Vorsitzende von Blau-Weiß Ehrang augenzwinkernd bei seinen einleitenden Worten zum Theaterabend. Tatsächlich war die Stimmung an den Tischen in der Halle bei Stubbis und Moselwein hervorragend, so dass Haubrich sich viel später am Abend völlig zurecht mit den Worten „Ihr wart großartig und habt für eine phantastische Stimmung gesorgt“ beim Publikum bedankte – auch wenn ein paar Plätze frei geblieben waren, denn das Schweicher Bürgerhaus, von Bürgermeister Lars Rieger als Ausweichspielstätte zur Verfügung gestellt, ist doch etwas größer als das durch die Flut zerstörte Bürgerhaus in Ehrang, in dem der Verein bisher seine Theateraufführungen durchführte. Doch die Plätze müssen ja bei den nächsten Vorstellungen nicht frei bleiben!

Ob das stimmt? Babsi (Sonja Peuckmann, Mitte) und Helga Sander (Maria Löw, rechts) „verhören“ Fritz (Oliver Kirchen, links). Foto: Alexander Scheidweiler

Denn eins ist klar: Das blau-weiße Diamantenroulett garantiert einen unterhaltsamen Abend mit vielen Angriffen auf die Lachmuskeln. Die Vorgeschichte der turbulenten Ereignisse im Sander’schen Wohnzimmer wird in einem kleinen Vorfilm erzählt: Man sieht das Gangster-Pärchen Lars (Dennis Labarbe) und Elsa-Edwige (Julia Löw) unbeholfen bei Juwelier Klunkermann einsteigen, um einen großen Diamanten zu entwenden, während Fritz mit seinem Freund Udo, der mit seiner Frau Babsi (Sonja Peuckmann) gerade bei den Sanders zu Besuch ist, angetrunken aus einer Ehranger Pizzeria torkeln. Justament als die beiden Zechbrüder mühevoll in Fritz’ Auto einsteigen, schubst Elsa-Edwige, der die Polizei auf den Fersen ist, Fritz auf den Rücksitz, scheinbar für eine, sagen wir mal: amouröse Kuss- und-Fummel-Attacke, in Wahrheit aber, um den Diamanten loszuwerden, indem sie ihn in einem Kissen auf der Rückbank des Autos versteckt.

Danach fahren Fritz und Udo nach Hause – oder sie versuchen es zumindest. Denn ganz plötzlich springt ein Baum, so wird Fritz später behaupten, der sonst immer ganz friedlich an der Straße gestanden hatte, auf dieselbe, so dass Fritz nicht mehr ausweichen kann! Um den Crash und die Trunkenheitsfahrt zu verschleiern, montieren die beiden die Nummernschilder ab und verstecken sie im Sander’schen Wohnzimmer – wobei Udo auch das bewusste Kissen aus dem demolierten Auto mitgenommen hat und auf Fritz’ Wohnzimmercouch ablegt, die mit mehreren ähnlichen Kissen bedeckt ist.

Noch eine Kissenschlacht? Julia Löw als Elsa-Edwige, Dennis Labarbe als Lars und Marion Thurn als Oma Kätchen (v.l.n.r.). Foto: Alexander Scheidweiler

Eine fatale Konstellation: Während Lars und Elsa-Edwige den Diamanten wiederhaben wollen, der sich in irgendeinem der Sofakissen befindet, müssen Fritz und Udo das „Liebesabenteuer“ und den Autounfall vor ihren Gemahlinnen verschleiern – ein Unterfangen, das nicht leichter wird, als Fritz‘ Tochter Vanessa (Elena Riemer), die in die Polizistin Leo (Sandra Kordel) verliebt ist, den Verdacht schöpft, ihr Vater könne den bewussten Diamanten geklaut haben. Wie soll dieser Kuddelmuddel je wieder aufgelöst werden? Schwierig. Er verschlimmert sich denn auch über drei Akte zusehends, auch weil Oma Kätchen (Marion Thurn), die einfach keinen Schlaf findet und ständig mit den Sofakissen Kissenschlachten veranstalten will, bis zum überraschenden Ende des Plots immer wieder dazwischenfunkt.

Viel Situationskomik, etwa wenn Helga und Babsi ihre angetrunkenen Göttergatten „verhören“, um den Ungereimtheiten ihrer fadenscheinigen Ausreden auf den Grund zu gehen, viel Typenkomik, etwa wenn der gutmütig-einfältige Möchtegern-Schürzenjäger Fritz, auf seine Hände starrend, mit Blick auf die Knutschattacke von Elsa-Edwige philosophiert: „Hände, die am Busen einer Göttin waren, die können doch keine Nummernschilder halten“, und auch viel dialektaler Lokalkolorit, v.a. aus dem Mund von Oma Kätchen, sorgten immer wieder für Lachsalven im Publikum.

Die Polizei greift ein: Elena Riemer als Vanessa, Sandra Kordel als Leo, Marion Thurn als Oma Kätchen, Dennis Labarbe als Lars und Oliver Kirchen als Fritz Sander. Foto: Alexander Scheidweiler

Dabei machte das ganze Ensemble seine Sache wirklich hervorragend, wobei den Debüttanten Elena Riemer, Udo Wirtz und Sandra Kordel ein Extralob gebührt. Vereinschef Haubrich wies am Ende mit Recht darauf hin, dass Oliver Kirchen nicht nur als Theaterassistent das Stück gemeinsam mit Maria Löw einstudiert hatte, sondern auch den umfangreichsten Part bewältigen musste – was ihm als liebenswertes Schlitzohr Fritz auch über die lange Strecke überzeugend gelang. Ein Highlight, das sich in besonders viel Applaus niederschlug, war zweifellos Marion Thurn als Oma Kätchen bei ihrem mittlerweile 20. Auftritt auf der blau-weißen Bühne, aber auch Julia Löw als abgebrühte Gangsterbraut, die einerseits ihren Kompagnon Lars resolut herumkommandiert, andererseits die beiden Trunkenbolde Fritz und Udo mit affektiertem französischem Akzent als „Ed-wische“ (also gewissermaßen Hedwig mit Betonung auf der zweiten Silbe) um den Finger wickelt, war großartig und einfach superlustig!

Fazit: Ein wirklich gelungener, unterhaltsamer und witziger Theaterabend, zu dessen Atmosphäre auch das liebevolle und detailfreudige Bühnenbild mit Wohnzimmer-Atmosphäre – gestaltet von Christian Faßian, Volker Feil und Team – viel beiträgt. Wer bei einer flotten Mischung aus Krimi und Komödie mit einem Schuss Liebesgeschichte – am Ende kommen Vanessa und Leo natürlich zusammen – ein paar schöne Stunden verbringen will, kann das „Diamantenroulett“ noch am heutigen 29.5., 17.00 Uhr, am 4.6., 19.00 Uhr und am 5.6. um 17.00 Uhr im Bürgerzentrum Schweich sehen. Wie gesagt: Es gibt noch Karten!

Zur Homepage von Blau-Weiß Ehrang geht es hier: https://www.blau-weiss-ehrang.de.

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