Nach Polizistenmord: Kurt Beck gibt Internet und Videospielen Mitschuld an Gewaltbereitschaft

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Kurt Beck (SPD), ehemaliger Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, spricht. Foto: Andreas Arnold/dpa/Archivbild

MAINZ. Der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (72) hat nach dem Tod von zwei Polizisten während einer Verkehrskontrolle in der Pfalz eine zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft beklagt. «Eine solche Rohheit hat auch etwas damit zu tun, dass wir insgesamt schrittweise Übergriffe hingenommen haben», sagte Beck der Deutschen Presse-Agentur. Insbesondere durch das Internet und durch bestimmte Videospiele habe sich Brutalität – auch wenn sie dort nicht real sei – in die Gesellschaft geschlichen und bei vielen Menschen die Hemmschwelle zur Gewalt gesenkt.

«Wir brauchen eine Debatte darüber, was wir im Netz akzeptieren und tolerieren», meinte der ehemalige SPD-Chef. Zuletzt habe es durchaus ermutigende Gerichtsurteile wie im Fall der Bundestagsabgeordneten Renate Künast (Grüne) gegeben, dass das Verbreiten von Hassnachrichten nicht unter freie Meinungsäußerung falle. «Solche Zeichen braucht es, um Stück für Stück zurechtzurücken, was in den Köpfen an Normenverschiebung bei manchen stattgefunden hat.»

Man müsse auch wieder herausstellen, wozu die Polizei da sei, sagte Beck. «Sie stellt sicher, dass bei uns nicht das Recht des Stärkeren gilt. Das muss als Orientierungsgerüst wieder in die Köpfe.» Da sei auch Zivilcourage gefragt. «Wenn jemand die Polizei oder sonstige Einsatzkräfte mit schlimmsten Beleidigungen überzieht, obwohl sie oft ehrenamtlich und freiwillig für uns da sind, muss man widersprechen.»

Die Gewaltbereitschaft nehme nicht speziell in Rheinland-Pfalz zu, sagte Beck mit Blick auf die tödliche Amokfahrt eines Autofahrers Ende 2020 in Trier, den tödlichen Schuss auf einen Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein im vergangenen Jahr und jetzt die zwei erschossenen Polizisten. «Es betrifft ganz Deutschland – was nichts besser macht.»

Eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und ein 29 Jahre alter Oberkommissar waren bei einer Verkehrskontrolle am frühen Montagmorgen bei Kusel (Rheinland-Pfalz) erschossen worden. Wegen Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord und Wilderei sitzen zwei Tatverdächtige aus dem benachbarten Saarland in Untersuchungshaft. (dpa)

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12 Kommentare

  1. Sehr interessant Herr Beck,

    wenn Sie diese Schlüsse ziehen, muß ich Ihnen den Vorwurf machen
    Ihre Ausbildung bei Hütchenspielern gemacht zu haben.

    Anders kann ich mir nicht erklären, das Sie im Rahmen
    Ihrer politischen Laufbahn oftmals mit gezinkten Karten gespielt haben.

    • Was, bitte, hat ihr Kommentar mit dem Thema zu tun? Nichts. Die verbalen Enthemmungen, auch in diesem Forum, haben ein erschreckendes Ausmaß angenommen. Da ist der Schritt zur Tat stets nicht weit. Und manche glauben halt, sie stünden über den Gesetzen. Wehret den Anfängen, in Familien und Umfeld. Gewalt wird nicht vererbt, eher anerzogen!

  2. Ja klar, die anderen sind schuld, wie so oft und immer. Meines Erachtens liegt hier aber auch einiges an Fehlverhalten der 2 Polizisten vor. Kontrolle mit Verdacht auf Wilderei, dann ist schon mal sicher das die Waffen haben. Hatten die schußsichere Westen an und wie berichtet weder eine Kamera am Körper noch im Auto, etc. Bei sowas hätte man doch mindestens die Kontrolle mit gezogener Schußwaffe anfangen sollen, Rückendeckung für den anderen. Die Polizisten konnten noch nicht mal einen Schuß abgeben, das wirft Fragen auf.

    • Jupp, es ist dunkle Nacht. Bevor die Hinrichtungsschuesse gefallen sind, war es eine normale Verkehrskontrolle. Arglos. Sollen unsere Polizisten zukünftig bei jeder Kontrolle mit gezogenen und durchgeladenen Waffen vor uns stehen? Darauf kann es dann nämlich rauslaufen. Erst denken. Natürlich sind die Täter verantwortlich. Ganz allein. Zunächst die Täter. Und die Polizisten sind die Opfer, nicht andersrum.

  3. Mal abgesehen von dieser Wahnsinnstat , kommen Gewalt und Übergriffe eher aus einer ganz anderen Richtung ! Es betrifft auch die Ablehnung gegen unseren Staat , seine Gesetze und alle Personen die dazu angestellt sind . Das kommt zum Großteil von Migranten durch die immer mehr rechtsfreie Regionen entstehen in denen sie glauben alles regeln zu müssen . Polizistinnen werden von denen schon garnicht für voll genommen . Ich rate dazu jedem mal das Buch eine Polizistin „Deutschland im Blaulicht“ zu lesen . Dort wird auch beschrieben wie die Polizei seitens der Regierung komplett sitzen gelassen wird ! Was Herr Beck hier vom Stapel lässt , kommentiere ich von daher besser nicht erst !

  4. Die Polizei ist die Exekutive des Staates und wird als „Dein Freund und Helfer“ wahrgenommen, solange sie Gesetze und Recht umsetzt, das für alle gilt. Leider hat hier eine Erosion des Gleichheitsgrundsatzes eingesetzt, da seit der Ära Merkel klar ist, dass sich vor allem Politiker nicht mehr an Recht und Gesetz halten. Auch in der Coronaära wurden von Politikern Verordnungen erlassen und Forderungen laut, die mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht vereinbar waren und die Gerichte werden hier sicher einiges noch zu klären haben.
    Dieses Verhalten geht hinunter bis auf die Kommunalebene. Prominentes Beispiel: Der Leibe. Ich sage absichtlich nicht Herr Leibe, denn Respekt muss man sich verdienen und meinen Respekt hat er spätestens seit Beginn der Coronalockdowns verloren.
    Was war passiert? Wir erinnern uns:
    Ein Trierer Autohändler sollte ein Bussgeld zahlen weil zwei Damen des Trierer Ordnungsamtes auf Weisung vom Leibe versuchen sollten, ihn während des Lockdowns widerrechtlich zu einem Autoverkauf zu verleiten. (Anstiftung zu einer Straftat ist eigentlich auch rechtswidrig).
    Nachzulesen u.a. hier aber auch lokalo hatte darüber berichtet:
    https://www.volksfreund.de/region/trier-trierer-land/trierer-autohaendler-muss-keine-corona-strafe-zahlen_aid-54563711
    Dagegen war er vor Gericht gezogen und die Stadt Trier bzw DER LEIBE haben eine Schlappe erlitten, denn er musste natürlich nicht zahlen (müssig darüber zu spekulieren warum die Damen nicht auch noch angewiesen wurden in einer bestimmten Trierer Strasse Kunden anzulocken).
    Ein solches Verhalten finde ich des Bürgermeisters von Trier unwürdig und eigentlich sollte er zurücktreten, denn solche Art von Abzocke kommt üblicherweise in Städten wie Tijuana oder Bukarest vor, da kann es vorkommen dass die Polizei dich zum zu schnell fahren verleitet um dich hinterher abzuzocken.
    Randerscheinung solchen Verhaltens ist natürlich, dass die Exekutive, sprich Polizei und Ordnungsämter, nicht mehr als Beschützer sondern eher als Feinde wahrgenommen werden.
    Es gibt einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Grad an Korruptheit einer Staatsregierung und der Akzeptanz derselben durch die Bevölkerung. So kann man zwar nicht jede einzelne Straftat auf diesen Ursachenkomplex zurückführen, aber ich wage zu behaupten dass solche Wahnsinnstaten wie der Polizistenmord oder der Amoklauf von Trier mit einer gewisseen Wahrscheinlichkeit nicht passiert wären wenn es in den letzten ca 10-15 Jahren nicht erheblich mit der Integrität der hiesigen Politiker und damit unserer freiheitlichen Grundordnung bergab gegangen wäre.
    Was den Herrn Beck angeht und seine Aussage mit den Videospielen: Das ist ungefäh so dämlich wie die Aussage vom Ratzinger, dass die Fälle von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche auf die Liberalisierung sexuellen Verhaltens seit den 60er Jahren zurückzuführen seien.

  5. Wie hieß nochmal gleich der angeblich an der Bauchspeicheldrüse erkrankte Verbrecher, der sich deswegen aus der Poltik zurückgezogen hat, um seine Einbuchtung zu verhindern?

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