Tödliche Schüsse auf Gastronom aus Rheinland-Pfalz: Geständnis beim Prozess

Drei Männer stehen wegen gemeinschaftlichen Mordes und versuchten Mordes vor Gericht. Einer der Angeklagten sagt aber, auf eigene Faust gehandelt zu haben. Aus Rache für eine Gewalttat in seiner Familie.

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Foto: dpa-Archiv

LIMBURG. Vor dem Landgericht Limburg hat ein 28-Jähriger tödliche Schüsse auf einen Mann im mittelhessischen Wetzlar eingeräumt – und sich als alleinigen Täter bezeichnet. Der Angeklagte steht seit Donnerstag zusammen mit zwei 27 und 38 Jahre alten Männern wegen gemeinschaftlichen Mordes und versuchten Mordes vor Gericht. «Ich allein habe die Verantwortung», betonte er aber in einer Erklärung, die sein Verteidiger zu Beginn des Prozesses verlas. Niemand sonst habe etwas mit der Tat zu tun gehabt oder sei in die Pläne eingeweiht gewesen. Die beiden Mitangeklagten bestritten «energisch» und «entschieden» jegliche Beteiligung.

Bei der Tat im vergangenen September in Wetzlar war ein 39 Jahre alter Gastronom aus Rheinland-Pfalz gestorben. Er wurde attackiert, als er gerade mit seinem Wagen ausparkte. Ein weiterer Mann, der als Beifahrer neben ihm saß, überlebte den Angriff unverletzt. Diesen habe er auch nicht treffen wollen, so der 28-Jährige.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, aus einer Pistole sieben Schüsse auf die Beifahrerseite des Autos gefeuert zu haben. Drei Projektile trafen den 39-Jährigen, er verblutete innerlich. Die Mitangeklagten sollen zum einen für die Logistik und zum anderen für die Beschaffung der Waffe zuständig gewesen sein. Die drei Männer besitzen die türkische Staatsbürgerschaft und sind teils miteinander verwandt.

Die Anklage geht unter anderem von Rache als Motiv aus: Hintergrund soll ein tödlicher Familienstreit in der Türkei wegen politischer Differenzen gewesen sein, am Tag des Verfassungsreferendums im April 2017. Nach Aussage des 28-Jährigen sei es dazu gekommen, weil ein Teil der Familie Präsident Recep Tayyip Erdogan nicht habe unterstützen wollen.

Er wisse, dass er sich für die Tat in Wetzlar zu verantworten habe, so der 28-Jährige weiter. «Aber ich konnte nicht anders.» Der Vorfall in der Türkei und die Ungerechtigkeit hätten ihn «innerlich zerfressen». Zu den Opfern der dortigen Gewalttaten gehörten demnach sein Onkel und Großvater – der Täter soll der Bruder des in Wetzlar getöteten 39-Jährigen sein.

Der 28-Jährige hatte sich wenige Tage nach den Schüssen im September gestellt. Den Mitangeklagten will er erst nach der Tat davon erzählt haben. Diese sagten aus, dass sie die Schüsse weder gewollt, noch vorbereitet hätten und auch nicht daran beteiligt gewesen seien. «Ich erfuhr erst am Abend davon», ließ der 39 Jahre alte Angeklagte über seinen Verteidiger erklären. «Die Telefone liefen heiß.» Und der 27-Jährige erklärte: Hätte er von den Plänen des 28-Jährige geahnt, «hätte ich ihn abgehalten».

Das Landgericht will den Fall nach bisheriger Planung an elf Tagen bis Anfang September verhandeln. Ursprünglich hatte der Prozess bereits im März beginnen sollen, wurde aber wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben. Wegen der Abstandsregelungen konnte nur eine eingeschränkte Zahl von Zuschauern die Verhandlung am Donnerstag verfolgen.

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