Situation des heimischen Waldes: Welche Bäume können dem Klimawandel trotzen?

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Die Teilnehmer der Trierer Pressekonferenz zum Internationalen Tag der Wälder: Sophie Lungershausen (Geschäftsführerin Lokale Agenda 21 Trier, 2. von links), vom Forstamt Trier Julian Thiebes, Marcus Landenberger und Forstdirektor Gundolf Bartmann (von links). Foto: Forstamt Trier

TRIER. Um den deutschen Wald steht es nicht gut. Nach Auskunft des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten liegt hierzulande die mittlere Jahrestemperatur 1,5 0 Celsius über dem Bundesdurchschnitt. Die Klimaveränderung setzt insbesondere Nadelbäumen wie Fichte, Lärche und Küstentanne zu. Die Folge: 84 Prozent der Bäume weisen Schäden auf. Höchste Zeit hier etwas zu tun, sagt Gundolf Bartmann, Leiter des Forstamtes Trier.

Gemeinsam mit der Lokalen Agenda 21 Trier e.V. lädt das Forstamt am Samstag, 21. März, ab 10 Uhr in das Naturschutzgebiet „Mattheiser Wald“ zu einer öffentlichen Baumpflanz- und Waldschutzaktion ein und will dabei auch über die aktuelle Waldsituation informieren. Bei dieser Aktion können Kinder ihren ersten Stempel von insgesamt sechsen für das diesjährige Zukunftsdiplom der Lokalen Agenda 21 Trier erwerben.

Stürme und Trockenheit attackieren den Wald. Seit 2018 registriert das Forstamt Trier alleine in dem von ihm betreuten Gebiet rund 70.000 abgestorbene Bäume: „Das entspricht einer Schadholzmenge von rund 50.000 m3“, bilanziert Forstamtsmitarbeiter Lucas Landenberger. Wobei der Begriff Schadholz nicht von ungefähr kommt: „Insbesondere die privaten Waldbesitzer trifft die Situation in voller Härte: Die Preise für das Holz sind wegen des Überangebotes im Keller und zusätzlich muss der Waldbesitzer in die Wiederaufforstung investieren.“

Im vergangenen Jahr hat das Forstamt Trier in den von ihm betreuten Wäldern insgesamt 76.500 Bäume neu angepflanzt. Hilfe kommt unter anderem vom Land: „Für die vom Forstamt Trier betreuten Waldflächen fließen 2018 bis 2020 rund eine halbe Million Euro.“ Weitere Gelder werden vom Bund und aus der EU erwartet: „Verteilt auf mehrere Jahre stehen bundes- und europaweit rund 900 Millionen Euro für die Wiederaufforstung zur Verfügung.“ Was sich viel anhört, ist nach Ansicht der Fachleute aber eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn bis das Holz der Bäume geerntet werden kann, vergehen Jahrzehnte. Von der Sauerstoffproduktion eines ausgewachsenen Baumes mal ganz zu schweigen: „Neuanpflanzungen brauchen sehr lange, bis sie das leisten können, was ein ausgewachsener Baum schafft.“

Gemessen am landesweiten Vergleich ist die Region Trier bei der Menge an Schadholz bislang noch glimpflich davongekommen. „Das liegt daran, dass wir schon seit 50 Jahren, verstärkt seit 30 Jahren, auf einen Mischwald setzen“, erläutert Forstdirektor Bartmann. Die Durchmischung des Waldes mit Buche, Kiefern, Kirsche oder Kastanie hat sich als widerstandsfähiger erwiesen als reine Monokulturen, wo Schädlinge wie Borkenkäfer und Co ideale Lebens- und Fortpflanzungsbedingungen finden. Positiv behauptet sich der Mischwald auch bei der zunehmenden Zahl an Stürmen, die in Monokulturen schnell zu großräumigen Entwurzlungen und damit zu Schadholz führen.

Ist der Mischwald damit nun für den weiteren Klimaanstieg gewappnet? „Beileibe nicht!“ verneint Gundolf Bartmann. Das Problem ist die Zeit: „In der Theorie glauben wir zu wissen, welche Baumarten mit den hohen Temperaturen klarkommen. Ob das aber auch in der Praxis funktioniert, kann alleine nur die Zeit zeigen.“ Und diese Zeitspanne ist nicht gerade kurz: „Für aussagefähige Erfahrungen braucht man etwa 50 bis 80 Jahre.“

Der Weg aus dem Dilemma findet sich in der Vielfalt der Bäume, die nun verstärkt – so auch bei der öffentlichen Baumpflanzaktion am 21. März im Mattheiser Wald – gepflanzt werden. Bei der vierstündigen Aktion, zu der alle Bürger eingeladen sind, steht insbesondere die klimaangepasste Traubeneiche im Mittelpunkt. Doch alleine kann es auch diese Baumart nicht schaffen: „Zehn Prozent der Aufforstungen werden neue Baumarten sein, die Fichte dagegen wird sich langfristig aus dem Moseltal verabschieden“, prognostiziert Bartmann. Stattdessen könnte die Zahl von Eichen, Buchen, Linden, Douglasien und Weißtannen kräftig ansteigen.“

Sophie Lungershausen, Geschäftsführerin der Lokalen Agenda 21 Trier e.V., freut sich auf die erneute Zusammenarbeit mit dem Forstamt Trier. Doch weiß sie auch, dass die Aktionen des Zukunfts-Diploms Einzelaktionen sind, die in der Regel auf freiwilliger Basis in Zusammenarbeit mit Erziehern und Lehrern stattfinden. Und nur einen kleinen Teil der Bevölkerung ansprechen: „Deshalb ist es wichtig, dass das dringliche Thema Nachhaltigkeit endlich offiziell in die Lehrpläne an den Schulen aufgenommen wird“, lautet ihre Forderung an die Politik. Bis das aber Wirklichkeit wird, setzt sie alles daran, mit dem Zukunfts-Diplom so viele Schüler wie möglich von der ersten bis zur sechsten Klasse zu erreichen. Das Programm beinhaltet 59 Veranstaltungen und läuft bis einschließlich Oktober 2020.

Extra: Der Internationale Tag der Wälder in Trier
Die rund vierstündige Baumpflanz- und Waldschutzaktion startet am 21. März um 10 Uhr. Unter dem Motto „Gemeinsam für den Wald“ sind interessierte und engagierte Bürgerinnen und Bürger, ob jung ob alt, herzlich eingeladen mit anzupacken und sich vor Ort zu informieren. Gearbeitet wird auf einer knapp zwei Hektar großen Fläche. Die Zuwegung ist ab dem Gut Mariahof (Haltestelle Trebetastr. 82) ausgeschildert und innerhalb weniger Minuten zu Fuß zu erreichen. Die Teilnehmer sollten nach Möglichkeit Arbeitshandschuhe, Garten-/Astscheren und Spaten mitbringen. Vor Ort übernehmen Förster und Forstwirte die Anleitung der Arbeiten.

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