Ungewöhnliche Spende der Universität Trier

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Ungewöhnliche Spende des IAAEU (v.l.r.: Harald Reis, Laszlo Goerke, Maria Hermanns)

TRIER. 56 Spielzeug-Bagger hat die Universität Trier dem Hort Treffpunkt Weidengraben e.V. geschenkt. Statt mit den Baggern zu spielen, hatten zwei Forscher mit Kinderspielzeug eine Studie zur Arbeitsmotivation durchgeführt.

Mitten im Advent überreichten der Betriebswirtschaftsprofessor Dr. Laszlo Goerke und seine Sekretärin Maria Hermanns 56 LEGO-Bagger an den Hort Treffpunkt am Weidengraben. Der Erzieher Harald Reis war begeistert von dem Zugewinn an Bausteinen: „Solche Spenden kommen nicht oft vor. Unsere Kinder werden sich darüber freuen, denn sie spielen gern mit LEGO.“

Maria Hermanns hatte den Hort mit ihrem Anruf überrascht. Ihr Chef Laszlo Goerke, der wirtschaftswissenschaftliche Direktor des Instituts für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der EU (IAAEU), hatte sie gebeten eine Verwendung für die übriggebliebenen Bagger zu finden.
Gerade etwa 1.000 Meter Luftlinie liegen zwischen dem Hort für Grundschüler und dem Campus der Universität Trier. Die Nähe zur Universität ist dem Hort jetzt zum Vorteil geworden. Sekretärin Maria Hermanns hatte sich direkt an ihn erinnert, als sie auf der Suche nach einem Empfänger für die Bagger war.

Kinderspielzeug ist eigentlich eher eine Rarität an einer Universität. Doch mit den Baggern hatten die Wirtschaftswissenschaftler Mario Mechtel und Agnes Bäker eine Studie im IAAEU durchgeführt. Sie testeten mit dem Spielzeug die Arbeitsmotivation von Erwachsenen.

Gegen Geld sollte ein Proband nach einer Bauanleitung so viele Bagger wie möglich aufbauen. Je mehr Bagger die Person baute, desto mehr Geld bekam sie dafür. Aber die Bezahlung pro Bagger sank. Ein zweiter Teil der Probanden durfte mit einem anderen Probanden zusammen in einem Raum die Bagger aufbauen. Damit wollten die Forscher herausfinden, ob sich die Anwesenheit einer zweiten Person auf die Anzahl der fertiggestellten Bagger auswirken würde.

Nur, das war nicht alles. Die Wissenschaftler bauten noch ein weiteres Detail in den Versuch ein: Wer Bagger fertiggestellt hatte, durfte sie entweder auf dem Arbeitstisch sammeln oder ein Versuchsleiter zerlegte vor ihren Augen das gerade zu Ende aufgebaute Spielzeug wieder in alle Einzelteile. Bis die Erwachsenen genug vom Bau der Bagger hatten, sollten sie das Spielzeug immer wieder aufbauen und dann den Versuch selbst stoppen. Ziel der Wissenschaftler war es, dass die Probanden, die den Bagger zerstört bekamen, ihre Arbeit als weniger sinnvoll wahrnehmen.

Am Ende der Studie kam heraus, dass die Probanden, die nebeneinander arbeiteten, mehr Bagger aufbauten als die einzelnen Baumeister. Sie bauten sogar so viel mehr Bagger auf, obwohl jemand den Bagger vor ihren Augen wieder zerstörte, dass sie beinahe den Rückschlag der Zerstörung ihres Baggers ganz kompensierten, wo das Arbeitsergebnis der Einzelkämpfer deutlich geringer ausfiel. Die Forscher Mario Mechtel und Agnes Bäker schlossen daraus, dass gemeinsames Arbeiten sich vorteilhaft auf das Arbeitsergebnis vor allem bei weniger sinnvollen Arbeiten auswirken kann.

Gerade ist die Studie in dem wirtschaftswissenschaftlichen Fachmagazin Managerial and Decision Economics erschienen, sodass Dank der Spende des IAAEU nun endlich wieder Kinder mit den Bausteinen spielen dürfen.

Informationen zu den Autoren der Studien
Die Studie von Mario Mechtel und Agnes Bäker ist in dem wirtschaftswissenschaftlichen Fachmagazin Managerial and Decision Economics erschienen. Mechtel ist nach seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im IAAEU an der Universität Trier als Juniorprofessor für Volkswirtschaftslehre an die Leuphana Universität Lüneburg berufen worden. Agnes Bäker hält eine Assistenzprofessur an der Universität Zürich

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