RLP. Stand heute bleibt der mögliche Brexit ohne negative Rückwirkungen auf die Investitionen und Beschäftigung in Rheinland-Pfalz: 95 Prozent der rheinland-pfälzischen Unternehmen, die aktive Geschäftsbeziehungen mit Großbritannien unterhalten, planen keine Änderung ihrer Beschäftigtenzahl aufgrund des möglichen Austritts Großbritanniens aus der EU. Neun von zehn Unternehmen geben darüber hinaus an, auch bei den Investitionsausgaben keinen Anpassungsbedarf zu sehen. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Befragung der Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Rheinland-Pfalz, die ein erstes Stimmungsbild der rheinland-pfälzischen Wirtschaft nach dem Brexit-Referendum zeichnet.
„Diejenigen Unternehmen aus Rheinland-Pfalz, die Geschäftsbeziehungen mit Großbritannien unterhalten, haben die mit einem Brexit verbundenen Risiken bewusst und differenziert im Blick“, so Arne Rössel, Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. „Dabei reagieren die Firmen mit Bedacht. Direkte negative Auswirkungen auf Investitionen und Beschäftigung in Rheinland-Pfalz sind – insbesondere wegen der mehrjährigen Übergangszeit bis zu einem tatsächlichen Brexit – aktuell nicht zu befürchten. Mittelfristige Auswirkungen sind aber natürlich nicht auszuschließen.“ Tatsächlich rechnen fast 50 Prozent der antwortenden rheinland-pfälzischen Unternehmen mit Rückgängen bei Importen wie Exporten nach Vollzug des formalen Austritts Großbritanniens aus der EU.
Als wesentliche Risiken für die künftigen Geschäftsbeziehungen mit Großbritannien sehen die rheinland-pfälzischen Unternehmen allerdings mehrere Faktoren: Jeweils mindestens zwei Drittel der Unternehmen erwarten eine Zunahme nicht-tarifärer Handelshemmnisse wie Normen und Standards ebenso wie länger andauernde politische und rechtliche Risiken, steigende Zölle und wachsende Wechselkursrisiken infolge des Brexit.
Dementsprechend sieht die rheinland-pfälzische Wirtschaft die Perspektiven für Investitionen und Beschäftigung in Großbritannien skeptisch: Knapp ein Viertel der dort aktiven rheinland-pfälzischen Unternehmen plant, künftig weniger in Großbritannien zu investieren; 15 Prozent rechnen zudem mit einer Reduzierung der Beschäftigtenzahl vor Ort. 60 Prozent gehen zugleich von einer Verlangsamung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums in Großbritannien über mehrere Jahre aus.
„Bislang ist weder bei den rheinland-pfälzischen IHKs noch bei der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in London eine Zunahme an individuellem Beratungsbedarf seitens der Unternehmen in direkter Folge des Brexit-Votums festzustellen“, so Rössel. „Sollte sich die Stimmung aber drehen, steht den Unternehmen jederzeit die Außenwirtschaftsberatung der vier rheinland-pfälzischen IHKs mit 30 qualifizierten Ansprechpartnern zur Verfügung.“
Hintergrund:
Um die möglichen Rückwirkungen eines Brexit auf die heimische Wirtschaft fundiert beurteilen zu können, hatten die Industrie- und Handelskammern deutschlandweit ihre außenwirtschaftsaktiven Mitgliedsunternehmen um eine erste Einschätzung aus Unternehmersicht gebeten. Die Befragung fand im Zeitraum vom 27. bis 29. Juni 2016 statt.
Die Befragungsergebnisse für Rheinland-Pfalz basieren auf den Antworten von 306 rheinland-pfälzischen Unternehmen, die aktive Geschäftsbeziehungen nach Großbritannien unterhalten.