Bischof Ackermann: Predigt über Realismus und Weihnachtsbotschaft

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TRIER. Dass „die Dunkelheiten, die uns in welcher Form auch immer zusetzen, nicht das letzte Wort behalten“ – das ist das Vesprechen des Weihnachtsevangeliums. Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann in seiner Predigt zu den Anfangsworten aus dem Johannesevangelium an Weihnachten (25. Dezember) im Trierer Dom gesagt. Es verspreche nicht, dass denjenigen, die glauben, Dunkelheiten und Finsternis erspart bleiben. Doch gerade weil das Evangelium so nüchtern und realistisch sei, tue es gut: „Es behauptet nicht, das göttliche Licht sei in die Welt gekommen und damit seien alle Dunkelheiten hinweggefegt. Nein, es sagt: Das Licht kommt in die Finsternis. Es leuchtet in der Finsternis.“ Da sei Licht und Schatten, nicht nur schwarz oder weiß.

Dass das Weihnachtslicht nicht das Licht des ersten Schöpfungstages ist, das alles mit einem Schlag hell macht, sei ihm bewusst geworden mit Blick auf die vielen dunklen Stunden, die die Welt im zu Ende gehenden Jahr erleben musste, sagte der Bischof. Er erinnerte an die ungezählten Opfer von mörderischer Gewalt, Terror und Hass in Europa, in den Vereinigten Staaten, im Nahen Osten oder in Afrika.

„Ich denke an die dunklen Seiten, die in diesem Jahr mitten in unserer Gesellschaft in Form von Extremismus und Fremdenfeindlichkeit zutage getreten sind und die in den sozialen Netzwerken krebsartige Wucherungen hervorbringen.“ Die Dunkelheit, von der bei Johannes die Rede ist, lasse ihn aber auch denken an die Menschen, deren Leben überschattet sei durch Krankheiten, Beziehungskrisen oder das Scheitern von Lebensentwürfen.

Das Evangelium gehe jedoch weiter, wenn es vom Licht sagt: Und die Finsternis hat es nicht erfasst. Das bedeute: „Die Finsternis hat nicht die Kraft und die Macht, das Licht auszulöschen.“ Das sei wirklich „Frohe Botschaft gerade auch für unsere Zeit.Gottes Licht scheut die Finsternis unserer Welt nicht. Es trotzt ihr, und es leuchtet unbeirrt weiter“, sagte Bischof Ackermann. Jesus Christus sei die Zusage Gottes an die Menschen. Er sei das Licht, das keine Angst hatte, in die Finsternis der Welt zu gehen. „Das Licht, das Christus ist, leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ In diesem Satz sei die gesamte Botschaft des Glaubens auf den Punkt gebracht, erklärte Ackermann.

Er rief den Gottesdienstbesuchern das Bild von Kindern ins Gedächtnis, die nachts aus Angst vor der Dunkelheit die Eltern bitten, die Tür einen Spalt offen zu lassen, damit sie das Licht sehen. Um beruhigt einzuschlafen, genüge der eine Lichtstrahl, der sie wissen lasse, dass ihre Eltern für sie da sind. „Gottes Lichtstrahl, der Jesus Christus ist, müsste eigentlich auch uns erwachsenen Kindern Gottes reichen.“ Denn er befähige dazu, den dunklen Seiten des Lebens nicht auszuweichen und sich den Dunkelheiten dieser Welt, ihren Grausamkeiten und Ängsten zu stellen. „Wir brauchen all das nicht auszublenden, und wir sollen es auch nicht. Aber wir brauchen uns auch nicht davor zu fürchten, dass die Dunkelheiten uns überwältigen.“

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